Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
derTurnhalle verwirrt. Keiner von ihnen hatte Macon Ravenwood je leibhaftig gesehen. »Entschuldigen Sie, Sir, ich weiß nicht, für wen Sie sich halten, aber wir sind mitten in einerVerhandlung. Und Sie dürfen dieses … dieses Tier nicht mit hereinbringen. Auf dem Schulgelände sind nur Blindenhunde gestattet.«
»Ich verstehe vollkommen. Zufällig ist Boo Radley genau das: der Hund, der für mich sieht.«
Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Genau genommen war das ja dieWahrheit. Der riesige Hund schüttelte sein klatschnasses Fell und spritzte alle voll, die in der Nähe des Mittelgangs saßen.
»Nun, Mister …?«
»Ravenwood, Macon Ravenwood.«
Wieder ging ein Raunen durch die R eihen derTribüne und von dort breitete es sich bis in die hintersten Ecken der Halle aus. Ich war noch nicht geboren, da hatte die ganze Stadt bereits auf diesen einen Augenblick gewartet. Man konnte die Spannung fast mit Händen greifen. Es gab nichts, aber auch gar nichts, das man in Gatlin mehr schätzte als ein richtiges Spektakel.
»Meine Damen und Herren von Gatlin. Wie nett, Sie endlich einmal alle zu treffen. Ich bin sicher, Sie kennen meine liebe Freundin, die hübsche Frau Dr. Ashcroft. Sie hatte die Freundlichkeit, mich heute Abend hierher zu begleiten, weil ich mich in unserer schönen Stadt nicht mehr so recht auskenne.«
Marian winkte den Leuten zu.
»Entschuldigen Sie nochmals, dass ich mich verspätet habe, lassen Sie sich von mir nicht stören. Ich bin sicher, Sie wollten gerade darlegen, dass die Anschuldigungen, die gegen meine Nichte erhoben wurden, völlig unbegründet sind, und all diese Kinder auffordern, nach Hause zu gehen, damit sie am morgigen Schultag ausgeschlafen sind.«
Einen Moment lang sah Mr Hollingsworth aus, als wolle er genau das tun, und ich fragte mich schon, ob Onkel Macon über die gleiche Überzeugungskraft wie Ridley verfügte. Eine Frau mit einer hochtoupierten Steckfrisur flüsterte Mr Hollingsworth etwas ins Ohr, und da schien ihm wieder einzufallen, was er eigentlich wollte. »Nein, Sir, keineswegs. Die Beschuldigungen, die gegen Ihre Nichte vorgebracht wurden, sind durchaus ernst zu nehmen. Es scheint, dass es für die besagten Ereignisse mehrere Zeugen gibt. Aufgrund der schriftlichen Berichte und der Angaben, die in dieserVersammlung gemacht wurden, fürchte ich, bleibt uns nichts anderes übrig, als sie von der Schule zu verweisen.«
Macon zeigte auf Emily, Savannah, Charlotte und Eden. »Sind das Ihre Zeugen ? Ein paar kleine Mädchen, deren Einbildungskraft mit ihnen durchgegangen ist, ein beklagenswertes Beispiel für den Neid zwischen den Menschen?«
Mrs Snow sprang auf. »Wollen Sie damit andeuten, dass meineTochter lügt?«
Macon setzte sein Filmstarlächeln auf. »Ganz und gar nicht, meine Gute. Ich deute nicht an, sondern ich behaupte, dass IhreTochter lügt. Ich bin sicher, der kleine Unterschied wird Ihnen nicht entgehen.«
»Wie können Sie es wagen?« Links Mutter fiel über ihn her wie eine Wildkatze. »Sie haben überhaupt kein R echt, hier aufzutauchen und dieVerhandlung durcheinanderzubringen.«
Marian lächelte und trat vor. »Wie sagte einst ein bedeutender Mann? ›Die kleinste Ungerechtigkeit ist eine Gefahr für die Gerechtigkeit in derWelt.‹ Und in diesem Saal sehe ich die Gefahr, dass die Gerechtigkeit auf der Strecke bleibt, Mrs Lincoln.«
»Sparen Sie sich Ihr neunmalkluges Geschwätz, wir sind hier nicht in Harvard.«
Marian klappte ihren Schirm zu. »Soweit ich weiß, hat Martin Luther King weder dahergeschwätzt noch war er in Harvard.«
Mr Hollingsworth fuhr mit energischer Stimme fort. »Es bleibt dabei, dass Zeugen beobachtet haben, wie Miss Duchannes den Feueralarm ausgelöst hat, was einen Sachschaden an Schuleigentum in Höhe von mehreren tausend Dollar verursacht hat. Darüber hinaus wurde Miss Asher vom Podium gestoßen und hat sich dabei verletzt. Allein aufgrund dieserVorkommnisse haben wir genügend Gründe, Miss Duchannes von der Schule zu verweisen.«
Marian seufzte laut auf und schüttelte ihren Schirm aus. »Es ist schwierig, Narren von den Fesseln zu befreien, die sie lieben.« Sie sah demonstrativ zu Mrs Lincoln hinüber. »Voltaire, noch einer, der nicht in Harvard war.«
Macon war ganz die R uhe selbst und das schien die anderen nur umso mehr aufzubringen. »Mister, wie war doch gleich der Name?«
»Hollingsworth.«
»Mr Hollingsworth, es wäre eine Schande, wenn Sie sich vor diesen Karren spannen lassen
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