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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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bekannt mit ihm!
    In eine hübsche Lage sind wir geraten, wenn ein Kindskopf von einem Mädchen über einen Mann von Salfords Rang die Nase rümpft! Lass mich dir sagen, du solltest dich eher segnen für dein großes Glück!"
    Sie sagte flehend: „Papa, du weißt, dass ich nicht gern dein Missfallen errege, aber ..."
    „Sehr schön gesagt!", unterbrach er sie. „Du hast nicht für einen Penny Achtung für mich. In welche Verlegenheit du mich da bringen würdest! Guter Gott, es ist nicht zu fassen.
    Soll ich Salford etwa mitteilen, du kannst ihn nicht lieben?
    Auf mein Wort, es macht mich ganz verrückt, Himmel noch mal, das tut es wirklich! Hier stehe ich und unterziehe mich dieser ganzen Mühe - ja, und allen Kosten! Denn wenn Salford an dem jungen Braunen Gefallen finden sollte, muss ich ihm das Pferd zu einem Preis überlassen, der mich tatsächlich sehr in Geldverlegenheit bringen wird. Nicht zu reden von dem neuen Kleid, das für dich gekauft wurde, und ich wage nicht zu sagen, wie viele Flaschen von dem guten Rotwein! Hundert Pfund bezahlte ich für ein Oxhoft, und es hat nicht mehr als fünfzig Flaschen ergeben, wie mir Firbank sagt. Carbonnels Auslese!"
    „Papa ..."
    „Sprich nicht mit mir!", sagte er und überließ sich dem Zorn des Schwachen. „Ich habe keine Geduld mehr, mit dir zu sprechen! Und was deine Mama sagen wird!"
    „Oh, du wirst es ihr nicht erzählen! Sicher wirst du das nicht?", rief sie aus. „Du könntest dem Herzog sagen ... du hättest dich in meinen Gefühlen getäuscht, sodass er mir keinen Antrag machen wird! Papa ..."
    „Wenn ich in so eine Lage gebracht werden soll, muss sie alles wissen!", sagte er, indem er ihre Furcht sogleich ausnutzte. „Es täte mir wirklich sehr leid, wenn ich ihr enthüllen müsste, was zwischen uns vorgefallen ist, aber wenn du weiter in deinem Eigensinn beharrst, sehe ich mich dazu gezwungen. Nun, mein liebes Kind, überlege es dir! Salford hatte noch keine Gelegenheit, sein Interesse auf dich zu richten: gewähre ihm wenigstens diese eine! Wenn du dann findest, dass es dir noch immer unmöglich ist, ihn gern zu haben, nachdem er ein paar Tage bei uns gewohnt hat, wollen wir wieder darüber sprechen. Inzwischen werde ich Mama nichts von dieser Unterredung sagen, und du brauchst es auch nicht. Bis dahin, stelle ich mir vor, werden deine Ge-fühle irgendwie wieder in Ordnung kommen, nicht wahr?"
    Er tätschelte ihre Schulter. „Jetzt muss ich dich wegschicken, sonst wird Salford vor mir unten sein. Ich bin dir nicht böse. Du bist manchmal sehr eigenartig, aber im Herzen ein gutes Mädchen, und du weißt, du kannst deinem Vater vertrauen."
    Sie ging ohne ein weiteres Wort. Der optimistische Zug in seinem Gemüt machte es ihm leicht zu glauben, dass er sie zum Gehorsam überredet hätte, aber in Wahrheit wusste sie nur zu genau, dass er nicht standhaft bleiben würde. Sein Unbehagen, sich in einer peinlichen Lage zu befinden, war stärker als seine Liebe zu seinen Kindern; weit davon entfernt, ihm zu vertrauen, war sie daher sicher, dass er, ehe er heute Nacht zu Bett ging, alles seiner Frau erzählt hatte. Er würde keinen Zwang auf seine Tochter ausüben, denn das wäre ebenso unbequem; aber er würde nicht eingreifen, wenn seine Frau es tat.
    Bis zum Morgen, dachte Phoebe, müsste sie vor einem Angriff sicher sein. Da blieb nicht mehr viel Zeit, sich über eine mögliche Flucht Gedanken zu machen; sie konnte von keinem Bewohner auf Austerby Hilfe erwarten. Sie von Miss Battery zu erbitten, würde die Erzieherin nicht nur in eine sehr schwierige Lage versetzen, sondern auch dafür sorgen, dass sie aus ihrer Stellung unter Bedingungen entlassen würde, die es ihr wirklich sehr erschwerten, in einem anderen Haus unterzukommen. Bei Tom konnte man darauf bauen, dass er alles, was immer man von ihm verlangte, tun würde, aber sie konnte sich Hilfe von seiner Seite nur schwer vorstellen. Ihr fiel niemand ein als ihre Großmutter, die ihr wirklich beistehen konnte. Sie war mit Lady Ingham nicht sehr gut bekannt, aber sie wusste, dass sie ihr wohlgesinnt war; und sie wusste auch, dass sie Lady Marlow verachtete und hasste. Wäre Austerby in der Nähe Londons gelegen, Phoebe hätte nicht gezögert, ihren Schutz in Anspruch zu nehmen. Aber Austerby war neunzig Meilen von London entfernt. Es wäre zwecklos, einen Brief abzusenden, denn man konnte nicht annehmen, eine Kranke käme mit der Postkutsche nach Somerset, um sie mitten im strengen Winter zu befreien.

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