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«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

Titel: «Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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gelten. Von seinem eigenen medizinischen Wissen hielt er viel.
    Schon im November schrieb er wieder an Fredersdorf:
     
«man Kan nun Clar aus deine umbstände sehen, daß, was dihr die heftige zufälle veruhrsachet hat, eintzig von denen Hemeroiden herrühret. allso mus Cothenius jetzunder Küllende mitel gebrauchen, umb das geblüht zu besenftigen, bis die tzeit vorbei ist. und ist desto ehr zu glauben, daß es von efect seindt wirdt, weillen das aderlasen das geblüht schon besenftiget hat … gotbewahre Dihr! nim dir wohl in acht, und lasse den alten Sorgen!
Fch»
     
    Noch einmal im November:
     
«wenn Du nuhr dießen Monat mit dießen letzten Fieber und Incomoditéten durch-Kömst, so ist Schon guht … hoffe ich, daß allgemählich die Schlimsten zufälle wekbleiben werden und die Nathur mehr Stärke bekomen wirdt, auch das geblühte sich dehr-mahsen besseren, daß die Materie gelinder und also die wunde sich wirdt heillen Können.
Gott bewahre Dihr! …
Fch»
     
    Im Dezember:
     
«… ich bitte Dich nuhr umb, den Mohnaht so viehl möchlich Tisane und dergleichen mitel zu gebrauchen, die das geblüht versüßen; so habe ich alle guhte hoffnung …
gottbewahre!
Fch»
     
    Und noch einmal:
     
«es thuet mihr leidt, daß Du wieder Fiber hast. ich besorge, du hast es Dihr zu-getzogen durch verkältung …
gottbewahre! und nim Dihr Wohl in acht!
Fch»
     
    Im Dezember 1751 war Voltaires großes Geschichtswerk Siècle de Louis XIV bei der königlichen Druckerei C. f. Henning in Berlin erschienen. Voltaire hatte das ganze Jahr daran gearbeitet.
     
    Im Januar 1752 ging es Fredersdorf so schlecht, daß Friedrich um das Leben seines Kämmerers fürchtete.
    Vor wenigen Wochen erst war der enge Vertraute Friedrichs, Graf Rothenburg, verstorben. Friedrich war untröstlich.
    Friedrich Graf von Rothenburg, Generalleutnant, bewährt in den Schlesischen Kriegen und als Diplomat des Königs. In den Sommermonaten hatte Rothenburg stets das fünfte Gästezimmer des Schlosses Sanssouci im westlichen Rundbau bewohnt.
    Am Tag nach Rothenburgs Tod schrieb Friedrich an seine Schwester Wilhelmine nach Bayreuth:
     
«Gestern ist Rothenburg in meinen Armen gestorben … Ich sehe nichts als meinen Schmerz, alle meine Gedanken haften an dem Verlust eines Freundes, mit dem ich zwölf Jahre in einer vollendeten Freundschaft gelebt habe.»
     
    Gestorben auch die beiden anderen Freunde: Étienne Jordan und Dietrich von Keyserlingk.
    Jordan, seit 1736 Sekretär und Bibliothekar des Kronprinzen in Rheinsberg, Vorleser Friedrichs. Nach dessen Thronbesteigung Kurator der preußischen Universitäten. Im Mai 1745 verstorben.
    v. Keyserlingk, Offizier, seit 1729 Gesellschafter des Kronprinzen, Vertrauter in Rheinsberg. Nach der Thronbesteigung Friedrichs Ernennung zum Generaladjutanten. Verstorben im August 1745.
    Und Duhan, Charles Egide. Vom König Friedrich Wilhelm   I. zum Erzieher seines Sohnes Friedrich bestimmt. In der Folge der Fluchtpläne Friedrichs 1730 in Ungnade gefallen. Nach der Thronbesteigung Friedrichs Geheimrat für Auswärtiges und Ehrenmitglied der Akademie. Im Januar 1746 verstorben.
    Sollte Friedrich jetzt Fredersdorf verlieren, den Vertrauten seit Küstriner Tagen, den Kammerdiener in Rheinsberg, der ihm seit der Thronbesteigung treulich diente als Camérier und Obertrésorier?
     
    Friedrich am 24. Januar:
     
«wenn ein Mitel in der welt währe, Dihr in zwei minuten zu helffen, so wollte ich es Kaufen; es Mögte auch So theuer seindt, wie es immer Wollte. allein nun, lieber fredersdorf, du hast 30 Docters probiret! sie haben Dihr ehr verschlimert …
Cothenius hat mihr noch … versichert, daß er alle hoffnung hätte, Dihr durchzu-bringen. wüste ich einen besseren Docter, ich wolten Dihr gleich schiken …
gottbewahre!
Fch»
     
    Und Anfang Februar:
     
«… Deine umbstände seindt so schlecht, daß ohne eine große Diete Dihr ohnmöglich Kann geholffen werden. Das vornehmste ist, des Morgens den Schweis abzuwarten und solchen zu beföhrdern, darnach Keine unverthauliche oder Saltzige speisen zu Essen, nicht zu Schreiben noch zu arbeitten, bis die Kräfte datzu volkomen wieder dahr-seindt, Keine fremde Medecin noch injections oder bougis, sie mögen nahmen haben wie sie wollen, zu gebrauchen …
Gottbewahre!
Fch»
     
    Am 22. Februar:
     
«ich habe mihr So vihl mühe gegeben, Deine krankheit aus-zu-Studiren, und glaube, daß ich sie nuhn recht guht Kene. ich habe mit Cothenius alles abgeredet,

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