Sir Rogers himmlischer Kreuzzug
niedrigen Adel für die Neuerwerbung schaffen und dann jene kleine Garnison zur Ausbildung der Ureinwohner zurücklassen. Aufstände, Kriege, Wersgor-Gegenangriffe reduzierten diese winzigen Kader noch mehr. Da die Jairs, Ashenkoghli und Pr?*tans kaum eine eigene Militärtradition besaßen, begriffen sie nicht, wie jene grausamen Kriege Bande der Loyalität zwischen dem eingeborenen Volk und den englischen Aristokraten schmiedeten. Außerdem konnten sie, selbst schon etwas verweichlicht, nicht vorhersehen, wie munter Menschen sich vermehren konnten.
Und so war es am Ende, als all diese Fakten klar auf der Hand lagen, bereits zu spät. Unsere Verbündeten waren immer noch nur drei Nationen, jede mit ihrer eigenen Sprache und Lebensart.
Und rings um sie erhoben sich hundert Rassen, vereint in der Christenheit, der englischen Sprache und unter der englischen Krone. Selbst wenn wir Menschen es gewünscht hätten, wir hätten dies nicht mehr ändern können. In der Tat waren wir ebenso erstaunt wie alle anderen.
Als Beweis dafür, daß Sir Roger nie ein Komplott gegen seine Verbündeten schmiedete, möge man auch bedenken, wie leicht er sie in seinen alten Jahren hätte überwältigen können, als er die mächtigste Nation beherrschte, die es je zwischen diesen Sternen gegeben hat. Aber er übertraf sich beinahe in seiner Großzügigkeit. Schließlich war es nicht seine Schuld, daß deren eigene, jüngere Generation, benommen von unseren Erfolgen, anfing, mehr und mehr unsere Art zu imitieren …“
Der Kapitän legte das Blatt beiseite und eilte zur Luftschleuse. Die Rampe war heruntergelassen worden, und ein rothaariger menschlicher Riese schritt ihm entgegen. Phantastisch gekleidet, mit einem prunkvollen, ornamentalen Schwert bewaffnet, trug er auch eine durchaus geschäftsmäßige Strahlpistole. Hinter ihm stand eine Ehrenwache in grünen Uniformen. Über ihren Köpfen flatterte ein Banner mit dem Wappen der großen Hameward-Familie.
Eine haarige herzogliche Pranke empfing die Hand des Kapitäns. Der Soziotech übersetzte das verzerrte Englisch: „Endlich! Gott sei es gelobt, daß man auf der alten Erde endlich gelernt hat, Raumschiffe zu bauen! Willkommen, Sir!“
„Aber warum haben Sie uns nie gefunden … äh … Euer Gnaden?“ stammelte der Kapitän. Als seine Frage übersetzt war, zuckte der Herzog die Achseln und antwortete:
„Oh, wir haben gesucht. Generationen lang zog jeder junge Ritter aus, um die Erde zu suchen, falls er es nicht vorzog, den Heiligen Gral zu suchen. Aber Ihr wißt ja, wie verdammt viele Sonnen es gibt. Und auf das Zentrum der Galaxis zu noch mehr – wo wir andere sternfahrende Völker entdeckten. Handel, Forschung, Krieg, alles lenkte uns nach innen, weg von diesem dünn besiedelten Spiralarm. Ihr müßt begreifen, daß dies nur eine arme Außenprovinz ist, auf die Ihr gestoßen seid. Der König und der Papst wohnen fern von hier im Siebten Himmel … Und am Ende hörte die Suche auf. In den letzten Jahrhunderten ist die alte Erde nicht viel mehr als eine Tradition geworden.“
Sein breites Gesicht strahlte. „Aber jetzt ist alles auf den Kopf gestellt. Ihr habt uns gefunden! Wunderbar! Sagt mir sofort, ist das Heilige Land inzwischen von den Muselmanen befreit?“
„Nun“, meinte Captain Yeshu haLevy, der ein loyaler Bürger des Staates Israel war. „Ja.“
„Schade. Ich hätte gerne einen neuen Kreuzzug geführt. Das Leben ist hier langweilig geworden, seit wir vor zehn Jahren die Drachen besiegt haben. Aber es heißt, daß die königlichen Expeditionen in die Sagittarius-Sternwolken einige höchst vielversprechende Planeten entdeckt haben. Aber seht doch! Ihr müßt ins Schloß kommen. Ich werde Euch nach besten Kräften bewirten und Euch für eine Reise zum König ausrüsten. Das ist eine ziemlich komplizierte Fahrt, aber ich werde einen Astrologen stellen, der den Weg kennt.“
„Was hat er jetzt gesagt?“ fragte Captain haLevy, als die Baß-Stimme geendet hatte.
Der Soziotech erklärte.
Captain haLevy wurde feuerrot. „Kein Astrologe wird mein Schiff berühren!“
Der Soziotech seufzte. Er würde in den kommenden Jahren viel zu tun haben.
Nachwort
Wenn man die Vielzahl seiner Werke (es sind inzwischen mehr als vierzig Romane) betrachtet und sich an einer Würdigung des Gesamtwerkes von Poul Anderson versucht, sehe ich mich durchaus nicht immer auf der Seite der Bewunderer dieses Autors. Zu oft ist er, nach meinem Geschmack, weit hinter seinen
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