«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)
was gebraucht wirdt. aber es Kann nicht Nathürlich zugehen, daß das fiber solange anhält. also Kome ich auf die gedanken, daß du dihr nicht in acht nimmst, entweder die Medecin nicht ordentlich gebrauchst, oder Sonsten auch exsesse in Diet machest.
ich habe gemeinet, du häst mihr lieb und wirst mihr nicht den chagrin machen, Diehr umbs leben zu bringen … besine Dihr Rohtenburg, der Sich Selbst umb das leben brachte und Sich das podagra mit ungerschen Wein und einen hitzigen Suppe ins leib jak …
gottbewahre! …
Fch»
Im Frühjahr besserte sich Fredersdorfs Gesundheitszustand allmählich.
Friedrich beschränkte sich auf Ermahnungen.
«Cothenius ist im Grunde der Sellen böße über alle die fremden Docters. er saget, die haben bei Dihr alles verdorben …»
«… Du fängst zu früh wieder an zu arbeiten! Du must nohtwendig erst Kräfte Samlen, sonsten Könstu Dihr Mit das Schreiben wieder fiber zuwege bringen …
Schlafe des Tages eine halbe oder gantze Stunde … und lasse Dihr guhte Supen Machen, ohne gewürtz, aber Consomés.»
In diesem Jahr begann der Dresdner Verleger und Hofbuchhändler Georg Conrad Walther mit einer Voltaire-Werkausgabe Œuvres de M. de Voltaire , nachdem bereits 1751 bei Lambert in Paris eine 11bändige Ausgabe erschienen war.
Im Oktober schloß Voltaire die Histoire de la guerre de 1741 ab.
7.
Pierre-Louis Moreau de Maupertuis, Mathematiker und Astronom, der im Auftrag der Académie des Sciences 1736 eine Lappland-Expedition unternommen hatte, auf der er durch Gradmessungen längs des Meridians die Abplattung der Erde nachwies, war seit 1746 Präsident der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin.
In seiner Schrift Essai de cosmologie wollte er das Prinzip der kleinsten Wirkung, Principe de la moindre quantité d’action, entdeckt haben. Die Natur begnüge sich bei jeglicher Bewegung mit dem kleinsten Aufwand an Kraft, also äußerst sparsam. Loi d’espargne nannte er das, Gesetz der Sparsamkeit.
Aber Samuel König, Mathematiker, Bibliothekar des Prinzen von Oranien im Haag, widersprach. Seiner Erwiderung im März-Heft 1752 der Leipziger Acta Eruditorum fügte er einen Auszug aus einem Brief von Leibniz aus dem Jahr 1707 bei:
«Ich habe bemerkt, daß in den Modifikationen der Bewegung die Wirkung (l’action) gewöhnlich ein Maximum oder ein Minimum wird.»
Voltaire meinte, Maupertuis, der Friedrichs Satz über die Orange kannte, habe zu Friedrich gesagt, Voltaire finde die königlichen Verse schlecht.
«Ich merkte, daß seit dieser Zeit die Soupers des Königs nicht mehr so lustig waren; ich bekam weniger Verse zu korrigieren; die Ungnade war vollkommen.
Algarotti, Darget und … Châsot, einer seiner besten Offiziere, verließen ihn alle auf einmal. Ich schickte mich an, das gleiche zu tun. Aber vorher wollte ich mir noch das Vergnügen bereiten, mich über ein Buch lustig zu machen, das Maupertuis soeben hatte drucken lassen … Der Gute schlug allen Ernstes vor, … Köpfe von Riesen zu sezieren, um aus ihren Gehirnen die Beschaffenheit der Seele zu erkennen; eine Stadt zu erbauen, in der nur Latein gesprochen werden sollte; ein Loch bis zum Mittelpunkt der Erde zu graben; Krankheiten durch Einreiben von Pechharzen zu heilen; und schließlich: durch Seelenverzückung die Zukunft vorauszusagen.
Es spielte sich damals aber eine ernsthaftere Szene ab wegen irgendeines mathematischen Unsinns, den Maupertuis als Entdeckung ausgeben wollte.»
Das «Gesetz der Sparsamkeit» war kein Gesetz.
Maupertuis, anstatt zu schweigen, trachtete danach, Samuel König zum Schweigen zu bringen. Er forderte von ihm namens der Akademie das Original des Leibnizschen Briefes. Samuel König besaß nur die Abschrift, aus dem Besitz von Samuel Henzi in Bern.
Am 13. April 1752 ließ Maupertuis die Akademie-Mitglieder urteilen, die Abschrift des Leibnizschen Briefes sei gefälscht.
Urteil über Monsieur König, das ihn für schuldig erklärt: Er habe den Ruhm des Sieur Moreau de Maupertuis durch einen gefälschten Brief angetastet.
Samuel König sollte aus der Liste der Akademie-Mitglieder gestrichen werden.
Das Urteil war von dem Mathematiker Leonhard Euler und dem secrétaire perpétuel der Akademie, Jean Henri Samuel Formey, unterschrieben. Und auch von Johann Georg Sulzer, dem Schweizer Philosophen und Pädagogen. Euler hatte das Urteil in der Akademie-Sitzung vorgetragen. Ob aber Euler von einer Fälschung des
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