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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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vor sich hin.
    »Hmm«, sage ich, »auch ’ne Art, mich daran zu erinnern… aber du hast es mal wieder voll erfaßt.«
    »Die Option kannst du dir gleich abschminken«, sagt sie und beschäftigt sich wieder mit ihrem Kaffee.
    Ich will es schon auf die Mitleidstour versuchen, reiß mich aber gerade noch zusammen. Plötzlich klingen 6s Worte in meinen Ohren wie: Tut mir furchtbar leid, aber Christian Dior wird Cindy nicht unter Vertrag nehmen. Ich starre sie an, doch sie zieht es vor, die Knöpfe ihrer Kaffeemaschine zu inspizieren. Ich atme tief durch. »Na gut. Dann nehm ich halt die Drehbücher und verschwinde. Du glaubst ja ohnehin nicht an das Projekt.«
    6 ist so schnell in der Vertikalen, daß der Zucker in der Luft hängenbleibt. Als sie sich umdreht, sammle ich gerade die Bücher vom Boden auf.
    »Scat…«
    »Ist schon gut«, sage ich und spiele Schmierenkomödie. »Schließlich bin ich dir schon mal zur Last gefallen, und das eine Mal hat mir gereicht. Ich sag Brennan, daß ich die Sache alleine mach. Außerdem hat er mich angerufen und nicht dich.«
    Meine Hand liegt schon auf dem Türknopf, als 6 noch mal sagt: »Scat.«
    Diesmal klingt es nicht wie ein Protest, sondern wie ein Befehl. Unwillkürlich drehe ich mich um.
    Der Anflug eines Lächelns liegt auf 6s Lippen. »Vielleicht lernst du es ja doch noch«, sagt sie.
    scat bleibt

    Ich bekomme sogar ein eigenes Schlafzimmer.
    der morgen danach

    Als ich aufwache, höre ich 6 in der Dusche. Das erscheint mir so unglaublich, daß ich Minuten brauche, bevor ich begreife, daß ich tatsächlich wach bin. Als nächstes fang ich an, darüber nachzudenken, was ich eigentlich hier tue.
    Mir ist nicht ganz klar, was ich für 6 empfinde. Doch selbst wenn ich es wüßte, könnte ich auch nichts daran ändern. Ich meine, klar, sie ist total faszinierend, einfach hinreißend und behandelt mich wie den letzten Dreck. Aber trotz dieser anziehenden Seiten ihres Wesens weiß ich nicht recht, ob ich eine Beziehung haben möchte, in der Machtspielchen die Hauptbeschäftigung sind.
    Doch das Thema überfordert mich um diese Tageszeit, deshalb quäle ich mich aus dem Bett und zieh mich erst mal an. Und sofort habe ich mein erstes positives Erlebnis: Ich besitze nämlich nur zwei Kostümierungen: die Klamotten, die ich bei meiner Begegnung mit 6 im Saville angehabt habe, und den gestern frisch erworbenen Anzug. Und so bleibt mir keine andere Qual als die Wahl. Zwischendurch überlege ich kurz, ob ich mich 6 zur Abwechslung mal nur in Unterwäsche zeigen soll. Doch ich verwerfe den Gedanken sogleich wieder, weil 6 eine solche Darbietung ganz sicher als Aufforderung verstehen würde, mir wieder mal kräftig eins auf die Nuß zu hauen.
    Die Räume auf der Rückseite des Büros sind ziemlich eng: nur zwei winzige Schlafzimmer (von denen 6 natürlich das größere für sich beansprucht), eine Küche aus den sechziger Jahren und ein Bad, das so klein ist, daß man beim Zähneputzen im Duschbecken stehen muß. Ich bewege mich also in der vagen Hoffnung, daß 6 ein paar Scheiben Toastbrot ihr eigen nennt, Richtung Küche und gerate prompt mit einem der Schränke in Konflikt. Dabei entgeht mir völlig, daß 6 die ganze Zeit hinter mir steht, bis sie plötzlich sagt: »Ist nur ’ne Attrappe.«
    Ich kriege einen Heidenschrecken. In der Tür steht 6. Sie hat ein flauschiges weißes Badetuch um ihren Body geschlungen und ein weiteres um den Kopf. Ihre triefend nassen Waden wollen mir offenbar etwas sagen. »Wie bitte?«
    »Die Tür da. Das ist kein richtiger Schrank.«
    »Oh«, sage ich. »Dann hör ich wohl besser auf, daran herumzuzerren.
    6 sieht mich forschend an und verschwindet wieder in ihrem Schlafzimmer.
    Ich geb mir redlich Mühe, ein paar anständige Scheiben Toast zu fabrizieren. Doch das ist gar nicht so einfach, weil nur ganz tief unten in dem Toasterschacht ein kleines rotes Drähtchen glüht. Als 6 dann in einem enganliegenden Pullover und einer Stretchhose aufkreuzt, hab ich das Frühstück schon fast fertig. Sie schnappt sich wortlos ein Stück Toast und zieht einen Stuhl an die Frühstücksbar. Ich tue es ihr gleich. Dann sitzen wir – wie alte Kumpel – eine Weile ebenso intensiv schweigend wie kauend da und sind, wie es scheint, beide von tiefem Mißtrauen erfüllt.
    »Weißt du«, sage ich schließlich, »ich finde, eigentlich müßtest du mich ja an Synergie beteiligen.«
    Wie es sich für ein guterzogenes Mädchen gehört, ißt sie erst mal den Mund leer, bevor

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