Sinnliches Versprechen auf Sizilien
denn unten auf der Straße, gegenüber der Anwaltskanzlei, fuhr ein Taxi vor und hielt im Regen inmitten einer Pfütze, sodass das Wasser aufspritzte. Durch die nasse Fensterscheibe konnte Pietro die Insassin auf dem Rücksitz nur undeutlich ausmachen, und lediglich ihre rote Haarpracht verriet ihm, dass der Fahrgast tatsächlich seine Frau war.
Schon der verschwommene Anblick ihres Haars versetzte ihm einen Stich ins Herz. Unwillkürlich sah Pietro wieder vor sich, wie es auf dem Kissen ausgebreitet war, als sie unter ihm gelegen und sich ihm verlangend entgegengedrängt hatte. Hitze durchflutete ihn, und er presste die Lippen zusammen.
„Sie ist endlich hier, Matteo“, sagte er und wollte sich vom Fenster abwenden, als die rückwärtige Tür des Taxis geöffnet wurde und die Frau auf das Pflaster hinaustrat.
„Sie ist da“, wiederholte er ungewollt sanft.
In diesem Moment blickte Marina von der anderen Straßenseite zu ihm auf, als hätte sie ihn gehört.
Selbst auf die Entfernung sah er, dass ihre leuchtend grünen Augen sich weiteten. Einen Augenblick hielt sie inne, dann straffte sie stolz die Schultern und drückte ihren Aktenkoffer wie einen Schutzschild an sich.
Zwei Jahre hatte er Marina nicht mehr gesehen, und er musste sich schockiert eingestehen, dass sie immer noch so schön wie damals war. Doch etwas an ihr war anders, sie wirkte distanziert, abweisend, seltsam fremd. Und das lag nicht an der Entfernung.
Sekundenlang sahen sie sich gebannt an. Unwillkürlich hielt Pietro den Atem an, er stand ganz still, wagte nicht einmal zu blinzeln. Dann brauste auf der Straße ein Wagen vorbei, sodass das Wasser in den Pfützen in alle Richtungen spritzte. Blitzschnell wich Marina zurück, der Bann war gebrochen.
Im nächsten Moment eilte sie gesenkten Hauptes über die Straße und wich dabei geschickt den Pfützen aus. Pietro hätte erwartet, dass sie sich schützend den Aktenkoffer über den Kopf hielt, doch sie trug ihn weiter an der Seite.
Ach ja, natürlich … Marina hatte Regen immer geliebt.
Plötzlich drängte sich ihm ein Bild auf … Sie tanzte im Regen, das rote Haar umspielte ihr Gesicht, während sie sich lachend um sich selbst drehte. Lebenslustig und temperamentvoll war sie gewesen. So wunderschön. Sie hatte ihn ausgelacht, als er wollte, dass sie ins Haus kam, weil sie sonst klitschnass werden würde …
„Anders als in England ist der Regen hier herrlich warm“, hatte sie ihm schwärmerisch zugerufen. „Wegen ein paar Wassertropfen werde ich nicht gleich schmelzen!“
Als er in den strömenden Regen hinauseilte, um sie ins Haus zu ziehen, hatte sie ihn festgehalten und spielerisch dazu gebracht, mit ihr zu tanzen, bis sie beide bis auf die Haut durchnässt gewesen waren. Erst da hatte sie sich von ihm hochheben, in seinen Palazzo und ins Schlafzimmer tragen lassen, wo er sich auf überaus erotische Weise für den Tanz im Regen gerächt hatte …
„Dannazione!“ Pietro verwünschte die Gedanken an die Vergangenheit und rief sich zur Ordnung. Mit einer scharfen Bewegung wandte er sich vom Fenster ab und versuchte, sich auf den bevorstehenden Scheidungskrieg einzustellen.
Jetzt war keine Zeit für Sentimentalitäten, für Erinnerungen an die Tage, als er sich für den glücklichsten Mann der Welt gehalten hatte … als er seine Leidenschaft für Marina für Liebe und noch sehr viel mehr gehalten hatte.
Besessen von Begehren, war er mit Marina ins Bett gesunken, hatte sich spontan und überstürzt zu einem Heiratsantrag hinreißen lassen, um sie zu halten. Für immer. Die Vorstellung, dass ein anderer sie ihm wegschnappen könnte, war unerträglich gewesen. Ihre unerwartete Schwangerschaft hatte ihm dann als willkommener Vorwand gedient, Marina einen Ring an den Finger zu stecken, um sicherzustellen, dass sie bei ihm blieb.
Zu der Zeit hätte er nicht im Traum gedacht, dass er eines Tages die Trennung wollen würde, weil er keine gemeinsame Zukunft mehr sah, nachdem die ohnehin schwache Basis für ihre Ehe weggebrochen war. Damals hätte er jeden ausgelacht, der ihm diesen Tag vorausgesagt hätte. Und jetzt war er hier und wartete nur darauf, dass Marina die Scheidungspapiere unterschrieb, um einen Schlussstrich unter ihre gescheiterte Ehe zu ziehen.
Geräusche im Treppenhaus verrieten, dass der Lift hielt, Metalltüren glitten auf – sie war da. Jeden Moment musste seine Nochehefrau die Kanzlei betreten.
Marina …
Es kostete Pietro Mühe, sich zurückzuhalten. Obwohl er
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