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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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stehe vollkommen reglos da und kann mich nicht entscheiden, was ich tun soll. Ich fühle mich, als wär ich eingefroren. Ein älterer Bulle sieht mich, blickt auf die jungen Cops hinter ihm und brüllt mir dann ins Gesicht: »MACH, DASS DU DICH VERPISST, ODER DIE SCHLAGEN DICH TOT!«
    Die Sorge des Bullen um mein Leben jagt mir mehr Angst ein als die Todesdrohung selbst. Ich sehe zu, dass ich Land gewinne. Ich schiebe mich an den verwirrten, schreienden Leuten vorbei und halte Ausschau nach meinem Dad, Andy und Nicksy.
    Wahnsinn! Egal, wo man hinschaut. Vor mir verprügelt ein muskelbepackter Riese mit langer Bikermatte und Lederklamotten einen Bullen nach Strich und Faden. Obwohl der Bulle ein Rundschild und einen Schlagstock hat, überwältigt der Hüne ihn und drischt mit seinen gigantischen Vorschlaghammerfäusten auf ihn ein. Ein paar Schritte weiter torkelt ein Typ durch die Gegend, der wegen der Blutfontäne, die aus seinem Kopf spritzt, fast nichts mehr sehen kann. Plötzlich verspüre ich einen stechenden Schmerz in meinem Rücken und muss fast kotzen. Ich reiß mich aber zusammen und dreh mich um. Ein Bulle mit panischem Gesichtsausdruck glotzt mich an. Mit erhobenem Schlagstock und Rundschild in der Hand weicht er zurück – ganz so, als wär ich derjenige, von dem hier die Gefahr ausgeht. Mit einem Mal läuft alles in Zeitlupe ab. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, und ich hab eine Scheißangst um meinen alten Herrn. Gleichzeitig reißt mich der ganze Wahnsinn irgendwie mit, und ich surfe auf einer euphorisierenden Adrenalinwelle.
    Zum Glück ziehen sich die Bullen dann zurück. Die geschundenen Demonstranten sammeln sich wieder. Nachdem sich viele mit Steinen vom Feldrand bewaffnet haben, legen wir erneut den Vorwärtsgang ein. Auch ich schnappe mir einen Stein, weil mir klar ist, dass diese Brutalos keine Gefangenen machen und ich irgendeine Art Waffe brauche. Eigentlich will ich aber nur noch eins: meinen Vater finden.
    Was zum Teufel …
    Plötzlich breitet sich ein wehklagender Heulton im Lager der Streikenden aus. Es hört sich so an, als würden sie mit unvorstellbaren Schmerzen kämpfen. Einen Moment lang hab ich den Verdacht, dass die Bullen ihnen Ammoniak oder so was in der Art in die Augen gesprüht haben. Aber nein, die Leute schreien, weil gerade die Lastwagen der Streikbrecher voll beladen mit Koks aus der Fabrik rollen. Wir stürmen noch einmal nach vorn, um sie aufzuhalten, aber die Bullen schlagen uns abermals zurück. Scargill rennt jetzt vor den Polizeiketten herum und schreit etwas durch sein Megafon, das ich aber genauso wenig verstehen kann wie diese verzerrten Lautsprecheransagen aufm Bahnhof. Als die Lastwagen nach und nach in der Ferne verschwinden, ebbt auch unser Pfeifen und Buhen ab. Die Leute verlieren ihren Kampfeswillen.
    Ich fühle, wie sich ein hartes und eiskaltes Etwas in meiner Brust zusammenschnürt, denke: »Game over!«, und mache mich auf die Suche nach meinem Vater.
    Bitte, bitte mach, dass ihm nichts geschehen ist! Lieber Protestanten-Gott, Katholiken-Gott, Muslime-Gott, Juden-Gott, Buddhisten-Gott und all ihr anderen Götter … bitte macht, dass es ihm gut geht …
    Ein paar der Streikenden verlassen das Feld zusammen mit ihren verwundeten Kameraden in Richtung Dorf. Andere legen sich gemütlich in die Sonne und sehen dabei so unbekümmert aus, dass man gar nicht glauben kann, dass sie vor ein paar Minuten noch in eine Massenschlägerei verwickelt waren. Mir geht es da ganz anders: Ich zittere am ganzen Körper, meine Zähne klappern heftig aufeinander. Man könnte meinen, ich hätte einen kleinen Motor verschluckt. Langsam spüre ich, wo mich die Schlagstöcke überall getroffen haben: Mein Kopf und mein Rücken schmerzen, mein Arm baumelt reglos an der Seite herunter.
    DIESE VERFICKTEN …
    Ich hab verdammte Angst um meinen alten Herrn. Wahrscheinlich sehe ich gerade genauso aus wie er: ein von Sorgen geplagter Mensch. Damit meine ich natürlich, wie er heutzutage aussieht, und nicht, wie er auf den Fotos aus seiner Jugendzeit wirkt. Irgendwann hab ich ihn sogar mal gefragt, warum er immer so besorgt dreinschaut.
    »Kinder«, hat er bloß geantwortet.
    BITTE MACH, DASS ER OKAY IST!
    Irgendwann gebe ich die Suche auf und mache mich auf den Weg zurück ins Dorf und zum Bus, da ich annehme, dass mein alter Herr und Andy auch dorthin gegangen sind. Aber ich komme nicht weit, da die Riot-Cops wieder auf uns zustürmen. Wie besessen kloppen sie mit ihren

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