Sirup: Roman (German Edition)
Nicht einfach, sich zu motivieren, da wir beide wissen, daß unsere Mühe sich schon morgen um diese Zeit als völlig sinnlos erweisen kann.
Als 6 schließlich irgendwas von Abendessen murmelt, bin ich so froh, daß ich vom Boden aufspringe. »Fishtail?«
6 zuckt mit den Achseln. »Mir egal.«
Draußen nieselt es, und wir drängen uns unter 6s Schirm zusammen. Im Fishtail ist es hell und warm, und Sneaky Pete ist so fern, daß ich schon denke, ich bin im Paradies gelandet. Wir machen es uns in einer Sitznische bequem und bestellen erst mal ein paar Burger.
Ich rühre fröhlich mit meiner Saugspirale in dem Milchshake herum, als mir plötzlich klar wird, wie es um uns steht. Ich stell den Shake auf den Tisch und glotze 6 an.
Unsere Augen begegnen sich. »Was?«
»Wir lassen uns von ihm in die Pfanne hauen«, sage ich. »Wir geben einfach auf.«
6 blickt beiseite. »Ich will nicht mehr darüber sprechen.«
»Aber so ist es doch.«
»Ich weiß, daß es so ist«, sagt sie genervt. »Aber wir können nun mal nichts dagegen tun. Wir sind einfach zu spät eingestiegen. Schluß, aus.«
Wieder eine lange Pause. Ich sehe 6 unentwegt an.
»Was ist denn?« fragt sie schließlich.
»Also…«
»Ach so«, sagt sie. »Du bist von mir enttäuscht, richtig? Tja – man kann leider nicht immer gewinnen. Kapierst du das? Wir haben doch getan, was wir konnten.«
»Aber wir haben nicht…«
»Klar«, sagt 6. »Natürlich könnten wir in den nächsten vierundzwanzig Stunden ebenso verzweifelt wie vergeblich versuchen, ein paar Szenen zu drehen. Aber so ein Filmchen kann es doch niemals mit einem Opus aufnehmen, an dem erstklassige Fachleute monatelang und mit einem wahnwitzigen Budget gearbeitet haben. Klar, Scat, du hast ja recht. Natürlich könnten wir das tun. Aber es ist völlig sinnlos. Und deshalb geben wir auf.«
Am liebsten würde ich anfangen zu streiten, doch ich halte mich zurück. Ich schau sie nur an, bis sie so wütend ist, daß sie es nicht mehr aushält.
»Verdammt noch mal, Scat, das ist doch kompletter Schwachsinn . Was willst du denn erreichen? Je mehr du dich mit dieser Geschichte identifizierst, um so schmerzlicher ist es, wenn Sneaky Pete triumphiert. Willst du das wirklich?«
Ich denke kurz nach. »Ja.«
»Na dann«, sagt 6. An unserem Tisch kreuzt gerade ein strahlend lächelnder Ober mit dem Essen auf. »Packen Sie das Zeug ein«, sagt 6 zu ihm. »Wir nehmen es mit.«
action
Ich rufe Gary auf dem Mobiltelefon an, während 6 den Schirm hält. »Gary!« schreie ich im prasselnden Regen. Ein eng umschlungenes Pärchen kommt uns entgegen, und 6 spießt das Mädchen fast mit den Schirmspeichen auf. Scheint keine Absicht zu sein. »Hallo, hier spricht Scat. Wir machen den Film.«
»Scat, das weiß ich doch schon.«
»Nein«, sage ich. »Ich meine bis morgen.«
»Heiliger Bimbam«, sagt Gary.
»Wann ist die Vorstandssitzung? Wir müssen genau wissen, wieviel Zeit wir haben.«
»Um drei. Aber Scat, ich kann Ihnen das Geld so schnell nicht beschaffen.«
»Was?«
»Es gibt da dieses Prozedere«, erklärt Gary geduldig. »Heute kann ich Ihnen nur offiziell den Auftrag erteilen, und dann können Sie uns eine Rechnung stellen. Neunzig Tage später wird dann das Geld von unserer Buchhaltung angewiesen.«
» Neunzig Tage? Gary, wir brauchen die Kohle jetzt , und zwar auf die Hand.«
»Scat, mit Bargeld arbeiten wir grundsätzlich nicht. Schauen Sie: Natürlich kann ich unsern Leuten ein bißchen Dampf machen. Doch ein paar Wochen dauert es auf jeden Fall.«
Ich will schon herumstreiten, laß es dann aber bleiben. »Also gut, Gary«, sage ich, »halten Sie sich an den Dienstweg. Wir machen jedenfalls einen Film.«
hochschulteam
»Jetzt brauchen wir nur noch ein Team«, sage ich und beiße in meinen völlig aufgeweichten Burger, »und natürlich Darsteller. Und einen Regisseur.«
6 macht die Tür hinter uns zu, und das schlechte Wetter muß draußen bleiben. »Aber wir haben doch kein Geld.«
»Nein, jedenfalls nicht für Vorauszahlungen.« Ich stoße einen Seufzer aus und lasse mich auf das Sofa fallen. »Weißt du, viele Colleges haben eine Filmhochschule – oder wenigstens einen Filmclub. Vielleicht sollten wir mal so ein Institut anrufen.«
6 schüttelt den Kopf. »Keine gute Idee. Wer arbeitet denn schon auf Vertrauensbasis für wildfremde Leute? Außerdem dauert es mindestens einen Tag, bis wir unsere Zahlungsfähigkeit nachweisen können.«
»Richtig…« Ich denke nach, während 6
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