Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
aber bei einem wie Link brauchte es nicht viel dazu. Ich konnte mir jedes weitereWort sparen.
Ich unternahm noch einen letzten halbherzigenVersuch. »Sie bringt nur Unglück, Mann. Sie verdreht dir den Kopf. Sie wird dich auslutschen und dann wieder ausspucken, wenn sie genug von dir hat.«
Link packte mich mit beiden Händen an den Schultern. »Verpiss dich.«
Er legte den Arm um Ridley und ging auf dieTanzfläche. Sportlehrerin Cross würdigte er keines Blickes, als er an ihr vorbeiging.
Ich zog Lena in die entgegengesetzte Richtung, in die Ecke, wo ein Fotograf die Paare vor einem künstlichen Schneehaufen und einem Schneemann aus Pappe fotografierte, während ein paar Leute abwechselnd Kunstschnee auf sie herabrieseln ließen. Dort lief ich Emily in die Arme.
Sie musterte Lena von Kopf bis Fuß. »Lena. Du siehst … glitzrig aus.«
Lena warf ihr einen Blick von der Seite zu. »Emily. Du siehst … zuckrig aus.«
Das stimmte. Emily, die Ethan-Hasserin und Südstaatenschöne, sah wie ein silber- und pfirsichfarbenes Sahnetörtchen aus, das in flauschigen, bauschigenTaft gehüllt war. Ihre Haare hatte sie in schaurige Ringellöckchen gelegt, es sah aus wie eine Perücke aus gelben, gekräuselten Bändern. Ihr Gesicht wirkte irgendwie straff gezogen, vielleicht hatte man ihr im örtlichen Friseursalon einige Haarnadeln zu viel in den Kopf gerammt.
Was hatte ich früher nur an diesem Mädchen gefunden?
»Ich wusste gar nicht, dass euresgleichen zumTanzen geht«, sagte Emily angriffslustig.
»Doch, das tun wir.« Lena blickte sie unverwandt an.
»Beim Sonnwendfeuer vielleicht?« Emilys Gesicht verzog sich zu einem gehässigen Grinsen.
Lenas Haare fingen an, sich zu kräuseln. »Wieso fragst du? Suchst du ein Feuer, um dein Kleid zu verbrennen?« Die andere Hälfte der Lichterkette erlosch. Ich sah, wie einige der Organisatoren hektisch herumkletterten und die Stecker kontrollierten.
Verschaff ihr nicht die Genugtuung. Sie ist die einzige Hexe hier.
Oh nein, Ethan, sie ist nicht die einzige.
Savannah tauchte neben Emily auf, sie hatte Earl im Schlepptau. Sie sah genauso aus wie Emily, nur dass sie in Silber und Pink gekleidet war. Aber ihr Kleid war genauso überladen.Wenn man die Augen zukniff, konnte man sich vorstellen, wie die beiden an ihrer Hochzeit aussehen würden. Es war schauderhaft.
Earl starrte auf seine Füße, er wollte mir nicht in die Augen schauen.
» Komm schon, Em, sie rufen gleich den Hofstaat der Königin zusammen.«Savannah warf Emily einen bedeutungsvollen Blick zu. Zu uns gewandt, sagte sie: »Lasst euch von mir nicht aufhalten.« Sie zeigte auf die Schlange, die vor dem Fotografen anstand. »Kann man dich überhaupt fotografieren, Lena?« Dann stolzierte sie davon – ein aufgeplustertes weißes Sahnetörtchen.
»Die Nächsten.«
Lenas Haar war immer noch gekräuselt.
Das sind doch alles Idioten. Achte nicht auf sie. Es spielt überhaupt keine Rolle.
Der Fotograf sagte erneut: »Die Nächsten!«
Ich nahm Lena bei der Hand und zog sie mit in den künstlichen Schneehaufen. Sie sah hoch zu mir, ihr Blick war düster. Doch dann verschwanden die finsterenWolken und sie war wieder ganz die Alte. Ich spürte, wie sich der Sturm in ihr legte.
»Lasst den Schnee rieseln«, hörte ich jemanden im Hintergrund sagen.
Du hast recht. Es spielt keine Rolle.
Ich beugte mich zu ihr und wollte sie küssen.
Nur du allein zählst.
Wir küssten uns und die Kamera blitzte. Eine Sekunde lang, eine wunderschöne Sekunde lang, gab es nur uns beide auf derWelt und alles andere war unwichtig.
Ein blendender Blitz des Fotoapparats – und dann ergoss sich eine klebrige weiße Masse von oben herab auf uns beide.
Was zum Teufel …
Lena schnappte nach Luft. Ich versuchte, mir die Klumpen aus den Augen zu wischen, aber das Zeug war einfach überall. Bei Lena war es sogar noch schlimmer, es klebte in ihrem Haar, im Gesicht, auf ihrem wunderschönen Kleid. Ihr erster Ball und alles war futsch.
Das Zeug, das sich da aus einem Kübel über unseren Köpfen ergoss, aus dem eigentlich die Schneeflocken sanft auf die Szenerie herabrieseln sollten, schäumte und war zäh wie Pfannkuchenteig. Ich schaute nach oben und bekam prompt noch eine Ladung ins Gesicht. Der Kübel fiel polternd auf den Boden.
»Wer hatWasser in den Kunstschnee geschüttet?«, fragte der Fotograf wütend. Keiner sagte etwas, und ich hätte gewettet, dass die Schutzengel von Jackson wieder einmal ihre Hände in Unschuld
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