Sinnliches Erwachen
sie. „Diese Kreaturen wollen Koldo verletzen. Kannst du sie töten?“
„Ja.“ Ohne Zögern. Das Böse durfte nicht toleriert werden.
„Gut. Denn sie haben unsere Anwesenheit gespürt, was bedeutet, dass die Schlacht eingeläutet ist.“ An die anderen gerichtet, rief er: Tötet nur die, die auf das Mädchen losgehen.
Auf wundersame Weise drangen die Worte durch ihren Kopf statt an ihre Ohren.
Es blieb keine Zeit für Fragen, keine Zeit zum Staunen. Er glitt nach unten und setzte sie auf der Straße ab. Mit einem dumpfen Geräusch landete sie, und Staub wirbelte auf. Die Dämonen schossen aus den Schatten hervor, schnurstracks auf sie zu – doch da waren Zacharels Männer, erleuchteten mit ihren Flammenschwertern die Nacht und hieben auf die Dämonen ein, bevor sie Nicola erreichten. Grunzen und Ächzen hallte durch die Luft. Bald rollten Köpfe.
So dicht vor ihr …
Glücklicherweise waren keine anderen Menschen hier. Wahrscheinlich war es zu spät.
Bevor sie sich aus ihrer Erstarrung lösen konnte – ich hab gedacht, ich wäre bereit … falsch gedacht – , schnappte Zacharel sie sich erneut und setzte seinen pfeilschnellen Flug auf das Gebäude zu fort, das immer näher rückte. Und näher. Er wurde einfach nicht langsamer.
Fest kniff sie die Augen zusammen und wartete auf den Aufprall. Doch dann schoss er abwärts. Weiter und weiter. Sicherlich mussten sie jeden Moment auf dem Boden aufschlagen … jetzt! Doch der Knall ließ auf sich warten. Die Luft kühlte sichum ein weiteres Grad ab, und sie spähte nach unten. Auf einmal waren sie unter der Erde und – stürzten weiter hinaa aaab. Sie schluckte einen panischen Schrei hinunter.
Als sie auf dem Boden einer Höhle landeten, stellte Zacharel sie auf die Füße und ließ sie los. Dann reihten er und seine Männer sich hinter ihr auf, verwandelten sie in eine einzige riesige Zielscheibe. Erschrockenes Keuchen ertönte ringsum aus dem plötzlich lebhaften Zeltlager, gefolgt von wütendem Grollen. Schritte polterten. Kahlköpfige Krieger stürmten auf sie zu. Kurz bevor sie Nicola erreichten, sprang Zacharel vor und griff an, schwang sein flammendes Schwert. Schmerzensschreie und panisches Gebrüll erhoben sich. An die Stelle von Keuchen und Grollen trat jetzt Stöhnen und Grunzen.
Immer mehr Glatzköpfe stürzten sich auf sie, und auch die restlichen Krieger lösten sich aus der Formation hinter ihr, traten neben sie, um sie davor zu bewahren, über den Haufen gerannt zu werden – oder enthauptet. Heiß tanzten ihre Schwerter durch die Luft, schlitzten auf, metzelten nieder. Fleisch verbrannte. Schreie mischten sich in den Chorus. Die geflügelten Soldaten schossen in die Luft, überschlugen sich, tauchten hinab, bewegten sich so schnell, dass sie Schwierigkeiten hatte, dem Geschehen zu folgen. Einige Nefas flüchteten. Andere rannten auf das Gemenge zu. Doch Zacharel und die anderen durften niemanden verfolgen.
„Nicola“, erklang Zacharels Stimme neben ihr. „Mach irgendetwas, um die Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen. Bring auch den Rest dazu, dich anzugreifen.“
Ja. Natürlich.
Nein, dachte sie in der nächsten Sekunde. Sie war hier, um zu kämpfen, nicht, um aus der Ferne zuzusehen. Nicht, um zuzusehen, wie andere fielen, um sie zu verteidigen. Sie konnte selbst etwas tun. Und das würde sie auch.
Sie streckte den Arm aus und blickte hinunter auf ihre Hand. Ihre leere Hand. Was hatte sie vorhin getan, um das Feuerschwert herbeizurufen? Sie dachte an den Moment zurück. Laila war gerade gestorben. Oh, meine liebste Laila. Die Dämonen hatten Nicola soeben bedroht. Sie hatte sich ihr Leben mit Koldo ausgemalt.
Freude hatte sie erfüllt.
Freude also.
Nichts machte sie glücklicher als der Gedanke an Koldos Rettung, an ihr Leben an seiner Seite, das Leben, für das sie geboren worden war. Also würde sie genau das tun. Koldo retten.
Flammen erwachten zu Funken sprühendem Leben.
„Du und deine Männer, ihr sammelt so viele Nefas ein, wie ihr könnt“, wies sie Zacharel an, „und ich versetze ihnen den Todesstoß. Tut es nicht, um Koldo zu helfen, sondern um mich vor ihrer Rache zu bewahren. Du weißt, dass sie unerbittlich hinter mir her sein werden, wenn ich überlebe.“ Damit wären hoffentlich alle vor jeder Art von Strafe sicher.
Mit offenem Mund starrte Zacharel sie an, doch er fragte nichts, sondern setzte sich augenblicklich in Bewegung.
Geschickt schnappte er sich einen der Nefas und schleuderte ihn in Nicolas
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