Skandal im Ballsaal
ist?"
„In ihrem eigenen Salon, Euer Gnaden, und sie wartet auf Ihren Besuch", strahlte Reeth. „Und sie überstand die Reise sehr gut; ich bin glücklich, Euer Gnaden das versichern zu können."
„Ich will sofort zu ihr gehen!", sagte Sylvester und eilte die Haupttreppe hinauf.
Die Herzogin war allein und saß neben dem Kamin. Sie blickte auf, als Sylvester hereinkam, und lächelte.
„Mama!"
„Sylvester! Nun, ich will nicht gescholten werden! Du sollst mir bitte sagen, dass du erfreut bist, mich hier zu finden!"
„Ich muss dir das nicht sagen", erwiderte er und beugte sich über sie. „Aber dass du ohne mich aufgebrochen bist!
Ich hätte dir eigentlich nicht berichten sollen, was geschehen ist! Ich tat es nur, weil ich fürchtete, du könntest davon aus einer anderen Quelle erfahren. Meine Liebe, bist du so ängstlich gewesen?"
„Nicht ein bisschen! Ich wusste, du würdest ihn sicher zurückbringen. Aber es wäre ein wenig zu viel, zu erwarten, dass ich auf Chance bleibe, wenn solche aufregenden Ereignisse in London vor sich gehen. Nun, setz dich und berichte mir alles! Edmunds Mitteilungen haben die wildesten Vermutungen in meiner Seele wachgerufen, und jener freundliche Junge, den du mit dir nach Hause gebracht hast, meint, ich werde die Geschichte vielleicht besser aus deinem Mund hören wollen. Mein Lieber, wer ist er?"
Er hatte sich auf die Seite gewandt, um einen Sessel zum Kamin zu ziehen, und als er sich setzte, sah ihn die Herzogin zum ersten Mal im vollen Licht der Kerzen, die in der Nähe ihres Sessels brannten. Wie Reeth erlitt sie einen Schock; wie Reeth erkannte sie den Ausdruck auf Sylvesters Gesicht.
Er hatte ihn nach Harrys Tod viele Monate lang gezeigt; und sie hatte gebetet, ihn nie wieder sehen zu müssen. Sie ballte ihre Hände im Schoß, so stark war ihr Verlangen, sie nach ihm auszustrecken.
„Thomas Orde", antwortete er und lächelte, mit Anstrengung, wie ihr schien. „Ein netter Bursche, nicht wahr? Ich habe ihn eingeladen, hier so lange zu bleiben, wie es ihm beliebt; sein Vater hält es für an der Zeit, dass er ein wenig städtischen Schliff bekommt." Er zögerte und sagte dann:
„Ich glaube wohl, er wird dir erzählt haben - oder Edmund hat es, dass er ein Freund von Miss Marlow ist. Sozusagen ein angenommener Bruder."
„Oh, Edmund war voll von Tom und Phoebe! Aber wie sie dazu kamen, in diese verzwickte Angelegenheit verwickelt zu werden, kann ich mir nicht vorstellen! Phoebe scheint sehr nett zu Edmund gewesen zu sein."
„Äußerst nett. Es ist eigentlich eine lange Geschichte, Mama."
„Und du bist müde und möchtest sie mir nicht gerade jetzt erzählen. Dann will ich dich nicht quälen. Aber berichte mir von Phoebe! Du weißt, ich habe ein besonderes Interesse an ihr. Um die Wahrheit zu gestehen, ich kam nach London, um sie zu besuchen."
Er blickte rasch auf. „Sie zu besuchen? Ich verstehe nicht, Mama. Warum solltest du das?"
„Nun, Louisa schrieb und erzählte mir, jedermann glaube, sie wäre die Autorin dieses albernen Romans und habe eine sehr unglückliche Zeit gehabt, das arme Kind. Ich hoffte, ich könnte erreichen, solch einem Unsinn Einhalt zu gebieten. Aber als ich nach London kam, entdeckte ich, dass Lady Ingham sie nach Paris gebracht hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie mir nicht geschrieben haben sollte, denn sie müsste gewusst haben, dass ich Verenas Tochter helfen würde."
„Es ist zu spät!", sagte er. „Ich hätte den Skandal verhindern können! Stattdessen ..." Er brach ab und blickte sie durchdringend an. „Ich kann es nicht zurücknehmen. War meine eifrige Tante Louisa auf dem Ball der Castlereaghs?"
„Ja, Liebster."
„Ich verstehe." Er stand ruckartig auf, wandte sich zum Kamin und stand da, den Kopf ein wenig von der Herzogin abgewandt. „Ich bin sicher, sie hat dir erzählt, was dort geschah."
„Eine unglückliche Angelegenheit", sagte die Herzogin ruhig. „Du warst natürlich sehr verärgert."
„Es gibt keine Entschuldigung für das, was ich tat. Ich kannte ihre Furcht vor - wenn ich nur an den Ausdruck in ihrem Gesicht denke!"
„Wie sieht sie aus, Sylvester?" Sie wartete und half ihm dann weiter. „Ist sie hübsch?"
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Keine Schönheit, Mama.
Wenn sie lebhaft ist, würdest du sie vielleicht anziehend finden."
„Nach all dem, was ich gehört habe, schließe ich, dass sie ungewöhnlich ist?"
„Oh ja, sie ist ungewöhnlich!", sagte er bitter. „Sie platzt mit
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