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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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als sich ihre Mütter je träumen lassen. Wenn du dir andererseits einen Sohn wünschst, was an und für sich begreiflich ist, so gibt es nichts Einfacheres als das, wenn du nur nicht die Dummheit begehst, einen Krug mit einer fremden Frau zu zertrümmern, von der wir nur Ärgernis hätten. Falls du dir keine Sklavin kaufen willst, kannst du ja irgendein armes Mädchen verführen. Sie wird froh und dankbar sein, wenn du dich des Kindes annimmst und sie dadurch von der Schande befreist. Aber Kinder bringen viel Mühe und Ärger mit sich. Die Freude, die sie einem bereiten, wird jedenfalls bedeutend übertrieben – obwohl ich mich nicht mit Bestimmtheit darüber äußern kann, da ich meine Kinder niemals gesehen, wenn ich auch gute Gründe zu der Vermutung habe, daß ich eine ganze Menge davon besitze, die in verschiedenen Himmelsrichtungen heranwachsen. Klüger wäre es, schon heute eine junge Sklavin zu kaufen, an der auch ich eine Hilfe hätte, denn von all den Mühen sind meine Glieder steif und meine Hände zittrig geworden. Dieses Haus zu pflegen und dir das Essen zu bereiten macht mir zuviel Arbeit, da ich außerdem auch noch die Verwaltung deines Vermögens überwachen muß.«
    »Daran habe ich nicht gedacht, Kaptah«, sagte ich. »Zwar will ich keinen Sklaven kaufen, aber du kannst dir von meinem Geld einen Diener halten. Das hast du wahrlich verdient. Falls du in meinem Hause bleibst, darfst du um deiner Treue willen kommen und gehen, wie es dir beliebt; ich glaube, du kannst mir mit Hilfe deines Durstes manch wichtige Nachricht verschaffen. Tu also, wie ich dir befohlen, ohne mehr zu fragen! Mein Entschluß ist unwiderruflich, da er von einem Antrieb meines Innern gefaßt wurde, der stärker ist als ich selbst.«
    Nach diesen Worten machte ich mich auf die Suche nach meinen Freunden. In der Schenke »Zum syrischen König« fragte ich nach Thotmes. Aber ein neuer Wirt hatte den früheren ersetzt und wußte nichts von einem armen Künstler, der sich dadurch ernährte, daß er Katzen in Kinderbücher der Reichen zeichnet. Um mich nach Haremhab zu erkundigen, besuchte ich das Haus der Soldaten, fand dieses aber leer. Auf seinem Hof waren keine Ringer zu sehen, noch Soldaten, die wie früher Schilfsäcke mit Speeren durchbohrten; auch dampften keine großen Kessel mehr in den Küchenschuppen. Alles war öd und verlassen. Ein Unteroffizier der Schardanen betrachtete mich mürrisch, wobei er mit den Zehen im Sand bohrte. Sein Gesicht war knochig und ungeölt; aber er verneigte sich bei meiner Frage nach Haremhab, dem Heerführer des Pharao, der vor einigen Jahren in Syrien unweit der Wüstengrenze gegen die Chabiri Krieg geführt hatte. In gebrochenem Ägyptisch erklärte er mir, Haremhab sei immer noch königlicher Befehlshaber, befinde sich aber seit Monaten auf Reisen im Lande Kusch, um die dortigen Garnisonen aufzulösen und die Truppen zu entlassen; man wisse noch nichts über seine Rückkehr. Ich gab ihm ein Silberstück, weil er so niedergeschlagen wirkte. Hierüber freute er sich so, daß er seine Würde als Schardane vergaß, mich anlächelte und vor Staunen bei irgendeinem unbekannten Gott fluchte. Als ich mich zum Gehen wandte, hielt er mich beim Ärmel fest und zeigte mit der Hand hilflos auf den leeren Hof.
    »Haremhab ein großer Heerführer - versteht Soldaten – selbst Soldat – kennt keine Furcht«, stammelte er. »Haremhab ist ein Löwe, der Pharao ein Ziegenbock ohne Hörner. Die Kaserne ist leer, kein Sold, kein Essen. Meine Kameraden betteln im Lande herum. Ich weiß nicht, was aus alldem werden soll. Ammon segne dich für dein Silber, guter Mann! Seit Monaten habe ich mich nicht mehr betrunken. Mein Magen ist voll Kummer. Mit vielen Versprechungen hat man mich aus meinem eigenen Lande hergelockt. Die ägyptischen Werber gehen von Zelt zu Zelt, versprechen viel Silber, viel Weiber, viel Rausch. Und jetzt? Weder Silber noch Rausch noch Weiber!« Er spuckte aus, um seine Verachtung zu zeigen, und zerrieb den Auswurf mit seiner schwieligen Fußsohle im Sand. Er war ein sehr betrübter Schardane und tat mir leid. Seiner Rede entnahm ich, daß der Pharao seine Soldaten entlassen hatte und dabei war, die Truppen aufzulösen, die zu seines Vaters Zeiten unter großem Kostenaufwand in fremden Ländern ausgehoben und besoldet worden waren. Dabei entsann ich mich des alten Ptahor – und um zu erfahren, wo dieser wohnte, ermannte ich mich und ging in den Tempel des Lebens, um im Verzeichnis nach ihm

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