Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
Vom Netzwerk:
vertrauen!«
    »Schön! Und das Geld werden Sie gegen eine Quittung dem Fürsten aushändigen. Ich weiß, er braucht Geld, die Einkünfte gehen nur spärlich ein.«
    »Gewiß, – sowohl ich selbst als alles, was ich besitze, steht Seiner Durchlaucht zur Verfügung!« entgegnete der Miecznik.
    Damit war die Unterhaltung beendet. Die Dienerschaft des Miecznik reiste sogleich ab, der Miecznik selbst wollte morgen nachkommen.
    Plötzlich kehrte Boguslaw an der Spitze zweier preußischer Regimenter zurück. Die Dinge mußten schlecht stehen; denn sein Gesicht war außergewöhnlich finster.
    An demselben Tage hielt er noch mit dem Grafen Seydewitz, dem Bevollmächtigten des Elektors, Paterson, Sakowicz und Oberst Kyritz eine Beratung ab.
    »Der Kurfürst und der schwedische König haben mir Verstärkung gegeben,« sagte der Fürst. – »Entweder wir treffen Sapieha noch in Podlachien, dann müssen wir ihn schlagen, oder er ist nicht mehr dort, und wir besetzen Podlachien ohne Widerstand. Aber wir gebrauchen zu einem und dem anderen Geld. Und das hat mir weder der Elektor noch der schwedische König gegeben, weil sie selbst keins haben.«
    »Ich bin in der glücklichen Lage, Eurer Durchlaucht einen guten Rat geben zu können,« bemerkte Paterson.
    »Besser wäre es, wenn Sie mir Geld gäben.«
    »Mein Rat ist so gut wie Geld. Gestern teilte mir Pan Billewicz mit, daß bei ihm in Billewicze eine bedeutende Summe Geldes vergraben sei, und daß er Ihnen dieses Geld mit Vergnügen gegen eine Quittung aushändigen würde.«
    »Das ist wirklich sehr angenehm! Wie soll ich Ihnen danken, Paterson! Ich muß gleich morgen mit Billewicz sprechen.«
    »Dann beeilen Sie sich; denn morgen früh will er mit seiner Nichte zum Pan Kuczuk.«
    »Sagen Sie ihm, daß er nicht abreisen solle, ohne mich vorher gesprochen zu haben. Bei Gott, das heißt zu rechter Zeit eintreffen. Es wird wirklich sehr amüsant werden, wenn ich mit dem Gelde dieses halbverrückten Patrioten Podlachien von der Republik abtrenne!«
    Trotzdem sich der Miecznik und Alexandra bemühten, gelang es ihnen nicht, den Fürsten in derselben Weise wie früher zu empfangen. Boguslaw bemerkte das gleich. Und da er sich dachte, daß sie von seinem Bündnis mit den Schweden gehört haben werden, so beschloß er, eine List anzuwenden. Nach den üblichen Begrüßungsworten sagte er:
    »Sie haben wohl von dem Unglück gehört, das mir zugestoßen ist?«
    »Sie belieben vom Tode des Fürst-Wojewoden zu sprechen?« fragte der Miecznik.
    »Nicht davon allein. Das ist ein harter Schlag, aber ich habe mich schon in den Willen Gottes gefügt. – Eine neue Bürde ist mir zugefallen. Ich muß einen Bruderkrieg führen, und das ist für einen jeden Bürger, der sein Vaterland liebt, unerträglich.«
    Der Miecznik antwortete nichts; er sah nur Alexandra von der Seite an.
    Der Fürst fuhr fort:
    »Mit übermenschlichen Anstrengungen und Gott weiß welchen Opfern war ich mit meinem Versöhnungswerk schon fast zu Ende. Es blieben nur noch die Verträge zu unterzeichnen. Die Schweden wollten Polen ohne Entschädigung verlassen, allein mit dem Versprechen des Königs und des Reichsrates, daß man nach dem Ableben Jan-Kasimirs Karl-Gustav auf den polnischen Thron wählen würde. Sie versprachen sogar dafür, uns gegen die Kosaken und Russen Hilfstruppen hier zu lassen. Dann hätten wir getrost unsere Grenzen erweitern können. Aber das alles paßt natürlich Pan Sapieha durchaus nicht. Auf diese Weise kann er ja nicht den endgültigen Untergang der ihm verhaßten Radziwills herbeiführen! Alle waren schon mit einem solchen Vertrage einverstanden, nur der Pan Hetman widersetzt sich mit den Waffen in den Händen. Was gilt ihm das Vaterland im Vergleiche zu seinen eigenen persönlichen Angelegenheiten! Jetzt heißt's, gegen ihn die Waffen zu richten. Und diese traurige Misston ist einem geheimen Übereinkommen zwischen Jan-Kasimir und Karl-Gustav zufolge mir übertragen worden. Ich habe niemals dem Vaterlande meine Dienste verweigert und werde es auch jetzt nicht tun, wenn auch viele, die den wahren Sachverhalt nicht kennen, mich verurteilen werden.«
    »Wer Sie so gut kennen gelernt hat wie wir,« sagte der Miecznik, »der kann nicht an Ihnen irre werden. Der wird stets die Beweggründe Eurer Durchlaucht richtig zu schätzen wissen.«
    Pan Billewicz war selbst entzückt über seine Geschicklichkeit und nickte seiner Nichte befriedigt zu.
    »Man traut mir nicht,« dachte der Fürst, den Blick des

Weitere Kostenlose Bücher