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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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„Bleibt stehen!“ rief ich. „Habt keine Angst! Bewahrt den Glauben und bleibt stehen!“
    Meine schwache Stimme verhallte ungehört. Dann sprang Red John Hameward, der Hauptmann der Langbogenschützen, neben mir auf die Kanone. Ein munterer Riese mit Haaren wie gesponnenes Kupfer und wilden blauen Augen, war er seit seiner Ankunft in Ansby mein Freund gewesen.
    „Ich weiß nicht, was jenes Ding ist“, brüllte er. Seine Stimme rollte über das allgemeine Murmeln, das langsam erstarb. „Vielleicht ein Trick der Franzosen. Aber es mag auch sein, daß es freundlich gestimmt ist, und dann würde unsere Furcht um so dümmer wirken. Folgt mir, jeder Soldat, wir wollen ihm entgegentreten, wenn es landet.“
    „Zauberei!“ schrie ein alter Mann. „Das ist Hexerei, das ist unser Untergang!“
    „Nein“, sagte ich. „Hexerei kann guten Christen nichts anhaben.“
    „Aber ich bin ein armseliger Sünder“, jammerte er.
    „Sankt Georg und König Edward!“ Red John sprang vom Kanonenrohr, rannte die Straße hinunter. Ich raffte meine Kutte und keuchte hinter ihm her, versuchte, mich an die Formeln für die Teufelsaustreibung zu erinnern.
    Als ich mich umsah, stellte ich zu meiner Überraschung fest, daß der größte Teil der Kompanie uns folgte. Wohl weniger, weil sie sich am Beispiel des Bogenschützen ein Herz gefaßt hatten, als vielmehr, weil sie Angst hatten, ohne Führer allein gelassen zu werden. Aber sie folgten uns – in ihr eigenes Lager, um sich die Waffen zu holen, und dann auf die Gemeindewiese hinaus. Ich sah, daß die Reiter sich aufs Pferd geworfen hatten und jetzt vor der Burg hügelabwärts donnerten.
    Sir Roger de Tourneville, ohne Rüstung, aber mit einem Schwert an der Hüfte, führte die Reiter an. Er schrie und schlug mit seiner Lanze um sich. Er und Red John schafften es irgendwie, das Pack in eine Art Schlachtordnung zu zwingen. Sie waren kaum damit fertig, als das große Schiff landete.
    Es sank tief in die weiche Erde ein; sein Gewicht war ungeheuer, und ich wußte nicht, was es so leicht durch die Lüfte getragen hatte. Ich sah, daß es völlig umschlossen war. Eine glatte Schale ohne Hinterdeck oder Vorderkastell. Nicht, daß ich mit Rudern gerechnet hätte, aber etwas in mir fragte sich (ohne auf das wilde Pochen meines Herzens zu achten), weshalb es keine Segel hatte. Aber Türme entdeckte ich, aus denen Rohre ragten wie die von Bombarden.
    Plötzlich herrschte Schweigen. Sir Roger schob sein Pferd neben mich, wie ich so mit klappernden Zähnen dastand. „Du bist ein gelehrter Kleriker, Bruder Parvus“, sagte er ruhig, obwohl seine Nase ganz weiß und sein Haar vom Schweiß feucht war. „Was hältst du davon?“
    „Wahrhaft, ich weiß es nicht, Sire“, stammelte ich. „Die alten Geschichten berichten von Zauberern – wie Merlin – die durch die Luft fliegen.“
    „Könnte es … göttlich sein?“ Er bekreuzigte sich.
    „Es kommt mir nicht zu, solches zu entscheiden.“ Ich blickte furchtsam himmelwärts. „Doch ich sehe keinen Engelschor.“
    Ein halblautes Klirren kam aus dem Schiff, übertönt von einem Stöhnen der Furcht, als sich eine kreisförmige Tür zu öffnen begann. Aber alle blieben stehen – weil sie Engländer waren oder einfach deshalb, weil sie zuviel Angst hatten, um fortzulaufen.
    Ich entdeckte, daß die Tür von doppelter Art war, mit einer Kammer dazwischen. Eine Rampe aus Metall schob sich vor, wie eine Zunge, drei Ellen abwärts, bis sie die Erde berührte. Ich hob mein Kruzifix, und von meinen Lippen flossen Aves wie Hagel.
    Einer aus der Mannschaft trat vor. Großer Gott, wie soll ich den Schrecken jenes ersten Anblicks beschreiben? Wahrhaftig, schrillte meine Furcht, dies war ein Dämon aus den tiefsten Tiefen der Hölle.
    Er war vielleicht fünf Fuß groß, sehr breit und kräftig und in eine Tunika von silbernem Glanz gekleidet. Seine Haut war haarlos und von tiefem Blau. Er hatte einen kurzen, dicken Schwanz. Seine Ohren zu beiden Seiten seines runden Kopfes waren lang und spitz, und aus einem stumpfschnauzigen Gesicht funkelten schmale, bernsteinfarbene Augen, aber er hatte eine hohe Stirn.
    Jemand fing zu schreien an.
    Red John hob seinen Bogen.
    „Stille dort!“ brüllte er. „Zum Teufel, den ersten Mann, der sich bewegt, töte ich!“
    Ich fand, daß dies nicht die Zeit für lästerliche Reden war. Indem ich mein Kreuz noch höher hob, zwang ich meine schlaffen Beine, mich ein paar Schritte weiter nach vorne zu tragen, wobei ich eine

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