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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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selbst bin noch lange nicht soweit, wie ich eigentlich sein sollte.
    Zuerst besorge ich mir mal einen Kaffee und dann suche ich weiter hinten im Hangar ein Plätzchen, wo ich ungestört telefonieren kann. Dabei entdecke ich an einer Wand ein ausrangiertes Raumschiff und klettere vorsichtig hinauf. Während Kine weiter vorne die nächste Einstellung vorbereitet, rufe ich bei Coke an, lasse mich mit dem Eventmarketing verbinden und habe schließlich ein Mädchen namens California am Apparat. Sie klingt ungefähr wie sechzehn, und ich mache mir schon Sorgen, weil sie für den reibungslosen Ablauf der gesamten Premiere verantwortlich ist. Doch als wir dann die logistischen Details bequatschen, zeigt sich schnell, daß sie den vollen Durchblick hat. Während der nächsten Stunde unterhalten wir uns über solche Kinkerlitzchen wie die Absperrung eines ganzen Stadtviertels, und danach befassen wir uns fast zwei Stunden lang mit so ernsten Dingen wie der Plazierung der Prominenz.
    Schließlich springe ich von meinem Raumschiff runter, um mir frischen Kaffee zu besorgen. Unterwegs kommt mir Tina entgegen. »Na ja, eigentlich wollte Kline ja nur Bodennebel«, sagt sie, »aber wenn er sieht, daß wir die ganze Bude unter Dampf gesetzt haben, wird’s ihm schon gefallen.«
    Mit meinem Kaffee hocke ich hinterher wieder auf meinen Hochsitz und rufe erst mal Visuality an. »Jerry, hallo, hier spricht Scat. Wie geht’s denn so?«
    »Hey, super , Scat. Sie glauben ja nicht, was wir hier mit Ihrem Film anstellen.«
    »Klar doch, Scat. Worum geht’s denn?«
    Bisher läßt sich unsere Unterhaltung echt gut an. »Ja, also, Sie haben doch gesagt, daß Sie in den nächsten Wochen noch ’n bißchen Zeit für uns rausschinden können, obwohl Sie eigentlich an der Columbia-Sache dran sind.«
    »Richtig. Aber ständig verfügbar sind wir natürlich nicht…«
    »Na ja. Wir brauchen Sie ohnehin nur noch bis Ende der Woche.«
    Jerry ist offenbar irrsinnig froh über diese Nachricht. »Hey, super! Wir haben nämlich wegen euch schon echt Probleme gekriegt. Und ich glaub nicht, daß Columbia gerade begeistert wär, wenn die davon wüßten.«
    »Ich bin Ihnen echt dankbar dafür, Jerry, daß Sie uns nicht haben hängenlassen. Leider muß ich Sie noch um einen weiteren Gefallen bitten.«
    Pause. »Oh.«
    »Wir müssen diesen Film bis Samstag fix und fertig haben.« Ich bemühe mich darum, total ruhig und sachlich zu klingen, so als ob diese Mitteilung ganz normal sei. »Deshalb brauche ich Sie. Ich weiß, daß ich sehr viel von Ihnen verlange, aber ich möchte, daß Sie Freitag nacht durcharbeiten und mit der Nachbearbeitung möglichst bis Samstag mittag durch sind.«
    Jerry hat es offenbar die Sprache verschlagen. »Die Nacht durcharbeiten?«
    »Genau das.« Kline hat gerade wieder einen Schreikrampf, und ich halte mir das andere Ohr zu. »Wir werden uns natürlich erkenntlich zeigen. Wir könnten…«
    »Scat, tut mir leid, aber das geht nicht. Schließlich haben wir Verpflichtungen.«
    Mir sackt der Magen in die Kniekehlen. »Hmm, klar – seh ich ja ein, aber…«
    »Schauen Sie, wenn ich Ihnen helfen könnte, würd ich’s ganz sicher tun. Aber es geht einfach nicht. Ganz unmöglich.«
    Ich schlucke. »Jerry, damit eins klar ist. Ich zahl Ihnen, was…«
    »Es geht mir nicht um Kohle, Scat«, sagt Jerry und klingt fast ein bißchen gekränkt. »Hier geht es um persönliche Verpflichtungen.«
    »Was heißt das?«
    »Also gut«, sagt Jerry leicht eingeschnappt, »wenn Sie es unbedingt wissen müssen. Wir spielen Warlords.«
    Ich schlucke ein zweites Mal, und als das nicht hilft, schlucke ich noch mal. Trotzdem herrscht in meinem Kopf totale Leere.
    »Wir machen bei einem Turnier mit«, sagt Jerry, »und morgen abend findet hier bei uns das Finale statt.« Noch bevor ich etwas einwenden kann, fährt er fort: »Ich weiß schon, daß viele Leute solche Kriegsspiele nicht mögen. Aber morgen abend kreuzen hier ’ne Menge Typen mit Landkarten und Burgen auf, und die nehmen das alles halt sehr wichtig. Wir haben sogar Dwarven-Marauder-Figuren.«
    »Aber…«
    »Ich kann doch diese Leute nicht wieder ausladen«, sagt Jerry. »Mensch, schließlich ist heute schon Donnerstag, Scat. Es geht einfach nicht.«
    »Egal, was Sie verlangen«, sage ich verzweifelt, »Sie kriegen es.«
    »Bis dann, Scat«, sagt Jerry traurig und legt auf.
    kline und tina

    Ich glotze entgeistert mein Handy an, als Kline plötzlich schreit: »So, das war’s dann. Mir

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