Sinnliches Erwachen
wären ihre Muskeln verspannt. „Ich erzähl dir dann, wer das Rennen gewonnen hat, La-La.“
Hatte sie auch nur den Hauch einer Ahnung, dass das Böse auf ihr lastete und ihr auf Schritt und Tritt folgte?
Wusste sie, dass sie vollgepumpt war mit Dämonengift, genau wie ihre Schwester? Dass sie, wenn sie nicht dagegen ankämpfte, genauso enden würde, mit Dämonen, die sich in ihren Leib fraßen?
Koldo könnte den Paura und den Grzech töten, aber es blieb dabei:Andere Dämonen würden spüren, dass sie leichte Beute war, und sie angreifen. Unwissend, wie sie offensichtlich war, würde sie ihnen von Neuem erliegen.
Um auch nur annähernd längerfristigen Erfolg zu ermöglichen, müsste er ihr beibringen, wie sie sich gegen ihr Gift zur Wehr setzen konnte. Doch um das zu erreichen, bräuchte er Zeit und ihre Kooperation. Zeit, die sie vielleicht nicht hatte. Kooperation, zu der sie möglicherweise nicht bereit wäre. Aber … vielleicht war sie es, der er nach dem Wunsch des Höchsten helfen sollte. Vielleicht sollte Koldo den Rotschopf vor dem Schicksal ihrer blonden Schwester bewahren.
So oder so, die Entscheidung, ob er ihr half oder nicht, lag bei Koldo. Germanus und Zacharel mochten Befehle erteilen, nicht aber der Höchste. Nicht einmal, wenn Er eine Wahrheit enthüllte. Er setzte sich niemals über den freien Willen eines anderen hinweg.
„Willst du mitmachen, Kumpel?“, warf Axel ihm über die Schulter zu, während er die mittlerweile fauchenden Dämonen hinter der Rothaarigen weiter traktierte. „Ich werd nämlich gleich mal einen Gang zulegen.“
„Ein Gang höher als nervig ist bloß ärgerlich“, gab er zurück, während er innerlich brodelte vor Zorn, weil er bereits wusste, dass er sich für die von Zacharel erteilte Mission entscheiden würde. Das Überleben stand immer an erster Stelle.
Warum war er überhaupt wütend? Dann gefiel ihm eben die Stimme des Mädchens – na und? Was bedeutete sie ihm schon? Gar nichts. Warum sollte er sich um sie und ihre Zukunft Gedanken machen?
„Wir haben eine Pflicht“, erinnerte er Axel. „Lass uns zusehen, dass wir sie erledigen.“
Augenblicklich versuchten sich in ihm Schuldgefühle breitzumachen. Wer auch immer sie war – oder nicht war –, es war kalt und herzlos von ihm, sie einem solchen Schicksal zu überlassen, oder etwa nicht? Dieselbe Wahl hätte sein Vater getroffen. Seine Mutter … Er war sich nicht sicher, was sie getan hätte. Es hatte immerhin gewirkt, als liebte sie außer Koldo jeden.
„Komm schon, Tiger“, stachelte Axel ihn an. „Für ‘ne kleine Vergnügungspause ist immer Zeit.“
„Komm du lieber“, entgegnete Koldo. „Jetzt!“ Bevor er es sich doch noch anders überlegte.
„Schon gut, meinetwegen.“ Axel schlenderte um die Dämonen herum und versetzte einem von ihnen einen Tritt in die Kniekehlen. Geschickt drehte der andere den Oberkörper, um Axel eine massige Faust an die Schläfe zu rammen, sodass der Krieger an die Wand geschleudert wurde.
Sofort eilte Koldo zurück in den Raum und stellte sich vor seinen Bruder, um ihn davon abzuhalten, zu einem ernst gemeinten Angriff überzugehen. „Fasst ihn noch einmal an und ihr könnt euch aus nächster Nähe ansehen, wie ich mit dem Feuerschwert umgehe“, warnte er die Dämonen.
Loyalität bedeutete Koldo viel. Ob sie nun verdient war oder nicht.
„Genau.“ Axel klang nicht im Geringsten verärgert oder auch nur außer Atem. Er klang fröhlich. „Da schließ ich mich direkt mal an.“
Mit einem Seitenblick erfasste Koldo, dass Axel mit erhobenen Fäusten von einem Fuß auf den anderen hüpfte. Der Mann konnte nicht Tausende von Jahren alt sein. Es war einfach nicht möglich.
„Ihr seid hier die ungebetenen Gäste“, behauptete der Dämon, der Axels Schädel mit einem Baseball verwechselt hatte. Seine Stimme war wie Glasscherben in den Gehörgängen. „Das Mädchen gehört uns.“
Mühsam kämpfte Koldo den Drang nieder, die Dämonen zu Brei zu schlagen, während er hinter sich griff, Axel beim Kragen packte und ihn durch die Tür zurückauf den Flur stieß. „Ich bete, dass wir uns wiedersehen“, drohte er den Monstern.
Ein Fauchen schallte ihm hinterher, als Koldo aus dem Zimmer stapfte.
In der Mitte des Gangs erwartete ihn Axel, das schwarze Haar um ein Gesicht gelockt, von dem er gern behauptete, die Frauen erblickten es in ihren Träumen – weil er es in seinen eigenen sah. Der Blick seiner strahlend blauen Augen schien Koldo förmlich zu
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