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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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kommen und wir viel zu weit von der Straße entfernt sind, um sie aufzuhalten. Ein paar Typen rotten sich zusammen und fangen an, Steine auf die Bullen zu schmeißen. Daraufhin tritt eine Reihe von Polizisten mit langen Schutzschilden vor die normalen Cops. Als dann trotzdem ein Stein in der Fresse eines Bullen landet, bricht Jubelgeschrei aus. Irgendwie hab ich ein verdammt ungutes Gefühl in der Magengegend, das aber durch den Adrenalinkick der neuesten Nachrichten verdrängt wird: Die Lastwagen der Streikbrecher sind da, um den verdammten Koks aus der Fabrik abzuholen!
    Auf einmal stürmen alle nach vorn, um die Polizeilinien zu durchbrechen. Natürlich werde ich mitgerissen. Ich versuche einfach nur, die Arme dicht am Körper zu halten und nicht hinzufallen. Sofort verliere ich Nicksy aus den Augen. Grandma Rentons Worte – Pass auf meinen Buben auf! – kommen mir wieder in den Sinn, und ich überlege panisch, wo mein Dad abgeblieben ist. Plötzlich öffnet sich vor mir eine Lücke, und ich versuche hindurchzuschlüpfen. Im nächsten Moment preschen aber die berittenen Bullen in uns hinein, und wir rennen zurück. Es ist wie eine Massenschlägerei beim Fußball, aber nicht halb so witzig. Durch den Einsatz der Pferde werden wir so weit zurückgedrängt, dass die Lastwagen passieren können. Bei diesem Anblick kann sich keiner von uns mehr halten. »WAS ZUM TEUFEL MACHT IHR DA, IHR VERDAMMTEN NAZISCHWEINE?!«, brülle ich einem Polypen ins Gesicht, der ungefähr so alt ist wie ich.
    Es folgt ein weiterer Vorstoß von uns, der abermals von den berittenen Bullen zurückgeschlagen wird. Wieder regnet es Steine auf die Mistkerle, und über den Lautsprecher wird verkündet, dass wir uns hundert Meter zurückziehen sollen, da andernfalls voll ausgestattete Riot-Cops eingesetzt werden. Kaum ist die Ansage durch, sehen wir schon, wie sie sich vorbereiten … mit ihren Helmen, den runden Schilden und den Schlagstöcken.
    »Das is einfach unglaublich«, ruft ein älterer Bergmann aus Yorkshire mit brennender Wut in den Augen. »In diesem Land wurdn noch nie Riot-Cops gegen streikende Arbeiter eingesetzt!«
    »Diese verdammten Rundschilde …«, brüllt ein anderer, »… die haben sie zum Austeilen und nich zum Schutz!«
    Damit hat er verflucht noch mal recht: Während wir nur versuchen, unsere Position zu halten, greifen die Mistkerle wieder an und dreschen auf uns ein. Es ist der Wahnsinn. Die meisten von uns tragen normale Klamotten. Vielleicht sind ein paar mit dicken Donkeyjacken dabei, aber niemand hat etwas, das zur Verteidigung oder als Schutz dienen könnte. Die Bullen schwingen also ihre Knüppel, und unter den Bergleuten bricht eine Massenpanik aus. Ich selbst bin mittendrin und bekomme erst nen Schlag auf den Rücken, dann einen auf den Arm. Mir ist schon kotzübel, als ich mir noch nen Hieb gegen die Schläfe einfange. Diese Schläge fühlen sich anders an als Fausthiebe oder Fußtritte: Du kannst richtig fühlen, wie sie unter der Haut Schaden anrichten. Doch Adrenalin ist das beste Schmerzmittel, und so schlage ich zurück, trete gegen ihre verdammten Schutzschilde …
    ABER ES IST ZWECKLOS!
    Es ist verdammt noch mal nicht fair … verfluchte Scheiße! Wo zum Henker is mein Schutzschild? Wo is mein verdammter Schlagstock, ihr elenden Wichser? Es ist einfach nicht fair …
    Ich schlage und trete gegen die Plexiglasdinger und versuche, die Bullen dahinter zu erwischen, aber es ist sinnlos. Fick diese Scheiße! Ich dreh mich um und renn aufs freie Feld. Als ein Bulle sich anschickt zu überholen, um sich einen flüchtenden Demonstranten zu schnappen, verpasse ich ihm einen Stoß. Er gerät ins Straucheln und geht fast zu Boden. Aber nur fast. Irgendwie fängt er sich und rennt weiter hinter dem anderen Typen her, ohne sichn feuchten Kehricht um mich zu scheren. Ich seh einen jungen Demonstranten, der auf dem Boden liegt und von drei Bullen gleichzeitig bearbeitet wird. Das Trio steht über ihn gebeugt und drischt auf den Jungen ein. Ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, mit langen schwarzen Haaren, schreit die Cops an: »Aufhören! Was macht ihr da?!«
    Einer der Bullen beschimpft sie als »Bergarbeiterschlampe« und schubst sie beiseite. Die Kleine stolpert und fällt auf den Rücken. Als ein älterer Typ ihr zu Hilfe kommt und sie aus der Reichweite der Bullen ziehen will, kassiert er selbst noch einen Schlag auf die Schulter.
    Alle Welt schreit und brüllt mittlerweile panisch durch die Gegend, nur ich

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