Sirup: Roman (German Edition)
gegangen.«
»Und wer geht hin? Du oder ich?«
6 starrt ihren Burrito finster an. »Beide.«
Ich glotze sie an. »Aber haben wir denn dafür genügend Zeit…?«
»Ich weiß zwar nicht, worum es in dieser Besprechung geht oder wer daran teilnimmt. Aber wenn man uns nicht rechtzeitig informiert hat, ist der Termin bestimmt ziemlich wichtig. Deshalb gehen wir beide hin.«
»Oh.« Ich überlege, wie ich unter diesen Umständen noch alles schaffen soll, was ich mir für Donnerstag, Freitag und Samstag vormittag vorgenommen habe. »Wenn du meinst.«
6 beißt in ihren Burrito. »Ja, ich meine.«
donnerstag
Wir sind morgens um halb acht bei Coke, damit wir genügend Zeit haben, uns vor der für acht Uhr angesetzten Besprechung noch ein bißchen zu informieren. Nur, daß wir als erstes feststellen, daß sie gar nicht um acht stattfindet. Wir sitzen, wie man uns gesagt hat, bis Viertel nach acht in dem Besprechungszimmer, dann geht 6 hinaus, um zu klären, was Sache ist. Ich spiele ein bißchen mit meinem Schreiber herum, bis sie zurückkommt.
Ich hebe den Stift vom Fußboden auf. »Und – was ist los?«
»Nur mal wieder ’ne Verwechslung«, sagt 6. Ihr Gesicht ist vor Wut ganz dunkel angelaufen. »Wir sind ’ne Stunde zu früh dran. Die Sitzung ist erst um neun.«
»Oh.« Ich denke kurz nach. »Und – weißt du inzwischen, mit wem wir die Ehre haben?«
6 sieht mich an. »Laut Pam«, sagt sie, »mit Sneaky Pete.«
wir lieben Sneaky Pete
Natürlich ist @ auch dabei. Sie trägt ein beängstigend rotes Jackett und darunter ein enganliegendes schwarzes Top – ein hübscher Kontrast zu den gedeckten Farben von Sneaky Petes Anzug. Sie sitzt neben ihm, und als 6 und ich hereinkommen, faßt sie mich genau ins Auge. Ich warte auf eine Reaktion – nicht unbedingt ein Augenzwinkern oder ein Lächeln. Doch wenigstens ein finsteres Gesicht könnte sie machen – aber nichts dergleichen. Sie blickt uns genauso ausdruckslos entgegen wie Sneaky Pete.
Pam ist auch da und führt das Protokoll. Ihr Stuhl steht ein Stück abseits des Tisches an der Wand, damit über ihren untergeordneten Status keine Zweifel aufkommen. Die Hauptfiguren sind allesamt um den Tisch versammelt.
Jamieson sitzt an der Stirnseite.
Als 6 ihn sieht, atmet sie wie befreit aus. Ja, sie klingt fast zufrieden. Scheint fast so, als ob sich ihr blitzartig der Sinn der ganzen Veranstaltung erschließt. Ich hoffe, daß es sich dabei um etwas Gutes handelt.
Wir nehmen unsere Plätze am Ende des Tisches ein, grüßen Jamieson und nicken Sneaky Pete und @ knapp zu. @ sagt herzlich: »6, Scat – wie geht es Ihnen?«
Ich will ihr schon die kalte Schulter zeigen, als 6 überraschend entgegnet: »Sehr gut, danke @. Und Ihnen?« Ja, sie klingt richtig freundlich, und wieder mal beeindruckt mich 6 durch ihre Kunst der Verstellung.
»Danke, daß Sie gekommen sind«, sagt Jamieson und richtet sich in seinem Stuhl auf. »Ich nehme an, daß Sie wissen, worum es hier geht.«
»Genaugenommen nicht«, sagt 6 vorsichtig. »Wir haben erst gestern abend von der Besprechung erfahren.«
Jamieson sieht Sneaky Pete an, der den Kopf zur Seite neigt. Ich habe zwar keine Ahnung, was die Geste zu bedeuten hat, trotzdem kommt es mir entschieden so vor, als ob Jamieson Bescheid weiß. Wenn das stimmt, müssen Jamieson und Sneaky Pete sich schon über uns ausgetauscht haben, und das bereitet mir beträchtliche Sorgen.
6 geht unverzüglich in die Offensive. »Sie verstehen sicher, daß wir derzeit vollständig von Backlash in Anspruch genommen sind. Vermutlich ist es deshalb nicht ganz einfach, uns zu erreichen.«
Ich blick nicht ganz, worauf 6 hinauswill, doch Jamieson nickt. »Natürlich.«
»Wir haben uns aufrichtig Mühe gegeben, sämtliche Kanäle der Kommunikation offenzuhalten«, erklärt @ mit vollendeter Unschuldsmiene. Nur, daß sie bedauerlicherweise total lügt. »Ich hoffe, Sie hatten keine Probleme, mit uns in Verbindung zu treten. Aber schließlich gibt es ja auch noch das Komitee, das zu Ihrer Unterstützung da ist.«
»Na klar«, sage ich. Eine solche Gelegenheit, Jamieson zu stecken, wie hilfreich Sneaky Pete und das Komitee in den letzten Tagen gewesen sind, kommt nicht wieder. »Ja, das Komitee war uns eine große Hilfe. Die Damen und Herren haben jede Gelegenheit genutzt, um uns…«
»Ja, in der Tat – Sneaky Pete und die Mitglieder des Komitees haben uns geholfen, wo sie nur konnten«, unterbricht mich 6. »Sie alle haben sich für den Erfolg von
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