Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
Lena konnte sich nicht aus Macons Obhut wegwünschen. Sie musste auf einen viel älteren, viel mächtigeren Zauber zurückgreifen, einen Zauber, der seine Wirkung auf Macon noch nie verfehlt hatte, seit sie nach Ravenwood gezogen war. Auf die gute alte Liebe.
»Warum willst du zu diesen Leuten gehen, nach allem, was sie dir angetan haben?« Seine Stimme wurde sanft.
»Ich habe meine Meinung nicht geändert, Onkel. Ich will nichts mit diesen Mädchen zu tun haben. Aber ich möchte trotzdem auf die Party gehen.«
»Das ist doch Unsinn«, sagte Macon entnervt.
»Ja. Und ich weiß, es ist dumm, aber ich möchte wenigstens einmal ein ganz normales Mädchen sein. Ich möchte einmal auf eine Party gehen, ohne gleich das ganze Fest platzen zu lassen. Ich möchte einmal zu einer Party gehen, zu der ich tatsächlich auch eingeladen bin. Ich weiß, dass Ridley dahintersteckt, aber was ist denn Schlimmes dabei, wenn mir das egal ist?« Sie sah zu ihm hoch und kaute auf ihrer Unterlippe.
»Ich kann es dir nicht erlauben, selbst wenn ich wollte. Es ist viel zu gefährlich.«
Ihre Blicke kreuzten sich. »Ethan und ich haben es nicht einmal bis zum erstenTanz geschafft, Onkel M. Das hast du selbst gesagt.«
Einen Augenblick lang schien es, als würde Macon nachgeben, aber nur einen Augenblick lang. »Was ich nicht gesagt habe, ist dies: Gewöhne dich daran. Ich bin keinen einzigenTag lang in eine Schule gegangen, geschweige denn am Sonntagnachmittag durch die Stadt spaziert. Wir alle haben Entbehrungen hinnehmen müssen.«
Lena spielte dieTrumpfkarte. »Heute ist doch mein Geburtstag. Heute könnte alles Mögliche passieren. Es ist vielleicht die letzte Gelegenheit, um …« Der R est des Satzes blieb unausgesprochen.
Um mit meinem Freund zu tanzen. Um ich selbst zu sein. Um glücklich zu sein. Sie musste es nicht aussprechen. Wir wussten es alle.
»Lena, ich kann verstehen, wie dir zumute ist, aber ich bin für deine Sicherheit verantwortlich. Heute Abend musst du hier bei mir bleiben. Die Sterblichen bringen dich in Gefahr oder fügen dir Leid zu. Du kannst kein Mädchen sein wie jedes andere. Du bist nicht dafür geschaffen, zu sein wie gewöhnliche Menschen.« So hatte Macon noch nie mit Lena gesprochen. Und ich wusste nicht genau, ob er damit die Party meinte oder mich.
Lenas Augen schimmerten feucht, aber sie weinte nicht. »Warum nicht?Was ist so falsch daran, wenn ich mir wünsche, was alle anderen auch haben? Ist dir schon jemals der Gedanke gekommen, dass sie womöglich recht haben?«
»Und wenn schon?Was spielt das für eine R o lle? Du bist eine Naturgeborene. EinesTages wirst du an einen Ort gehen, wohin dir Ethan niemals folgen kann. Und jede Minute, die ihr jetzt gemeinsam verbringt, wird dann zu einer Last werden, die du dein ganzes Leben lang tragen musst.«
»Er ist keine Last.«
»Oh, doch, das ist er. Er macht dich schwach und das macht ihn gefährlich.«
»Er macht mich stark und das ist eine Gefahr für dich.«
Ich trat zwischen die beiden. »Mr Ravenwood, bitte.Tun Sie ihr das heute Abend nicht an.«
Aber es war zu spät, Lena kochte vorWut. »Was weißt du schon davon? Dich hat nie eine Beziehung zu einem anderen Menschen belastet , du hattest ja nie Freunde. Du verstehst rein gar nichts. Wie auch? Du schläfst den ganzenTag in deinem Zimmer und in der Nacht bläst duTrübsal in der Bibliothek. Du hasst alle, und du glaubst, du bist allen überlegen. Du hast nie jemanden wirklich geliebt, woher willst du also wissen, wie mir zumute ist?«
Sie kehrte Macon, kehrte uns allen den R ücken zu und rannte dieTreppe hinauf. Boo trottete hinter ihr her. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer fiel krachend ins Schloss, das Geräusch hallte bis zu uns herunter. Boo ließ sich vor ihrer Tür nieder.
Macon starrte ihr nach, obwohl sie schon längst verschwunden war. Langsam drehte er sich zu mir um. »Ich konnte es ihr nicht erlauben. Ich bin sicher, du verstehst das.« Ich wusste, dass diese Nacht wahrscheinlich die gefährlichste in Lenas Leben war, aber ich wusste ebenfalls, dass heute vielleicht die letzte Gelegenheit für sie war, das Mädchen zu sein, das wir alle so liebten. Ja, ich hatte verstanden. Ich wollte jetzt nur nicht mit ihm im selben Zimmer sein.
Link drängte sich durch den Pulk derWartenden nach vorn. »Feiern wir jetzt ’ne Party oder nicht?«
Larkin fasste ihn an der Jacke. »Die Party läuft doch schon längst. Lasst uns rausgehen. Wir feiern für Lena.«
Emily drängelte sich neben
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