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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Innenstadt an. Revier 11, Hochbrückenstraße. Wachtmeister Bareisl hatte einen gediegenen Basstöner und fragte nach meinem Namen.
    – Tut nichts zur Sache. In der Dr.-Friedl-Straße 15 liegt eine Tote im Badezimmer. Vielleicht gucken Sie da mal hin.
    Bareisl gab sich bürokratisch zerstreut. Wollte erst mal gucken, wo die Straße war, um das zuständige Revier ausfindig zu machen. Dann wollte er die Sache aufnehmen. Das zog sich. Ich hörte das Klackern seines Keyboards und ärgerte mich, dass diese Pfeifen im Amt so langsam und rammdösig waren. Erst mit Verspätung begriff ich, dass Bareisl den Deppen gab, um den Standort der Telefonzelle ermitteln zu können.
    – Momenterl noch, sagte er in aller Gemütlichkeit.
    Ich schmiss den Hörer auf die Gabel und lief hinüber zu meinem Bus. Sofort startete ich, setzte rückwärts in eine Nebenstraße, drehte um und hielt mich auf den Sträßchen Richtung Innenstadt. Von der Münchner Straße her war ein Martinshorn zu hören. Ich setzte den Bus auf dem Parkplatz Menterschwaige ab. Dort war ich einer unter vielen. Drinnen trank ich noch ein Bier und tuckerte wenig später nach Hause.

7
    Gegen Mitternacht langte ich endlich wieder zu Hause in der Fleischerstraße an. Ich parkte den Bus hinter dem Laden im Hof neben einer Vespa. Ich erinnerte mich an Rübls Hinweis und hatte ein komisches Gefühl. Als ich den Laden aufsperrte, sträubten sich mir die Nackenhaare. Irgendjemand war da. Es roch einfach anders. Unter dem Ladentisch hatte ich für brenzlige Situationen einen Totschläger mit Metallknauf liegen. Falls mir einer an die Kasse gehen wollte. Ich machte kein Licht und schlich mich auf allen Vieren heran. Ich tastete mit der flachen Hand nach dem Schlagstock. Da packte mich jemand an den Haaren, riss den Kopf nach hinten, und ich spürte am Hals die Spitze eines Messers.
    – Aufstehen!
    Ein Mann. Seine Stimme klang jedoch jung, fast noch teenagerhaft.
    – Licht an!
    Ich schaltete das Licht ein. Als ich mich umdrehte, blickte ich in ein Milchgesicht. Eigentlich harmlos. Aber solche Typen reagieren oft überzogen, um sich Respekt zu verschaffen.
    – Nimm die Hände hoch.
    Er begann mich abzutasten. Ich sah, dass er nervös war. Er war ein hübscher Junge mit heller Haut und dunklen Haaren. Ein südländischer Typ. Er stellte sich nicht besonders geschickt an und nestelte unbeholfen an meiner Brusttasche herum, weil er dort eine Waffe vermutete. Mitleid hatte ich dennoch keines mit ihm. Ich gab ihm einen kurzen, harten Schlag mit der Handkante auf den Unterarm. Er ließ das Messer fallen. Ich stieg mit dem Fuß drauf und hielt es unter Verwahrung. Dann holte ich den Totschläger hervor.
    – Was soll der Scheiß, Junge? Bei mir gibt es nichts zu holen.
    – Wahrscheinlich sind sie schon hinter mir her. Ich war es aber nicht. Bitte helfen Sie mir. Ich muss irgendwo unterkommen.
    – Setzen, sagte ich. Und jetzt mal alles der Reihe nach.
    Der Junge hieß Carmello. Er gehörte zu der Familie, die einen italienischen Weinhandel im Schlachthof betrieb. Carmello war mit Pia schon herumgezogen, als sie noch im Freizeitheim auftrat. Damals waren sie unzertrennlich, bis sie Karriere machte. Dann mussten es diese Rap-Darsteller sein. Muskulöse Burschen mit Tätowierung, dicken BMWs und Gangsterallüren. Irgendwie gehörte Carmello noch zur Entourage, aber nur als Roadie und Helferlein. Baute die Bühne für den Auftritt auf. Machte alles mit, nur um Pianahe zu sein. Er hoffte, dass sich zwischen ihnen eines Tages alles wieder regulieren würde. Aber diese Geschichte war dann doch zu absurd. Dass ich mit einem Einbrecher Händchen hielt und mir seine Herzschmerzgeschichten anhörte.
    – Junge, jetzt komm mal zur Sache. Wo steckt Pia?
    – Ich weiß es doch nicht. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sie mir diesen Zettel für Sie mitgegeben. Sie hing ja immer mit Sascha, ihrer Freundin, herum. Die beiden waren nur noch auf Drogen. Ich bin gestern wieder bei ihr draußen gewesen. Niemand hat aufgemacht. Dann bin ich durch die Terrassentür eingestiegen. Und oben lag Sascha tot im Badezimmer. Pia war verschwunden. Mehr weiß ich nicht.
    – Hör mal, die Geschichte nehm ich dir nicht ab. Man läuft doch nicht grundlos so aufgeschreckt durch die Gegend …
    Ich stockte. Durch das Ladenfenster bemerkte ich zwei Gestalten, die draußen herumstrichen.
    – Wen erwartest du denn noch, fragte ich Carmello.
    Schon wurde mit kräftigen Schlägen an meine Ladentür

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