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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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sinnlos, mit diesen alten Schnarchtüten über Musik zu diskutieren. Ich würd ihnen am liebsten sagen, dass Presley und Lennon längst Wurmfutter sind und sie verdammt noch mal endlich drüber hinwegkommen sollen. Aber ich lass es lieber. Die Stimmung im Bus ist gerade gut, und wie gesagt bringt es echt nix, mit den Typen zu diskutieren.
    Mithilfe der Bullen schaffen wir’s dann irgendwann ins Dorf und parken auf der Hauptstraße hinter den anderen Bussen. Is ne komische Situation: Die Sonne kommt gerade erst rausgekrochen, und trotzdem treffen immer mehr Leute ein. Mein alter Herr schleicht sich zu einem Münztelefon davon. Bei der Fresse, die er zieht, weiß ich sofort, worum es in dem Gespräch geht. Schlechte Nachrichten.
    »Alles in Ordnung?«
    »Jaja …«, sagt er und schüttelt dann den Kopf. »Deine Mutter meinte bloß, dass der kleine Kerl ne schreckliche Nacht hatte. Sie mussten ihm Sauerstoff geben, ne ganze Menge sogar.«
    »Mist … okay, aber das wird schon wieder«, sag ich zu ihm. »Die wissen doch da, was sie machen.«
    Verdammte Kacke! Selbst hier unten muss der kleine Scheißer nerven …
    Dann faselt Dad was von wegen, dass er Davie lieber nicht hätte allein lassen solln, weil meine Mutter das mit der Lagerungsdrainage nicht richtig macht und die Schwestern im Krankenhaus auch keine Zeit dafür haben. Er lässt den Kopf hängen, Schmerz zieht durch sein Gesicht. »Seine Lungen dürfen sich nich mit diesem Schleimzeug zusetzen …«
    Ich kann mir diesen Scheiß nich schon wieder anhörn. Nicht hier in Yorkshire.
    Die Pokalfinalstimmung hat sich mittlerweile in den Vibe eines Musikfestivals verwandelt. Alle sind gut drauf, als wir zu dem Feld marschieren, wo sich die Streikenden versammeln. Auch mein Dad macht sich etwas locker und unterhält sich mit einem Typen aus Yorkshire. Sie tauschen sogar ihre Pinnnadeln: den AUEW-Anstecker meines Dads gegen den NUM-Pin des Yorkshire-Typen. Stolz wie Bolle stecken sich die beiden dann die getauschten Pinnnadeln ans Revers, als wären es Orden.
    Etwas weiter weg sehen wir, wie sich die Bullen hinter ihren Absperrungen sammeln. Es sind verdammt viele. Ich schau mir die Polizisten in den weißen Hemden etwas genauer an. Es sind die Wichser vom Met, dem Metropolitan Police Service aus London. Ein Typ im Bus meinte, dass die Bullen nicht zu viele Kräfte aus Yorkshire an die vorderste Front schicken wollen, weil die dann möglicherweise nicht mehr wissen, auf welcher Seite sie stehen. In unserem Lager sehe ich Fahnen und Transparente von allen möglichen Gewerkschaften und politischen Gruppen – alle versammeln sie sich hier mit uns. Trotzdem bin ich nervös: Wir sind zwar viele, aber die Bullen sind mehr. Mit jedem neuen Schub Streikender trabt mindestens die gleiche Anzahl an Bullen an, meist aber noch ein paar zusätzlich. Andy bringt die wachsende Unruhe auf unserer Seite dann auf den Punkt: »Darauf warten die doch schon seit Jahren! Die ham’s einfach nicht verkraftet, dass die Bergleute die Regierung in Heath gekippt ham.«
    Die Fabrik, die wir blockieren wollen, kann man gar nich übersehen. Sie wird von zwei riesigen phallusförmigen Schornsteinen dominiert, die aus einer Ansammlung von Industriebauten im viktorianischen Stil herausragen. Die Anlage macht einen düsteren Eindruck. Wir stehen nördlich der Fabrik, wo uns die Bullen auf einem großen Feld zusammengetrieben haben. Plötzlich ist alles still, und die Rufe der Streikenden verebben. Ich schaue rüber zu dem Industriekomplex und hab einen Moment lang das mulmige Gefühl, dass das auch Auschwitz sein könnte (inklusive Gaskammern und so weiter) und dass wir dort eingesperrt werden sollen. Unsere Situation sieht tatsächlich alles andere als rosig aus: Die Polypen haben nicht nur mehr Leute als wir, sondern uns mittlerweile auch eingekesselt. An drei Seiten des Feldes stehen Polizisten. Die vierte wird durch eine Eisenbahnstrecke begrenzt. »Die Schweine haben einen Plan«, brummt Andy und schüttelt dabei besorgt den Kopf. »Die haben uns direkt hierhergeführt. Irgendwas läuft da ab!«
    Ich hab das Gefühl, dass er recht hat. Weiter oben stehen ungefähr fünfzig berittene Bullen und mindestens noch mal so viele mit Hunden. Außerdem sind weit und breit keine Polizist innen mehr zu sehen. Es ist offensichtlich, dass die Typen es ernst meinen. »Du bleibst immer bei uns, verstanden?!«, mahnt mein Dad und schaut dabei skeptisch zu einer Gruppe stämmiger Burschen mit Yorkshire-Akzent

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