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«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

Titel: «Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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an der falschen Adresse … Wenn Sie … mit aller Welt Streit anfangen, so machen Sie mir mit Ihrem Besuch kein Vergnügen, und Sie können ebenso gut in Berlin bleiben.»
     
    Voltaire mußte zu Kreuze kriechen. Er antwortete:
     
«Alles reiflich überlegt, habe ich einen schweren Fehler begangen, mit einem Juden zu prozessieren, und ich bitte Eure Majestät, Eure Philosophie und Eure Güte herzlich um Verzeihung. Ich war gereizt, ich hatte die Manie, beweisen zu wollen, daß ich betrogen war. Ich habe es bewiesen … Ich habe Ihnen mein Leben geweiht … Haben Sie Mitleid mit Bruder Voltaire …»
     
    Am 28. Februar schrieb Friedrich aus Potsdam:
     
«Wenn Sie hierher kommen wollen, so steht es bei Ihnen …»
     
    Friedrich hatte Voltaire unterdessen erlaubt, das Landhaus des Marquis d’Argens zu beziehen.
    Die Vossische und die Haude-Spenersche Zeitung meldeten am 9. März, Voltaire habe in Potsdam das Marquisat bezogen.

5.
    La Mettrie, der Freund und Vorleser, sagte gelegentlich zu Friedrich, die Gunst, die er Voltaire erweise, rufe bei Hofe Eifersucht und Neid hervor.
    Friedrich antwortete:
     
«Lassen Sie nur. Ich brauche ihn höchstens noch ein Jahr. Man preßt eine Orange aus und wirft die Schale weg.»
     
    Voltaire sagte, diesen Satz habe ihm La Mettrie persönlich hinterbracht. Er wollte La Mettrie später noch einmal befragen, aber La Mettrie starb bald darauf nach einem Diner bei dem französischen Botschafter Tyrconnel; er hatte eine ganze Trüffelpastete verschlungen, die vielleicht verdorben gewesen war.
     
    Den Satz von der Orange konnte Voltaire nicht vergessen.
    Er schrieb seiner Nichte Louise Denis:
     
«Ich träume noch immer von der ausgepreßten Orange. Ich versuche, nicht daran zu glauben, aber ich fürchte, es geht mir wie den Hahnreien, die sich zu dem Gedanken zwingen, daß ihre Frauen sehr treu sind. Im Herzensgrund spüren die Ärmsten etwas, das ihnen ihr Unglück weissagt.»
     
    Voltaire sagte, er müsse die Orangenschalen in Sicherheit bringen, und steckte sein Geld, das er zur Hand hatte, in Landgüter des Herzogs von Württemberg, die in Frankreich lagen.
     
    Friedrichs General Christoph Hermann von Manstein, 1711 in Petersburg geboren, war 1745 in die preußische Armee eingetreten, obwohl ihm der Abschied aus russischen Diensten verweigert worden war. Er schrieb an seinen Denkwürdigkeiten über die Zustände in Rußland und bat Voltaire um grammatische Hilfe. Mitten in einer Besprechung mit Manstein wurde Voltaire ein Manuskript Friedrichs zur sprachlichen Prüfung gebracht.
    Voltaire unterbrach das Gespräch mit Manstein.
    Er sagte:
     
«Sie sehen, mein lieber General, erst muß ich die schmutzige Wäsche des Königs waschen; dann mache ich mich an die Ihrige.»

6.
    Der Kammerdiener Friedrichs, Michael Fredersdorf, war seit längerem krank. Er litt an Hämorrhoiden.
    Friedrich, der sich um alles kümmerte, kümmerte sich um die Hämorrhoiden von Fredersdorf. Sein Leibarzt, Dr.   Cothenius, mußte Fredersdorf behandeln.
    Im August 1750 schrieb Friedrich an Fredersdorf. Fredersdorf sprach nicht Französisch. Deshalb schrieb Friedrich in seinem Deutsch:
     
«Es ist Sehr unangenehm, Krank zu seindt und zu leiden, aber wenn Kein ander Mitel, als gedult, so mus Man es doch ergreifen! Du wirst gewise beser werden und in erträglichere umbstände Komen. allein wenn Du bei Deinem paroxismus ein-mahl hitzige medecine ein-nimmst, so ist es aus und Kann Dier Keiner helfen. habe mehr gedult, und nehme mahl 3 monaht nichts, als wenn es Cothenius guht findet. ich wette, Du wirst weiter Kommen, als wie mit alle die neue Docters. so wie es ohnmöchlich ist, daß eine Kirsche in einen Tag blühet und reife wirdt, so ohn-möglich Kann man Dihr in 4 Wochen gesundt machen …
Fch»
     
    Friedrich war besorgt. Der Zustand seines Kämmerers Fredersdorf hatte sich verschlechtert. Er hatte der unseligen Neigung nicht widerstehen können, außer dem Leibarzt des Königs, Dr.   Cothenius, anderen Ärzten sich anzuvertrauen.
    Im September 1751 schrieb Friedrich an Fredersdorf:
     
«Es thut mihr Leidt, daß Es sich mit Dihr verschlimert hat. Brauche doch um gotswilen nicht alle die … charlatans, die Du antrifst. das ist das beste mitel, umb Dier ums Leben zu bringen. weis der teüfel, was dem Italiener vohr ein Mensch ist! … mein Raht wäre, Du … hilst Dihr an Cotenius.
gotbewahre Diehr …
Fch»
     
    Friedrich hielt nicht viel von Ärzten. Dr.   Cothenius ließ er

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