Skandal im Ballsaal
finden, meine Liebe! Ich muss dir den Herzog nicht vorstellen, denn ich vermute, dass du schon mit ihm bekannt bist. Und Phoebe ebenfalls! Sie kennen meine Tochter, Salford - meine kleine Phoebe! Nun, was könnte jetzt gemütlicher sein? Ganz ruhig, im Kreis der Familie, wie ich es Ihnen versprach: kein Zeremoniell - Sie nehmen mit uns vorlieb!"
Sylvester, der seine üblichen Artigkeiten von sich gab, als er seine Gastgeberin begrüßte, war schlecht gelaunt. Er hatte genug Zeit gehabt, um zu bedauern, Marlows Einladung angenommen zu haben, und seit sie Blandford Park verlassen hatten, hegte er den Wunsch, woanders zu sein. Der Wagemut Seiner Lordschaft auf den Jagdgründen war vergessen und nur die Eintönigkeit seiner Unterhaltung in Erinnerung; und ehe Austerby erreicht war, hatte er es nicht nur verstanden, Sylvester zu langweilen, sondern ihn auch noch zu erbosen.
Von Natur aus überschwenglich, hatte er, sobald er seines vornehmen Gastes sicher war, es nicht für notwendig erachtet, die Zurückhaltung zu üben, die ihm von Lady Ingham empfohlen worden war. Er hatte mehrere eindeutige Hinweise angebracht. Sie waren allesamt auf unfruchtbaren Boden gefallen, und ihre einzige Wirkung bestand darin, Sylvesters gute Laune zu verderben. Er hatte Sylvester auch erzählt, dass er auf Austerby der einzige Gast sein würde, und das war keinesfalls das, was Sylvester erwartet hatte; ein solches Arrangement verlieh seinem Besuch eine Bedeutung, die er ängstlich zu vermeiden bemüht war. Was immer Seine Lordschaft über die Zwanglosigkeit der Einladung gesagt haben mochte, er hatte doch angenommen, er würde eine größere Gesellschaft auf Austerby finden, aus Gründen der Form, wenn schon nicht im Bemühen, den Aufenthalt seines Haupt-gastes angenehm zu gestalten. Seine Lordschaft, schloss Sylvester, war teuflisch darauf bedacht, seine Tochter loszuwerden; aber wenn er glaubte, das Haupt des großen Hauses von Rayne könnte dazu gebracht werden, nur einen Schritt gegen seinen eigenen Willen zu tun, so würde er sehr bald seinen Irrtum bemerken. Sylvester kam darauf, dass man von ihm sagen könne, er habe schon so einen Schritt getan, indem er Austerby besuchte: eine Erwägung, die ihn so sehr aufbrach-te, dass er ein wenig boshaft entschied, die beabsichtigte Verbindung nicht zu erwähnen, wenn sich Miss Marlow nicht als ganz außergewöhnlich erwies.
Dieser unliebenswürdige Entschluss wurde durch seinen ersten Eindruck von Austerby bestärkt. Ein rascher Rund-blick in der Eingangshalle genügte, ihn zu überzeugen, dass es ganz und gar nicht die Art Haushalt war, die er schätzte.
Die Möbel waren in starrer Ordnung aufgestellt, das kleine Feuer, das im Kamin schwelte, war ungeeignet, die eisige Zugluft zu erwärmen. Obwohl man am Butler wirklich nichts aussetzen konnte oder an den zwei in London geschulten Lakaien, die den Herren Mäntel und Hüte abnahmen, war Sylvester sicher, dass sich die Bedienung als unzureichend erweisen würde. Es hätte ihn nicht überrascht, zu erfahren, dass ein weibliches Wesen über die Küche herrschte; und er zweifelte kaum daran, dass es für die Zimmer keine Bedienten gab, die die Bequemlichkeit der Gäste gewährleisteten.
Die Tatsache, dass er sich häufig in Häusern aufhielt, die weit weniger prächtig waren als sein eigenes, und er dabei niemals einen Gedanken an Größe und Stil ihrer häuslichen Einrichtungen verschwendete, fiel ihm in seiner gegenwärtigen Laune wirklich nicht ein; und die Nachricht, dass er so außerordentlich kritisch bei Lord Marlows Haus war, hätte eine Anzahl seiner weniger wohlhabenden Freunde und Verwandten sehr in Staunen versetzt. Eine seiner Lieblingscousinen, eine lebhafte junge Frau, verheiratet mit einem armen Major der Dragoner-Garde, hätte es tatsächlich kaum geglaubt, da keiner der Besucher ihres bescheidenen Hauswesens sich mehr anpasste als er oder eher bereit war, mit der gastlichen Aufnahme zufrieden zu sein. Aber Sylvester hatte den Major und Mrs Newbury gern; dagegen war er auf dem besten Weg, Lord Marlow von Herzen zu verabscheuen.
Er wurde von Lady Marlow auf huldvollste Art empfangen, wie ihr Gebieter feststellte. Sylvester schien sie eher herablassend, und er war überrascht.
Er wandte sich von ihr ab, um Miss Marlow zu begrüßen, und sah seine düsteren Vorahnungen bestätigt. Sie besaß weder Schönheit noch gutes Aussehen, ihre Gesichtsfarbe war armselig und ihre Figur noch schlechter, ihr Kleid geschmacklos; und die
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