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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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einem geeigneten Bauernhof oder Gasthaus!"
    Keighley seufzte, unterdrückte aber eine Bemerkung.
    Schließlich wurde seinen Sehkräften keine große Anstrengung zugemutet, denn innerhalb einer halben Meile, knapp neben einem engen Fahrweg, der die Poststraße kreuzte, stand ein kleines Gasthaus, einige Yards von der Straße entfernt, mit einem Hof und mehreren Nebengebäuden an der Hinterseite.
    „Aha", sagte Sylvester. „Nun, werden wir ja sehen, nicht wahr, John? Halte das für mich!"
    Keighley, der die Zügel übernahm, war durch dieses eigensinnige Benehmen so erzürnt, dass er mit bemerkenswertem Sarkasmus sagte: „Ja, Euer Gnaden. Und wenn Sie über eine Stunde brauchen sollten, soll ich sie im Schritt gehen lassen, nur für den Fall, dass sie eine Erkältung abbekommen könnten?"

Aber Sylvester, der vom Karriol heruntersprang, betrat schon den „Blue Boar" und zollte dieser Bemerkung keine Aufmerksamkeit.
    Die Tür öffnete sich auf einen Flur, auf dessen einer Seite die Gaststube lag und auf der anderen ein kleiner Kaffeesalon. Gegenüber führte eine enge Treppe in das obere Stockwerk. An ihrem oberem Ende stand Miss Phoebe Marlow und blickte ängstlich herab.

    Ihr erschreckter Ausruf und ihr bestürzter Gesichtsausdruck bereiteten Sylvester boshafte Befriedigung. „Ah, wie geht es Ihnen?", fragte er freundlich.
    Das Treppengeländer umklammernd, eine angstvolle Frage in den Augen, stieß sie hervor: „Mama?"
    „Aber natürlich! Draußen, in meinem Karriol." Dann sah er, dass sie totenblass geworden war, und sagte: „Seien Sie kein solcher Dummkopf! Sie nehmen doch wohl nicht an, ich würde Ihre Stiefmutter dreißig Yards fahren, geschweige denn dreißig Meilen!"
    Ihre Farbe kehrte wieder; sie sagte: „Nein - und sie wäre auch niemals dazu bereit, in einem Karriol zu fahren! Was führt Sie her?"
    „Neugierde, Madam. Ich sah das Wrack auf der Straße und vermutete, es sei Mr Ordes Karriol."
    „Oh! Sie haben nicht ... Sie waren nicht ..." Sie hielt verwirrt inne; und dann, als er freundlich zu ihr aufblickte, platzte sie heraus: „Sie sind gar nicht gekommen, um mich aufzustöbern?"
    „Ganz und gar nicht!", antwortete er, sich rechtfertigend.
    „Ich bin nur auf dem Weg nach London. Miss Marlow, Sie sind leider einem Missverständnis erlegen."
    „Wollen Sie sagen, Sie haben nicht die Absicht, mir einen Antrag zu machen?", fragte sie.
    „Sie lieben es, die Dinge beim Namen zu nennen, nicht wahr? Dann, offen gesagt, Madam, nein."
    Sie war keineswegs beleidigt, sondern sagte mit einem Seufzer der Erleichterung: „Gott sei Dank! Die ganze Angelegenheit ist mir natürlich unendlich peinlich. Aber jetzt bin ich doch froh, dass wenigstens Sie hier sind!"
    „Das freut mich!"
    „Nun, als ich Sie hereinkommen hörte, hoffte ich, Sie wä-
    ren jener abscheuliche Hausknecht."
    „Welcher abscheuliche Hausknecht?"
    „Der Einzige, der hier beschäftigt ist, Mrs Scaling - die Wirtin - hat ihn nach Newbury geschickt, um Lebensmittel zu kaufen, weil sie fürchtete, sie könnten hier vielleicht wochenlang eingeschneit werden, und er ist noch nicht zurückgekommen. Er ist dort zu Hause, und Mrs Scaling glaubt, er wird dort bleiben, bis es aufhört zu schneien. Was aber viel schlimmer ist: er hat das einzige Pferd mitgenommen, das sie besitzt! Tom - Mr Orde - will nichts davon hören, dass ichTrusty reiten könnte - und ich gebe zu, es wäre in der Tat ein wenig schwierig, denn es gibt hier keinen Sattel und ich habe auch nicht die entsprechende Kleidung bei mir. Und Trusty ist noch niemals geritten worden. True würde mich tragen, aber das ist unmöglich: ihr linkes Sprunggelenk ist übel gezerrt. Und das Bein ist sicher gebrochen und muss eingerenkt werden!"
    „Wessen Bein?", unterbrach Sylvester. „Nicht das des Pferdes?"
    „Oh nein! Das ist nicht so übel wie das andere!", versicherte sie ihm. „Mr Ordes Bein."
    „Sind Sie sicher, dass es gebrochen ist?", fragte er ungläubig. „Wie zum Teufel ist er hierhergekommen, wenn das der Fall ist? Wer hat die Pferde ausgespannt?"
    „Da war ein Landarbeiter mit einem Eselskarren. Das verursachte den Unfall. Trusty hat die größte Abneigung gegen Esel, und die armselige Kreatur schrie, gerade als Tom Trusty am Zügel führte. Tom blieb mit der Ferse in der Reisedecke hängen, nehme ich an, und so wird es geschehen sein. Der Landarbeiter half mir, Trusty und True zu befreien; und dann hob er Tom in seinen Karren und brachte ihn hierher, während ich die

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