Sirup: Roman (German Edition)
Änderungswünsche so in das Drehbuch einzupassen, daß sie ohne großen Aufwand zu realisieren sind. Als sich dann noch rausstellt, daß wir drei Tage gewinnen, wenn wir eine Szene von der Erde in ein Raumschiff verlegen, stellen wir vor lauter Freude allerlei Unsinn an, und die überarbeiteten Beleuchter werfen uns giftige Blicke zu.
Kline braucht vier lange ermüdende Stunden, bevor er mit ein paar Einstellungen zufrieden ist, in denen Gwyneth durch irgendwelche Gänge rennt. Als er um neun schließlich damit fertig ist, steht das ganze Team mürrisch und erschöpft herum. Zwar liegen wir schon wieder weit hinter der Zeit, trotzdem verzichten 6 und ich weise darauf, den Leuten weitere Strapazen zuzumuten.
6 und Tina unterhalten sich noch ein bißchen mit Kline, und da ich in Klines Umgebung unerwünscht bin, spaziere ich am Set herum und bestaune diverse außerirdische Requisiten. Als Kline schließlich abhaut, sieht 6 blaß und kaputt aus.
»Und?« sage ich.
Sie schüttelt den Kopf. »Ich glaub, wir schaffen’s nicht. Einfach zu wenig Zeit.«
Wir landen erst um Mitternacht wieder bei Synergie, essen eine Kleinigkeit und machen uns dann schweigend bettfertig. Als 6 gerade die Barbie-Lampe ausknipsen will, sage ich: »Hey. Wir kriegen das schon geregelt.«
6 sieht mich lange an und macht dann das Licht aus.
schwarzer mittwoch
Der Mittwoch ist eine totale Katastrophe.
Anfangs läuft alles glatt: 6 ruft Tom Cruise’ Agenten an und sagt ihm, daß wir in der Babe-A-Licious-Sache klein beigeben, und schon mittags ist Tom wieder da. Cindy kommt sogar schon um acht angerauscht und zwar hauptsächlich, weil ich sie bereits um sechs telefonisch aus dem Bett geschmissen habe. Das Eventmarketing hinterläßt mir eine Nachricht und erbietet sich, uns bei der Organisation der Premiere nach Kräften zu helfen. Und Kline zeigt sich als Vollprofi, dreht Einstellung um Einstellung und holt wenigstens einen Teil der Zeit wieder rein, die wir gestern verloren haben.
Dann sind plötzlich die Muster verschwunden.
Ich telefoniere mit Visuality. Jerry erklärt mir auf Nachfrage, daß er mit dem Film zwar keine Probleme hat, doch dann fragt er: »Welcher Film?«
»Oh, Jerry«, sage ich. »Wir haben die Muster doch gestern per Kurier zu Ihnen rübergeschickt. Das ganze Material, das wir seit Mitte letzter Woche gedreht haben.«
»Ich habe keine Muster bekommen«, sagt Jerry.
Ich flehe ihn an, den Hörer wegzulegen und sämtliche Mitarbeiter von Visuality zu fragen, ob dort irgendwelche Muster eingetroffen sind. Dann marschiere ich total nervös im Wüstensand auf und ab, während er sich für mich erkundigt. »Tut mir leid, wir haben keine Muster bekommen. Vielleicht fragen Sie mal Ihren Kurier.«
Ich brauche eine Stunde, um den Menschen ausfindig zu machen, der den Kurier beauftragt hat, und um herauszubrin-gen, welchen Kurierdienst er angerufen hat. Als ich die Firma schließlich erreiche, ist es schon Nachmittag, und ich gerate voll in Panik.
Zwar ist der Kurierdienst total kooperativ, doch dann können sie den richtigen Fahrer zwei Stunden lang nicht auftreiben. Als sie mir schließlich mitteilen, daß sie den Film gefunden haben und umgehend ausliefern, breche ich vor Glück fast zusammen. Dann kriege ich einen Wutanfall und will wissen, wo zum Teufel das Material die ganze Zeit gesteckt hat. Doch die Frau sagt: »Darüber darf ich Ihnen keine Auskunft geben, Sir.«
Ich kriege zwar wieder Luft, aber: Wir haben schon wieder einen Tag verloren. Außerdem habe ich das Eventmarketing noch nicht zurückgerufen und total vergessen, Jerry zu fragen, ob wir sein Team von Freitag mittag an für vierundzwanzig Stunden buchen können.
Wenigstens bin ich nicht mehr ganz so aufgeregt.
weitere besprechungen
Auf dem Heimweg machen wir noch kurz einen Zwischenstopp in einem um diese Zeit leeren mexikanischen Restaurant und verdrücken schweigend ein paar Burritos. Ich würde 6 zu gern fragen, ob sie glaubt, daß wir noch rechtzeitig fertig werden, doch ich habe Angst vor ihrer Antwort.
»Sieht so aus, als hätten wir morgen früh eine Besprechung«, sagt sie fast beiläufig. Ihre Augen studieren die Getränkekarte. »Morgen früh bei Coke.«
Ich wische einen fehlgeleiteten Salsaspritzer vom Tisch. »Oh. Und mit wem?«
»Keine Ahnung.« Ihre Augen ruhen auf mir. »Pam hat mir ’ne Nachricht hinterlassen. Sonst weiß ich darüber nichts.« Sie zuckt mit den Achseln. »Als ich sie zurückgerufen hab, war sie schon nach Haus
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