Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
wusste genau, was in dem Päckchen war und was es für Lena bedeutete.
Dümmer geht’s ja wohl kaum noch.
Lena konnte mir nicht in die Augen sehen, sonst hätten wir beide vor Lachen losgeprustet. Als wir uns wieder unter dieTanzenden gemischt hatten, warf Lena das silberne Päckchen ins Feuer. Die orangeroten Flammen fraßen sich durch dieVerpackung, bis das metallicfarbene Täschchen sich in Rauch und Asche aufgelöst hatte.
Die Holy R o llers machten eine Pause, und Link kam zu uns herüber, um sich im Glanz seines musikalischen Debüts zu sonnen. »Ich hab euch ja gesagt, dass wir gut sind. Wir stehen ganz kurz vor einem Plattenvertrag.« Link stieß mir den Ellbogen in die Seite, ganz wie in alten Zeiten.
»Du hast recht gehabt, Mann. Ihr seid fantastisch.« Ich musste ihm das einfach sagen, auch wenn der Lolli einen wesentlichen Anteil an dem Erfolg hatte.
Savannah pirschte sich heran, vermutlich um Link die gute Laune zu verderben. »Hey, Link.« Sie klimperte mit den Wimpern.
»Hey, Savannah.«
»Meinst du, du könntest einenTanz für mich freihalten?« Es war unglaublich. Sie stand da und himmelte ihn an wie einen R o ckstar. »Ich weiß gar nicht, wie ich das verkraften soll, wenn du mich abweist.« Sie schenkte ihm ein strahlendes Eisköniginnenlächeln. Ich kam mir vor, als sei ich ausVersehen in einem von LinksTräumen gelandet – oder einem von Ridleys.
Wenn man vomTeufel sprach. »Hände weg, Ballkönigin. Das ist mein heißes Eisen.« Ridley schlang ihren Arm und ein paar andere wichtige Körperteile um Link, um ihrenWorten Nachdruck zu verleihen.
»Tut mir leid, Savannah. Vielleicht ein andermal.« Link steckte seine Drumsticks in die hintere Hosentasche und ging auf dieTanzfläche, zurück zu Ridley und ihrem nicht jugendfreienTanz. Dies war sicher der größte Augenblick in seinem ganzen Leben. Man hätte meinen können, heute sei sein Geburtstag.
Als der Song zu Ende war, sprang er wieder auf die Bühne. »Wir haben noch ein Lied, das eine gute Freundin von mir geschrieben hat, es ist ein paar ganz besonderen Leuten von der Jackson High gewidmet. Ihr wisst selbst, wer gemeint ist.« Auf der Bühne wurde es dunkel. Link zog den R eißverschluss seines Kapuzensweatshirts auf und mit einem Gitarrenakkord gingen die Lichter wieder an. Er präsentierte sich in einem Jackson-Angels-T-Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln; er sah damit genauso lächerlich aus, wie er beabsichtigt hatte.Wenn seine Mutter ihn jetzt sehen könnte.
Er beugte sich zum Mikrofon und wirkte einen Zauber ganz eigener Art.
» Fallin’ angels all around me
Misery spreads misery
Your broken arrows are killin’ me.
Why can’t you see?
The thing you hate becomes your fate
Your destiny, Fallen Angel.«
Es war Lenas Song – das Lied, das sie für Link geschrieben hatte.
Als die Musik immer lauter wurde, bewegten sich alle rachezürnenden Engel zu den Tönen der Hymne, die sich gegen sie richtete. Vielleicht war Ridley an allem schuld, vielleicht auch nicht. Aber als der Song zu Ende war und Link sein geflügeltes T-Shirt ins Feuer warf, kam es mir so vor, als gingen mit dem T-Shirt auch noch ein paar andere Dinge in Flammen auf. Alles, was so schwer war, was wir für unüberwindlich gehalten hatten, schien sich ebenfalls in Rauch aufzulösen. Lange nachdem die Holy R o llers aufgehört hatten zu spielen, als Ridley und Link wie vom Erdboden verschluckt schienen, als Savannah und Emily immer noch nett zu Lena waren und plötzlich alle von der Basketballmannschaft wieder mit mir sprachen, sah ich mich suchend nach einem Zeichen um, einem Lolli, irgendwas. Nach dem einen verräterischen losen Faden, an dem sich der ganze Pullover aufdröseln konnte.
Aber da war nichts. Nur der Mond, die Sterne, die Musik, die Lichter und die Leute. Lena und ich tanzten nicht mehr, wir hielten uns einfach eng umschlungen, wiegten uns vor und zurück. Hitze und Kälte, Spannung und Angst strömten gleichzeitig durch meine Adern. Solange noch Musik spielte, waren wir in unserer eigenen kleinenWelt geborgen. Wir waren zwar nicht allein in unserer Höhle unter Lenas Bettdecke, aber es war immer noch perfekt.
Lena zog sich sanft zurück, so wie sie es immer machte, wenn sie über etwas nachdachte, und schaute zu mir hoch. Sie starrte mich an, als sähe sie mich zum ersten Mal.
»Was ist los?«
»Nichts. Ich …« Sie kaute nervös auf der Unterlippe, dann holte sie tief Luft. »Es ist nur … es gibt etwas, das ich dir sagen
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