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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Miecznik auffangend. Und er fühlte sich bis ins Innerste seiner Seele hinein verletzt, obwohl er äußerlich ganz ruhig blieb. Er war aufrichtig davon überzeugt, daß niemand es wagen dürfe, einem Radziwill zu mißtrauen, selbst dann, wenn dieser Radziwill eine Lüge ausspräche.
    »Paterson teilte mir mit,« fuhr er fort, »daß Sie mir Ihr Geld gegen eine Quittung aushändigen wollen. Ich werde das sehr gern annehmen; denn ich gebrauche jetzt notwendig Geld.«
    Dann wandte der Fürst sich zu Alexandra: »Verzeihen Sie, Panna, daß wir in Gegenwart eines so reizendes Wesens von so prosaischen Dingen sprechen! – Was aber hilft's! Es sind solche Zeiten hereingebrochen.«
    Alexandra schlug die Augen zu Boden und verneigte sich schweigend.
    Der Miecznik hatte inzwischen einen Aktionsplan entworfen, einen möglichst plumpen Plan; aber er war nichtsdestoweniger sehr zufrieden mit sich.
    »Die Nichte entführe ich, und Geld bekommt er auch nicht,« dachte er. Dann räusperte er sich und begann laut:
    »Ich freue mich sehr, Eurer Durchlaucht nützlich zu sein. Natürlich konnte ich Paterson nicht alles sagen. – Ich habe nämlich noch an einer anderen Stelle einen Krug mit Gold vergraben, damit, wenn der erste Platz entdeckt wird, mir noch dieses Geld bleibt. – Übrigens haben auch die anderen Billewicz' Krüge mit Geld vergraben. Alexandra und ich allein kennen die Plätze. Wenn Sie uns gestatten würden hinzufahren, so würden wir alles hierher bringen.«
    Boguslaw starrte den Sprecher an.
    »Wieso denn? Paterson sagte mir doch, Sie hätten schon Ihre Diener hingeschickt? Und wenn dem so ist, so müssen diese doch wissen, wo das Geld vergraben liegt.«
    »Aber sie wissen nicht alles.«
    »Das Geld liegt doch sicherlich an einer bestimmten, auffindbaren Stelle, – neben einem Baume oder sonstwo. – Das ist doch leicht zu beschreiben, oder auf dem Papiere aufzuzeichnen.«
    »O, das ist keineswegs leicht,« rief der Miecznik, dem die Geduld ausging. – »Pläne zu entziffern werden meine Diener nicht imstande sein.«
    »Mein Gott, sie werden doch Ihre Gärten gut kennen! – Fahren Sie doch allein! Wozu soll sich Panna Alexandra beunruhigen?«
    »Allein fahre ich nicht,« sagte der Miecznik entschlossen.
    »So?« fragte Boguslaw, indem er mit seiner Reitgerte, die er in der Hand hielt, ärgerlich an seinen Stiefel schlug. – »Gut denn! Ich werde Ihnen eine Militäreskorte mitgeben.«
    »Wir brauchen Ihre Eskorte nicht. Wir können allein hin und zurück fahren. Unter den unsrigen haben wir nichts zu befürchten!«
    »Als Wirt habe ich die Pflicht, für die Sicherheit meiner Gäste zu sorgen. Ich kann nicht zulassen, daß Panna Alexandra ohne Bedeckung fährt. Wählen Sie: entweder Sie reisen allein oder mit einer Eskorte!«
    Pan Billewicz, nachdem er bemerkt, daß er sich in seiner eigenen Falle gefangen hatte, vergaß alles um sich und schrie heftig:
    »Nun, dann wählen Sie selbst: entweder wir fahren beide ohne Ihre Bedeckung, oder ich gebe Ihnen kein Geld.«
    Boguslaw blickte ihn aufmerksam an, ohne jede Spur von Zorn; nur die Reitgerte schlug immer öfter an seinen Stiefel. Hätte der Pan Miecznik sich besser auf ihn verstanden, so würde er gewußt haben, daß er sich einer großen Gefahr aussetzte. Mit Boguslaw war nicht gut Kirschen essen. Niemand wußte, wo bei ihm die Grenze zwischen dem geschickten Höfling, dem reservierten Diplomaten und dem durch nichts gezähmten Magnaten lag, der es verstand, mit der Brutalität eines asiatischen Despoten jeden Widerstand zu brechen.
    Der Miecznik verlor immer mehr seine Selbstbeherrschung und schrie:
    »Sie legen sich umsonst eine Maske vor! Man hat Sie schon längst durchschaut, – und weder Ihr Fürstentum, noch der schwedische König, noch der Elektor, denen Sie Ihr Vaterland verkauft haben, werden Sie vor dem Strafrichter schützen!«
    Mit einer konvulsiven Bewegung zerbrach Boguslaw die Gerte und warf ihre Stücke dem Miecznik vor die Füße. Mit drohender, gepreßter Stimme sprach er:
    »Soviel sind alle Ihre Rechte und Ihre Strafrichter wert! Schweig', Wurm; wisse, daß ein Fußtritt von mir dich zu Staub zermalmen kann!«
    Er ging auf den Miecznik zu, aber plötzlich stellte sich Panna Alexandra zwischen sie.
    »Was wollen Sie tun?« fragte sie.
    Der Fürst blieb angewurzelt stehen. Vor ihm stand Alexandra mit flammendem Gesicht, mit funkelnden Augen, wie die zornige Minerva. Ihre Brust hob sich ungestüm, wie die Meereswelle während der Flut; sie war

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