Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3
muss ich leider sagen. Es schien uns geraten, ihm Ruhe zu verordnen.«
Eine bedeutungsschwangere Stille folgte. Dann wechselte die Königin unvermittelt das Thema. »Das ist nicht der Moment für Rätsel. Erklären Sie Uns nun lieber, was passiert ist.«
»Gewiss, Euer Majestät. Wir sind hier, um Sie über einen schweren Unfall in Kenntnis zu setzen, der heute Nacht dem Ehrenwerten Ralph Beaulieu-Buckworthzugestoßen ist. Soviel ich weiß, sind Sie mit dem jungen Mann bekannt?«
Prinz Alberts Stimme war hart. »›Bekannt‹ kann man wohl kaum sagen. Sie sind gleich alt und haben möglicherweise gemeinsame Freunde. Aber der Prinz verkehrt nicht mit der Person, die Sie genannt haben.«
Kommissar Blake fuhr rasch fort. »Euer Majestät, Euer Hoheit. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn in Begleitung des Ehrenwerten Ralph Beaulieu-Buckworth war, als die – Tragödie passierte. Um genau zu sein, zu dem Zeitpunkt von Mr Beaulieu-Buckworths tragischem Tod.« Seine letzten Worte schienen in der Stille nachzuhallen, die nun folgte: eine schwerwiegende, totale Stille, in der das leise
Pfffff
der Gaslampen laut und aufdringlich wirkte. Es gab keine leisen Aufschreie und auf Seiten des königlichen Paares auch kein erschrockenes Einziehen der Luft. Als Blake fortfuhr, war sein Ton unbewegt und gemessen – der Ton eines Beamten, der seine Arbeit tat. »Der Prinz von Wales hat ausgesagt, dass er gestern Nachmittag auf Einladung von Mr Beaulieu-Buckworth nach London gekommen ist.«
»Sie haben den Prinz von Wales in Abwesenheit seiner Eltern verhört?« Ihre Majestät war eindeutig verärgert. »Er ist erst achtzehn Jahre alt.«
»Wir haben ihn nicht offiziell verhört, Euer Majes tät ; verzeihen Sie den falschen Eindruck, den meine Worte hervorgerufen haben. In seiner Erregung hat der Prinz von Wales ein paar Angaben gemacht. Unsist natürlich klar, dass er einige seiner Aussagen nach genauerem Überdenken möglicherweise korrigieren wird. Doch wir wollen Ihnen die Informationen, die er uns freiwillig gegeben hat, nicht vorenthalten.«
Verbissene, misstrauische Stille. Dann wieder der Prinzgemahl: »Fahren Sie fort, Kommissar.«
»Danke, Sir. Der Anlass war die Feier zu Mr Beaulieu-Buckworths Geburtstag und eine Anzahl junger Männer war eingeladen. Natürlich waren die Kammerherren des Prinzen zugegen. Es war eine ziemlich große Gesellschaft. Man speiste im –«
»Ach, es ist doch ganz unwichtig, wo sie gespeist haben!«, rief die Königin mit so heftiger Stimme aus, dass der Kommissar ins Stocken kam. »Hören Sie auf, mit Uns herumzuspielen, und sagen Sie Uns, was geschehen ist!«
Blake schluckte hörbar. »Sehr wohl, Euer Majestät. Sie müssen wissen, Ma’am, dass die jungen Männer zum Essen Wein getrunken hatten und im Laufe des langen Abends weiteren Wein und Spirituosen zu sich nahmen. Der Prinz von Wales hat uns wissen lassen, dass er und Mr Beaulieu-Buckworth gegen zwei Uhr morgens ziemlich beeinträchtigt waren. Sie waren von ihren Kameraden getrennt worden, einschließlich der Kammerherren des Prinzen, und Mr Beaulieu-Buckworth schlug vor, einen Bummel durch die, wie er sagte, ›dunkle Seite‹ der Stadt zu machen. Wider die bessere Einsicht des Prinzen –«
Die Königin schluchzte kurz und heftig auf. »Bessere Einsicht, mein Gott! Dem Jungen fehlt noch jeglichergesunde Menschenverstand und jede bessere Einsicht!«
Kommissar Blake zögerte unsicher.
»Bitte fahren Sie fort, Kommissar«, sagte Prinz Albert.
»Der Prinz willigte ein. Mr Beaulieu-Buckworth führte ihn in den Osten der Stadt und durch ein Labyrinth von Gassen, von denen der Prinz sagte, dass er sich niemals allein darin zurechtfinden würde. Schließlich kamen sie zu einem Etablissement, das sich auf den Konsum von Opium –« Hier brach Kommissar Blake ab.
»Selbst wir mit unserem abgeschirmten Leben haben schon von Opiumhöhlen gehört«, sagte der Prinzgemahl.
Blake räusperte sich. »Natürlich. Wie dem auch sei, Mr Beaulieu-Buckworth überredete den Prinzen einzutreten, um sich anzusehen, was er als ›Abschaum‹ bezeichnete. Nach seiner eigenen Aussage zögerte der Prinz. Er hatte jedoch Angst, Mr Beaulieu-Buckworth aus den Augen zu verlieren, der versprochen hatte, ihn danach wieder aus dem Labyrinth der Slums zu führen. Daher folgte er seinem Freund in das Opiumlokal.
Der Prinz hat weiter erzählt, dass ein dunkelhäutiger Mann – der Besitzer des Etablissements, wie wir vermuten –
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