Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
Vom Netzwerk:
– Nun, was meinen Sie, wodurch sind die Billewicz' schlechter als die Sobeks? Wie?«
    »Vergelte Ihnen Gott Ihre Großmut! – Mir ist wirklich eine schwere Last von den Schultern genommen. – Aber der Glaubensunterschied?«
    »Ein katholischer Pater wird uns trauen, einen anderen will ich selbst nicht.« Hierbei lächelte Boguslaw. »Auch wegen der künftigen Nachkommen will ich nicht streiten, mögen sie Katholiken bleiben. – Kurz, es gibt nichts, was ich Ihrer reizenden Nichte zuliebe nicht opfern würde!«
    Des Mieczniks Gesicht strahlte unter einem zufriedenen Lächeln.
    »Cha, cha, cha! Das wird ein Gerede in ganz Smudien, geben! Was werden die Licinskis, unsere Feinde, sagen, wenn den Billewicz' so eine Ehre zuteil wird?«
    »Ihre Feinde, lieber Pan Miecznik, verjagen wir aus Smudien.«
    »Großer Gott, barmherziger Gott! Deine Wege sind unerforschlich; aber wenn du vorher bestimmt hast, daß die Licinskis vor Neid platzen sollen, so möge dein Wille geschehen!«
    »Amen!« fügte Boguslaw hinzu. »Wie bin ich Ihnen für Ihre Zustimmung dankbar! Mein ganzes Leben wird nicht hinreichen, um Ihnen meine Schuld abzutragen. – Sie erinnern sich wohl noch, daß ich Ihnen gesagt habe, der schwedische König habe mich zum Vermittler seiner Unterhandlungen mit Jan-Kasimir gewählt? – Und warum bin ich dieser Ehre teilhaftig geworden? – Früher durfte ich Ihnen das nicht verraten, jetzt aber brauche ich keine Geheimnisse mehr vor dem künftigen Verwandten zu haben. – Nur das bitte ich, daß alles unter uns bleibt! – Karl-Gustav besitzt zwei Schwestern; die eine ist mit de la Gardie verheiratet, und die andere will er mir geben. Durch mein Haus will er auf Litauen einwirken. Deshalb zögere ich noch und ergreife keine entschlossenen Maßnahmen.«
    »Wie ist denn das?« fragte der Miecznik unruhig.
    »Aber mein Täubchen tausche ich um keine Prinzessin ein! Nur darf ich den schwedischen Tiger nicht reizen, und daher bemühe ich mich, die Sache noch möglichst hinzuziehen. Sobald aber der Friedensvertrag unterzeichnet worden ist, – dann wollen wir sehen!«
    »Sie werden doch wahrscheinlich nicht unterzeichnen, wenn sie erfahren, daß Sie inzwischen geheiratet haben.«
    »Pan Miecznik,« begann der Fürst ernst, »geben Sie mir einen Rat, was ich tun soll. Man macht mir Vorwürfe, daß ich die Interessen der Heimat meinen Wünschen opfere. Gott allein sieht, wie ungerecht diese Beschuldigung ist! Jetzt, wo ich entweder mein Glück oder die Ruhe des Vaterlandes opfern muß, – jetzt frage ich Sie, was soll ich tun?«
    Der Miecznik schwieg.
    »Überlegen Sie, und sagen Sie, was ich tun soll?«
    »Was bleibt Ihnen da zu tun übrig? – Sie werden die Hochzeit verschieben müssen.«
    »Nein, das kann ich nicht. Die Zukunft liegt zu ungewiß vor mir. Ich kann krank werden, gestern erst hatte ich einen Anfall, von dem ich mich kaum erholen konnte. Endlich, ich kann sterben und in dem Kampfe mit dem Verräter Sapieha mein Leben lassen.«
    »Um Gottes willen, so finden Sie selbst einen Ausweg!«
    »Wie soll ich das?« lächelte der Fürst traurig. »Ich wäre selbst zu glücklich, die süßen Fesseln anzulegen!«
    »Dann lassen Sie sich, mag kommen, was da will, trauen.«
    Boguslaw sprang von seinem Platze auf.
    »Beim Evangelium! Sie müßten Kanzler von Litauen sein! Wenn ich drei Nächte und drei Tage darüber nachgedacht hätte, das wäre mir nicht in den Kopf gekommen, was Ihnen in einer Minute klar wurde. Ja, gerade so machen wir es. Sich trauen lassen und dann abwarten! Welch ein Geist in Ihnen steckt! In zwei Tagen muß ich gegen Sapieha ziehen, – daran ist nichts zu ändern. Ich lasse in dieser Zeit schnell einen geheimen Gang zu den Zimmern der Panna durchlegen, und dann frisch auf! Zwei oder drei zuverlässige Leute nehmen wir als Zeugen mit uns, damit alles streng formell gemacht wird. Ich sichere der Panna den Witwenanteil. Vorläufig aber muß alles ganz geheim bleiben. – Mein Lieber, von Herzen danke ich Ihnen! Kommen Sie in meine Arme, und dann zu ihr. – Ich werde auf ihre Antwort warten wie ein Gefangener auf seine Freiheit. – Inzwischen werde ich Sakowicz zu einem Pfarrer senden! Auf Wiedersehen!«
    Der Fürst ließ den Miecznik aus seinen Armen und stürzte zum Zimmer hinaus.
    »Was ist das?« fragte der Miecznik sich selbst, als sich seine erste Erregung etwas gelegt hatte. »Mir scheint, ich habe da einen Rat gegeben, dessen sich selbst Salomo nicht zu schämen brauchte. Aber ich

Weitere Kostenlose Bücher