Sinnliche Naechte in Paris
taumelte zurück. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Die Stimmen wurden leiser – offensichtlich waren die beiden Männer auf die Terrasse getreten.
Am liebsten wollte sie davonrennen. Einfach nur weglaufen und diesen furchtbaren Ort endlich hinter sich lassen.
Stattdessen zwang sie sich dazu, langsam ihre Bewegungen fortzusetzen. Leise. Zurück durch das Foyer und die Tür. Die große Treppe hinauf.
Was für eine Närrin war sie doch gewesen!
Natürlich wusste sie von Anfang an, dass Liebe nichts mit Khalils Heiratsantrag zu tun hatte. Er hatte sie überhaupt nur gefragt, seine Frau zu werden, weil es keine andere Möglichkeit gab.
Aber eine schlichte Wahrheit war von ihr übersehen worden.
Es war ausschließlich der Antrag, nicht ihre Antwort, der eine Rolle spielte.
Es gab nichts zu packen.
Das war die gute Nachricht.
Layla zog das Pariser Kleid aus, streifte die Pumps ab, zog ein seidenes T-Shirt über, eine Jeans, flache Sandalen und eine leichte Jacke.
Die schlechte Nachricht bestand darin, dass sie nicht wusste, wie sie den Palast verlassen sollte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Sie wollte Khalil nicht in Verlegenheit bringen und ihm auch nicht noch mehr Schwierigkeiten bereiten.
Auf seinem Schreibtisch lagen mehrere Bögen Papier. Sie nahm ein Blatt und einen Stift zur Hand und begann zu schreiben.
Khalil:
Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich kann die Hochzeit nicht durchziehen. Heute Abend ist mir klar geworden, dass ich einfach nicht in deine Kultur passe. Ich brauche Freiheit. Un abhängigkeit. Das Recht, meinem eigenen Weg zu folgen. Als deine Frau wird mir das niemals möglich sein.
Sie starrte auf die Zeilen. Würde er das glauben? Ja. Nach der Dinnerkonversation mit seinem Vater sicherlich. Außerdem würde er es glauben wollen.
„Wenn es einen anderen Weg gäbe“, hatte sein Vater gefragt, „würdest du das hier dann tun?“
Layla wusste, dass sie sein gequältes „Nein“ ihr ganzes Leben lang hören würde.
„Mylady?“
Erschrocken wirbelte sie zur offenen Tür herum, die ihr Zimmer mit dem von Khalil verband. Hassan verbeugte sich tief.
„Ich wollte das Schlafzimmer des Prinzen für die Nacht vorbereiten. Verzeihen Sie mir, dass ich einfach so eindringe. Es sei denn – brauchen Sie etwas, Mylady?“
„Nein. Nichts … Warten Sie!“ Layla zögerte, doch welche Wahl hatte sie schon? „Ich brauche doch etwas.“
„Natürlich. Was auch immer Sie wünschen. Eine Kanne Tee? Kaffee? Ich brauche nur ein paar Minuten …“
„Nichts dergleichen.“ Sie holte tief Luft. „Ich brauche … ich muss nach Hause fliegen. Nach Amerika.“
Hassan starrte sie an, als hätte sie ihn gebeten, einen Flug zum Mond für sie zu organisieren.
„Mein Herr ist der Einzige, der Ihnen dabei helfen kann.“
„Nein. Das kann er nicht. Ich … ich will nicht, dass er etwas davon weiß.“
Der alte Mann wurde ganz blass. „Aber Sie werden ihn heiraten!“
„Ich kann nicht.“ Ihre Stimme zitterte. „Ich liebe ihn zu sehr, um ihn zu heiraten.“
„Das verstehe ich nicht. Mylady. Wenn Sie ihn lieben …“
„Hassan, wenn Sie ihn lieben, dann helfen Sie mir. Und Sie werden ihm nichts von alledem verraten.“
Die Sekunden vergingen. Dann, als sie schon die Hoffnung aufgegeben hatte, nickte Hassan.
„Ich werde es tun.“
Letztlich war es ganz leicht.
Hassan führte sie durch den Dienstboteneingang zu einem Lieferwagen, der im Küchenhof parkte. Sie kauerte sich in den hinteren Teil, zwischen einige leere Kisten und Kartons, und Hassan setzte sich ans Steuer. Die Wachen winkten sie heraus, und sie fuhren dieselbe Straße entlang wie zuvor, nur dass sie diesmal nicht die Abzweigung nahmen, sondern direkt den Weg zum Terminal einschlugen.
Layla drückte den alten Mann. „ Shukran “, sagte sie bewegt. „Danke.“
Er nickte und verabschiedete sich von ihr. „Möge Gott mit Ihnen sein, Mylady.“
Es war schon spät. Das Terminal lag verlassen da. Nur ein paar müde Reisende saßen in der Wartehalle, während ein Gepäckträger den Fußboden reinigte. Die Ticketschalter waren nicht besetzt. Layla wählte einen Platz weit von den anderen Anwesenden entfernt. Sie schaute auf die große Wanduhr und wartete fünfzehn Minuten, zwanzig.
Wie lange konnte es dauern, bis die Schalter besetzt wurden? Ihr war völlig egal, wohin sie flog. Sie würde einfach ein Ticket für den erstbesten Flug kaufen … Ihr stockte der Atem. Welches Ticket? Sie hatte kein Geld. Keinen Pass. Keine
Weitere Kostenlose Bücher