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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Pferde führte. Mrs Scaling und mir gelang es, Tom den Stiefel vom Fuß zu schneiden, aber ich fürchte, wir haben ihm sehr wehgetan, denn er wurde mittendrin ohnmächtig. Und hier sind wir nun, mit dem nicht eingerenkten Bein des armen Tom, und keinerlei Möglichkeit, einen Arzt zu holen. Alles wegen dieses abscheulichen Hausknechtes!"
    „Guter Gott!", sagte Sylvester und kämpfte mit dem übermächtigen Wunsch zu lachen. „Warten Sie eine Minute!"
    Bei diesen Worten ging er wieder auf die Straße hinaus, wo Keighley auf ihn wartete. „Bring sie in den Stall, John!".befahl er. „Wir steigen hier für die Nacht ab. Es gibt in diesem Gasthof nur einen Hausknecht, und der ist nach Newbury gefahren, wenn du also niemand im Hof siehst, handle, wie du es für richtig hältst!"
    „Hier absteigen, Euer Gnaden?", fragte Keighley wie vom Donner gerührt.
    „Ich denke, in ein paar Stunden wird es zum Weiterfahren zu dunkel sein", erwiderte Sylvester und ging ins Haus zurück. Er sah, dass sich eine untersetzte Frau zu Phoebe gesellt hatte, mit eisgrauen Locken, die unter einer Morgenhaube herabfielen. Sie hatte ein hübsches Gesicht, das im Augenblick einen gequälten Ausdruck trug. Sie machte einen Knicks vor Sylvester; und Phoebe sagte mit sorgfältiger Betonung: „Das ist Mrs Scaling, Sir, die meinem Bruder und mir so außerordentlich hilfreich war!"
    „Wie freundlich von ihr!", sagte Sylvester und schenkte der Wirtin ein Lächeln, das ihm eine höchst bereitwillige Bedienung sicherte. „Ihre Eltern wären erfreut zu wissen, dass meine unvorsichtigen jungen Freunde in so gute Hände geraten sind. Ich habe meinem Reitknecht befohlen, die Pferde in den Stall zu bringen, aber ich glaube wohl, Sie werden ihm sagen, wohin er sie führen darf. Können Sie unser Paar versorgen?"
    „Nim, ich bin sicher, Sir, ich wäre glücklich - nur ist das ein ganz einfaches Haus, Euer Gnaden - und ich habe den jungen Herrn in meinem besten Zimmer untergebracht!", sagte Mrs Scaling beträchtlich verwirrt.
    „Oh, das macht nichts aus!", sagte Sylvester und streifte seine Handschuhe ab. „Ich glaube, Madam, es wäre jetzt gut, wenn Sie mich zum Bruder dieser jungen Dame hinaufführen würden."
    Phoebe zögerte, und als Mrs Scaling geschäftig zum hinte-ren Teil des Anwesens eilte, fragte sie argwöhnisch: „Warum wollen Sie Tom besuchen? Warum wollen Sie hierbleiben?"
    „Oh, das ist keine Frage des Wollens!", gab er zurück, mit einem Lachen in den Augen. „Reines Mitgefühl, Madam!
    Warum zum Kuckuck sollte ich den armen Teufel in den Händen zweier Frauen lassen? Bringen Sie mich hinauf! Ich versichere Ihnen, er wird sehr erfreut sein, mich zu sehen!"
    „Nun, das glaube ich kaum", sagte Phoebe und betrachtete ihn düster. „Und ich wüsste gern, warum Sie zu Mrs Scaling von uns so sprachen, als seien Sie unser Großvater!"
    „Ich fühle mich auch so", erwiderte er. „Bringen Sie mich hinauf zu dem Verletzten. Wir wollen sehen, was man für ihn tun kann!"
    Sie schien noch zu zweifeln, aber nach einem Augenblick der Unschlüssigkeit sagte sie widerwillig: „Oh, nun gut!
    Aber ich möchte nicht, dass man ihm Vorhaltungen macht oder er getadelt wird, wohlgemerkt!"
    „Guter Gott, wie wäre ich befugt, ihn zurechtzuweisen?", sagte Sylvester und folgte ihr die enge Treppe hinauf.
    Mrs Scalings bestes Schlafzimmer war ein niedrig gebauter Raum auf der Vorderseite des Hauses. Ein Feuer brannte im Kamin, die Vorhänge vor dem Dachfenster waren vorgezogen, um das trübe Dämmerlicht abzuhalten. Eine Öllampe stand auf dem Toilettentisch und ein paar Kerzen auf dem Kaminsims; durch die karmesinroten Fenstergardinen und Bettvorhänge erschien der Raum angenehm behaglich.
    Tom, völlig angekleidet mit Ausnahme seiner Stiefel und Strümpfe, lag auf dem Bett, eine Flickendecke leicht über seine Beine gebreitet, die Schultern wurden durch mehrere dicke Kissen gestützt. Die Augen in dem verstörten Gesicht, die sich zur Tür wandten, waren voll Anspannung.
    „Tom, das - das ist der Herzog von Salford!", sagte Phoebe.
    „Er wollte, dass ich ihn heraufbringe, und hier ist er!"
    Diese erschreckende Nachricht brachte Tom dazu, sich auf die Ellbogen gestützt zu erheben. Er zuckte zusammen, war aber voll Entschlossenheit, Phoebe vor jedem Versuch zu schützen, sie zurück nach Austerby zu bringen. „Salford?", stieß er hervor. „Du willst mir sagen - komm herüber, Phoebe, und fürchte dich nicht! Er hat keine Macht über dich, und das

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