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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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lassen, wenn sie niemand dazu zwang – doch selbst dann könnte sie jederzeit andere an sich heranlassen.
    Es brannte in seiner Brust, als er sich dem Mädchen auf dem Bett zuwandte. Aber … sein Blick drang durch die zerknitterte Decke, das dünne Krankenhaus-Nachthemd, selbst durch Fleisch und Knochen. Was er sah, verblüffte ihn.
    Für ihn war die Blondine jetzt durchsichtig wie Glas, wodurch er freien Blick auf den Dämon hatte, der sich in ihren Körper gewühlt hatte. Ein Grzech, aber eine andere Art als der, der den Rotschopf plagte. Dieser hatte Tentakel, die sich durch die Gedanken der Blonden bis in ihr Herz erstreckten und ihr das Leben aussaugten.
    In schwierigen Situationen segnete der Höchste seine Gesandten oft mit besonderen Fähigkeiten, so zum Beispiel mit diesem „Röntgenblick“, wie er andere dazu hatte sagen hören. Bis jetzt war Koldo noch nichts dergleichen passiert. Warum hier? Warum jetzt? Warum bei diesem Mädchen und nicht bei dem anderen?
    Eine Sekunde später traten all diese Fragen in den Hintergrund, als Koldo von jetzt auf gleich erfuhr, wie genau ihr das widerfahren war, als würden ihm die Informationen direkt ins Hirn projiziert.
    Als Frühchen in der sechsundzwanzigsten Woche zur Welt gekommen, hatten die Blonde und ihre rothaarige Zwillingsschwester mit einem angeborenen Herzfehler ums Überleben kämpfen müssen. Sie waren mehrfach operiert worden und beide unzählige Male beinahe gestorben – wobei jedes Mal jegliche Fortschritte wieder zunichtegemacht worden waren. Über die Jahre hatten ihre Eltern sich angewöhnt,ihnen zu sagen: „Du musst dich beruhigen, sonst bekommst du wieder einen Herzstillstand.“
    Unschuldige Worte, die den beiden hatten helfen sollen – so schien es zumindest.
    Worte waren eine der größten Mächte, die es gab, ob die Menschen es nun wussten oder nicht. Der Höchste hatte diese Welt mit Seinen Worten erschaffen. Und die Menschen, die nach Seinem Bilde gemacht worden waren, konnten den Verlauf ihres gesamten Lebens mit ihren Worten lenken, ihr Mund war wie das Steuerruder eines Schiffs, wie die Zügel eines Pferdes. Mit ihren Worten schufen sie. Mit ihren Worten zerstörten sie.
    Irgendwann hatte sich in der Blonden die Vorstellung festgesetzt, jeder noch so kleine Gefühlsausbruch würde tatsächlich einen neuerlichen schmerzhaften Herzanfall auslösen. Und mit diesem Glauben war auch die Furcht zum Leben erwacht.
    Furcht – der Anfang vom Ende, denn die himmlischen Gesetze besagten, dass alles, was jemand fürchtete, ihm auch zustoßen würde. Im Fall der blonden Frau hatte ihre Furcht sie in Form des Grzech heimgesucht. Sie hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und sie war ein so leichtes Ziel gewesen.
    Zu Beginn hatte der Dämon ihr sein Gift ins Ohr gehaucht, ihr destruktive Dinge eingeredet.
    Jeden Moment könnte dir das Herz stehen bleiben.
    Oh, diese Schmerzen … Es ist schier unerträglich. Das überlebst du nicht noch einmal.
    Diesmal können die Ärzte dich vielleicht nicht wiederbeleben.
    Dämonen wussten, dass die Augen und Ohren der Menschen ein Tor zu ihren Gedanken waren, und die Gedanken waren das Tor zum Geist. Als die Blonde sich also mit diesen furchtbaren Einflüsterungen beschäftigt hatte, sie ohne Unterlass in ihrem Kopf umhergewälzt hatte, war ihre Angst auf ein Vielfaches angeschwollen und zu einer vergifteten Wahrheit geworden. Ihre Abwehr war zerbröckelt, und schließlich hatte der Dämon sich in ihr Inneres schlängeln können, wo er sich festgesetzt hatte und sie nun von innen heraus zerstörte.
    Nun hatte sie tatsächlich einen weiteren Herzanfall erlitten, und das lebenswichtige Organ war zu geschwächt, als dass die Medizin der Menschen es noch hätte retten können.
    Wollte der Höchste, dass Koldo ihr half, auch wenn sie nicht das Ziel seiner augenblicklichen Mission war? Hatte Er ihm deshalb all das enthüllt?
    Seufzend lehnte die Rothaarige sich auf ihrem Stuhl zurück und zog Koldos Aufmerksamkeit damit wieder auf sich. Nun sah er wieder Fleisch und Blut vor sich statt der Geisterwelt. Die Gabe des Höchsten erstreckte sich nicht auf sie.
    Ihm blieb keine Zeit, sich nach dem Grund zu fragen. Ein Hauch von Zimt und Vanille stieg in seine Nase, sogleich gefolgt von ekelerregendem Schwefelgestank. Ein Geruch, den das Mädchen nicht loswerden würde, solange die Dämonen an ihr klebten.
    „Wird Zeit, dass ich mich wieder auf den Weg mache“, erklärte sie und massierte sich den Nacken, als

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