Sinnliches Spiel auf Antigua
ein Mann sie aus der Fassung brachte. Aber gegen Jacob Wolff war sie irgendwie machtlos. „Oh, ja …“, sagte sie gedehnt, „das ist absolut notwendig und auch angebracht.“
Sie spürte die Wirkung seines Lächelns bis in die Zehen. „Okay“, sagte er vergnügt, „dann wollen wir mal üben.“
Und bevor sie darauf noch irgendetwas Schlagfertiges erwidern konnte, spürte sie seine Lippen auf dem Mund. Ariel hatte schon viele Männer geküsst. Viele waren schlechte Küsser, einige waren so lala, und nur wenige wussten wirklich, was sie taten. Aber es bereitete ihr ausgesprochene Schwierigkeiten, Jacobs Kuss einzuordnen, weil ihr sonst so analytisches Gehirn einfach nicht funktionieren wollte. Mit einem Arm hatte Jacob sie an sich gezogen, eine entschiedene Geste, aber nicht zu heftig. Sein Kuss war ebenso. Sinnlich genug, dass ihr die Knie weich wurden, aber nicht aufdringlich. Für einen ersten Kuss sehr beeindruckend.
Beide ließen sich gleichzeitig los. Ariel musste sich an einer Stuhllehne festhalten und hatte Probleme, zu ihrer üblichen Ironie zurückzufinden. „Nicht schlecht, Doc“, sagte sie schließlich, „besonders für den ersten Versuch.“
Er schwieg und sah sie nur an.
Schließlich hielt sie es nicht länger aus. „Was ist? Was geht in diesem brillanten Kopf vor sich?“
„Ich mache es“, sagte er leise.
„Wegen des Kusses?“
„Nein. Ich mag es zwar kaum zugeben, aber Sie haben mich festgenagelt. Ich kann Sie nicht allein nach Antigua fliegen lassen, wenn ich weiß, dass Sie jeden Moment wieder krank werden können.“
„Sie scheinen darüber nicht sehr glücklich zu sein. War es so schrecklich, mich zu küssen?“
„Über eins sollten wir uns im Klaren sein, Ms Ariel Dane. So sehr ich den Kuss gerade genossen habe, ich werde Sie in Zukunft nur noch küssen, wenn die Situation es erfordert. Mehr ist nicht drin. Ansonsten sind wir Arzt und Patientin.“
„Wer sagt, dass ich mehr will?“, fragte sie schmollend. „Halten Sie sich für so unwiderstehlich?“
„Ich bin ein Mann. Und Sie sind eine unglaublich schöne Frau. Da passieren manchmal Dinge …“
„Was denn zum Beispiel?“
„Sie sind wirklich unmöglich!“, sagte er lachend.
„Vielleicht glauben Sie wirklich an das, was Sie sich einzureden versuchen. Dass ich nämlich noch fast ein Kind bin. Aber das ist nicht wahr. Ich bin schon vor langer Zeit erwachsen geworden. Meine Illusionen habe ich längst verloren. Für mein Leben bin ich selbst verantwortlich, und ich komme gut damit zurecht. Deshalb werde ich es nicht hinnehmen, wenn Sie mich herumkommandieren, obwohl ich Ihnen sehr dankbar bin, dass Sie mir helfen wollen.“
„Aber sobald es um Ihre Gesundheit geht, habe ich das letzte Wort. Sonst muss ich leider passen.“
„Wie meinen Sie das?“
„Wenn ich Ihnen sage, dass Sie sich ausruhen müssen, werden Sie das tun. Ich gehe davon aus, dass Sie sich gesund ernähren, andernfalls werde ich Sie dazu zwingen. Als Ihr sogenannter Freund werde ich keine Forderungen stellen, aber Dr. Jacob Wolff wird in dem Punkt nicht zurückhaltend sein, wenn es nötig ist.“
Sprachlos sah sie ihn an. Normalerweise ließ sie sich von Männern nichts sagen, aber nach dem Kuss hatte sie ihr altes Selbst noch nicht wiedergefunden. Außerdem gefiel ihr diese Art der männlichen Autorität, die ihr Schutz versprach, ohne sie unterdrücken zu wollen. „Dann sind Sie einverstanden?“, fragte sie beinahe schüchtern.
„Ja. Vielleicht ist es vollkommen verrückt, aber ich bin einverstanden.“
Am liebsten hätte sie sich ihm in die Arme geworfen und ihn geküsst, aber sie nahm sich zusammen. Offenbar war Jacob mit Vernunft und Disziplin zu beeindrucken. Also würde sie sich Mühe geben. „Ich danke Ihnen, Doc“, sagte sie leise. „Und da Sie gerade in Geberlaune sind, habe ich noch eine Bitte. Darf ich nun über Nacht hierbleiben oder nicht?“
3. KAPITEL
Jacob versuchte, nicht zu viel in Ariels Worte zu interpretieren. Aber er war ziemlich sicher, dass die kleine Hexe ihn sich angeln wollte. Sie war so sehr gewohnt, das zu kriegen, was sie wollte, dass ihre Forderungen selbstbewusst und gleichzeitig unschuldig klangen.
Mit dem Kuss hatte er sich selbst testen wollen. Denn er musste wissen, worauf er sich einließ, bevor er zusagte. Und so wie sein Körper auf diesen Kuss reagiert hatte, hätte die Antwort eigentlich ein klares Nein sein müssen. Trotzdem hatte er eingewilligt, weil er wusste, dass sie ihn
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