Sinnliches Spiel mit dem Feuer
Vater tot ist, möchte ich lieber selbst für meinen Lebensunterhalt aufkommen.“
A-h-h-h. So war das also. Als sie ihren Vater erwähnte, waren ihre Schuldgefühle nicht zu übersehen gewesen. Scheinbar schmerzte es sie noch immer, dass sie seinen Wünschen zuwiderhandelte. Und trotzdem tat sie es. Sie änderte ihr Leben.
Da offensichtlich keine Rettung notwendig war, drückte er aufmunternd ihre Schulter. Die wortlose Geste sollte deutlich machen, dass er sie verstand.
„Dienstagabend haben wir ein Date, um die Gerüchteküche und das Interesse der Presse noch ein wenig anzuheizen, aber heute ist so ein schöner Tag – was hältst du davon, wenn wir einen Ausflug machen und reden?“ Payton hatte das Recht zu erfahren, was dieses ganze Fiasko ausgelöst hatte. „Wir könnten zum Beispiel zu den Dünen runterfahren. Einen Schlachtplan für den kommenden Monat entwerfen. Und uns vielleicht austauschen, was in den vergangenen Jahren so passiert ist.“
Ihr Lächeln erhellte den ganzen Raum. „Ich hol nur schnell einen Pulli.“
Es war ein strahlender September-Nachmittag. Nate fuhr mit seinem silberfarbenen Cabrio durch die Straßen Richtung Lake Shore Drive. Payton saß neben ihm und reckte ihr Gesicht dem warmen Sonnenschein entgegen, der die Stadt in goldenes Licht tauchte. Noch vor ein paar Tagen war es sehr kühl gewesen, und ein heftiger Wind hatte das meiste Laub von den Bäumen gefegt, sodass die Straßen und Wege nun von einem kunterbunten Blättermeer bedeckt waren.
Es war wunderschön.
Nate grinste sie an. „Ist der Herbst immer noch deine Lieblingsjahreszeit?“
„Ja. Obwohl es nicht mehr ganz dasselbe ist, seit ich in der City lebe und nicht mehr draußen im Haus meiner Eltern.“
„Du vermisst es wohl, das Laub zusammenzukehren?“
„Ja, das tue ich“, gab sie zu. „Du hast mir immer dabei geholfen.“
Nate lachte kurz auf. „Na ja, Brandt wäre dir sicher nicht zur Hand gegangen.“
Nein, genauso wenig wie ihr Vater oder ihre Mutter. Die konnten gar nicht verstehen, warum ihre Tochter selbst zum Rechen griff, wo sich doch die Gärtner jeden Freitag um das Laub kümmerten.
Sie begriffen einfach nicht, wie viel Spaß es ihr machte, den brennenden Schmerz in den Schultern zu spüren und zuzusehen, wie der Laubberg größer als sie selbst wurde. Doch Nate verstand es.
Payton schloss die Augen und döste ein. Erinnerungen überfielen sie – ein Mix aus gestern und heute. Die Berührungen der vergangenen Nacht tauchten wieder auf und das schwere Gewicht von Nate, das sie auf ein Bett aus dunkelroten Blättern drückte.
Sein Name drang mit einem Seufzer über ihre Lippen. „Nate …“
„Ja, Baby?“
Payton schreckte in ihrem Sitz hoch, ihre Wangen leuchteten schamrot. „Ich … ich bin … ähm, was meinst du, wie lange wir noch brauchen, bis wir dort sind?“
„Vielleicht vierzig Minuten?“, entgegnete er lässig. „Noch genügend Zeit, falls du ein kleines Nickerchen machen möchtest.“ Eine dunkle Sonnenbrille verdeckte seine Augen, sodass sie deren Ausdruck nicht erkennen konnte, aber davon abgesehen wirkte er völlig entspannt. Jedenfalls schien er nicht bemerkt zu haben, dass sie gerade seinen Namen im Schlaf geseufzt hatte. Vielleicht hatte sie ja einfach nur müde geklungen.
Ja, das war’s. Deshalb hatte er ja auch vorgeschlagen, dass sie ein Nickerchen machte.
Payton kuschelte sich tiefer in den weichen Ledersitz und bemühte sich, die Anspannung loszuwerden, die sie bei dem Gedanken befallen hatte, sie könne zu viel preisgegeben haben. Nach ein paar Minuten fielen ihr tatsächlich die Augen zu. Und während sie dem Schlaf entgegentrieb, hörte sie aus der Ferne ein leises Lachen.
„Süße Träume, Payton.“
Sobald sie geparkt hatten, stieg Payton aus und ging zu Nate, der hinten am Kofferraum stand. Sie konnte nur hoffen, dass sie diesmal geräuschlos geschlafen hatte.
„Das Nickerchen hast du aber gebraucht, oder?“ Nate strich mit dem Daumen sanft über die Haut unter ihrem rechten Auge. „Ganz verquollen. Wie süß.“
Automatisch hob sie eine Hand ans Gesicht. Verquollen? Na, toll.
Er räusperte sich, streckte die Arme aus und kreiste mit den Schultern. „Irgendjemand muss dich vergangene Nacht ganz schön auf Trab gehalten haben.“
Nur Nate kriegte es hin, verquollene Augen zum Anlass zu nehmen, sein Ego zu streicheln.
Es war eine Steilvorlage, die sie sich nicht entgehen lassen konnte. „Nicht wirklich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass
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