Sintflut
Gosiewski. Wir waren alle starr vor Staunen, denn es ist ja weithin bekannt, in welcher Feindschaft der Fürst und der Feldhetman leben. Der Fürst schloß sich mit seinen Gästen ein, und niemand durfte hören, was sie miteinander sprachen. Pan Krepsztul, der vor der Tür Wache hielt, erzählte, daß drinnen sehr laut gesprochen wurde, besonders der Feldhetman schien sehr erregt gewesen zu sein. Später begleitete der Fürst die Herren selbst in ihre Schlafgemächer, und in der Nacht, stellt euch nur vor,« Pan Charlamp dämpfte seine Stimme, »sandte er vor die Tür eines jeden eine Wache.«
Wolodyjowski sprang von seinem Platze auf.
»Mein Gott, das kann nicht wahr sein!«
»Es ist aber tatsächlich so. – Noch jetzt stehen die Schotten mit geladenen Gewehren vor den Türen und dürfen bei Todesstrafe niemanden heraus- oder hereinlassen.«
Die Ritter sahen sich verständnislos an. Pan Charlamp, von seinen eigenen Worten nicht weniger betroffen, sah seine Gäste an und hoffte von ihnen Lösung dieses Rätsels zu erhalten.
»Der Feldhetman ist also in Haft genommen? Der Großhetman hat den Feldhetman verhaftet?« sagte Zagloba. »Was kann das bedeuten?«
»Wer kann das wissen? – Und Judycki ebenfalls, einen so ehrenwerten Ritter!«
»Haben die fürstlichen Offiziere unter sich von der Sache gesprochen? Haben Sie keine Vermutungen? – Haben Sie darüber nichts gehört, Pan Charlamp?«
»Ich sprach gestern noch mit Harasimowicz.«
»Und hat er Ihnen nichts gesagt?«
»Er wollte sich nicht aussprechen. Er legte nur den Finger auf die Lippen und murmelte: »Sie sind Verräter!«
»Wieso Verräter? Wieso Verräter?« fuhr Wolodyjowski auf und faßte an seinen Kopf. »Weder Pan Feldhetman Gosiewski noch Pan Judycki sind Verräter! Die ganze Republik kennt sie als treue Söhne des Vaterlandes!«
»Jetzt kann man niemandem trauen,« sagte laut Stanislaus Skrzetuski. »Nannte man nicht Opalinski den Cato der Republik? Maßregelte er nicht andere mit weisen Lehren, wenn sie Schlechtes taten?«
»Ja, und als eine schwere Zeit hereinbrach, wurde er selbst zum Verräter, nicht er allein, nein, er verführte noch eine ganze Provinz zum Verrat.«
»Aber für den Feldhetman und Judycki bin ich bereit, mich köpfen zu lassen!« schrie Wolodyjowski
»Ihren Kopf, Pan Michail, den setzen Sie lieber für niemand ein,« sagte Zagloba. »Ohne Grund hat man sie sicherlich nicht verhaftet, sie werden sich wohl irgendwie vergangen haben. Das kann gar nicht anders sein. Dem Fürsten, der sich zum Kriege vorbereitet, ist doch jede Hilfe von Nutzen; er kann doch nur die verhaften lassen, die sich ihm in den Weg stellen. – Und wenn dem so ist, so geschieht diesen Pans schon recht. Gott sei Dank, daß man vorgebeugt und diese Nichtsnutzigen bei Zeiten ins Gefängnis geworfen hat. Pfui! In einem solchen Augenblick sich mit dem Feinde zu verbinden, sich gegen das Vaterland, sich gegen den großen Anführer aufzulehnen! Ich schwöre bei der heiligen Jungfrau, ihnen geschieht ganz recht.«
»Wunder! Wunder über Wunder geschehen, sie wollen einem gar nicht in den Kopf rein,« sagte Charlamp. »Ritter in so hoher Stellung verhaftet man, ohne sie vor Gericht zu stellen; dazu hat ja nicht einmal der König ein Recht.«
»Wie es scheint, will der Fürst bei uns römische Sitten einführen und sich während des Krieges zum Diktator erklären,« bemerkte Stanislaus Skrzetuski.
»Meinetwegen soll er sich auch zum Diktator machen, wenn er nur die Schweden aus dem Vaterlande vertreibt,« erwiderte Zagloba. »Ich bin der erste, der für seine Diktatur stimmt!«
Jan Skrzetuski schwieg und sann nach. Nach einigen Minuten sagte er: »Wenn er nur nicht so ein Protektor sein wird wie der Engländer Cromwell, der sich erdreistete, seine gotteslästerliche Hand an die Person seines Königs zu legen.«
»Nun Cromwell – Cromwell war doch ein Ketzer!« meinte Zagloba.
»Und der Fürst Wojewod?« sagte Jan Skrzetuski ernst.
Alle schwiegen, und mit Schrecken dachten sie an die dunkle, vor ihnen liegende Zukunft; nur Pan Charlamp war etwas gekränkt.
»Ich diene dem Fürsten Wojewoden schon von klein auf, ich kenne ihn besser als Sie alle. Ich liebe und achte ihn und muß Sie bitten, ihn nicht mit Cromwell zu vergleichen. Ich wurde sonst genötigt sein, Ihnen so zu antworten, wie es sich als Wirt dieses Zimmers nicht für mich schickt.«
Wolodyjowski sah ihn von oben herab kalt und streng an, als wollte er sagen: Sprich nur noch ein
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