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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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zuzulaufen.
    »So«, sagte der Eindringling und klang ziemlich selbstzufrieden, »los! Gehen Sie! Sie wissen, wo ich hinwill.«
    »Sie haben dem Wachmann wohl ein hübsches Sümmchen gezahlt«, sagte James und rührte sich nicht.
    Der Mann schnaubte verächtlich   – ein herrisches, ungeduldiges Geräusch, das Mary irritierend bekannt vorkam. »Versuchen Sie nicht, Zeit zu schinden, junger Mann; ich bin nicht hier für Spielchen. Gehen Sie oder ich schieße.«
    Erleichtert vernahm Mary den Klang steter, spritzender Schritte. James war zwar kein Narr, aber absolut in der Lage, eine Frage zu viel zu stellen. Sie spähte in Richtung des Lichts, konnte aber nur James’ Profil und den Schein der Laterne ausmachen   – sonst nichts. Sie konnte jetzt nicht mehr fliehen, daher blieb sie, starr wie eine Statue, einen Meter vor dem Raum mit der Schießbaumwolle stehen. Sie war so nah dran.
    Das Schnauben des Eindringlings ging ihr nicht aus dem Kopf. Wo hatte sie es schon einmal gehört? Sie rief sich das letzte   – einzige   – Bild ins Gedächtnis, das sie von ihm hatte, wie er den kleinen Stocherkahn den Abwasserkanal hinuntergelenkt hatte. Voller Selbstvertrauen. Aufrecht. Zielgerichtet.
    Ihr völlig fremd, und doch nicht ganz.
    Fast hätte sie die Luft eingezogen, als es ihr schließlich einfiel: Honoria Dalrymples Vater, der Graf von Wintermarch! Er war der Eindringling! Der Mann, derin letzter Minute das Abendessen bei der Königin abgesagt hatte. Der Mann, der sich nachts in den Abwässerkanälen herumtrieb. Der Mann, der Honoria aufgefordert hatte, den Zugang zum Tunnel vom Küchenbereich aus zu suchen. Sie hatte ihn am vorigen Abend auf der Gesindetreppe gesehen, im vertraulichen Gespräch mit Honoria. Und das Schnauben kam ihr als männliche Version von Honorias eigenem Missfallenslaut bekannt vor.
    Doch obwohl sie ihn nun identifiziert hatte, waren ihr seine Motive immer noch unklar. Es ergab keinen Sinn: Honorias Familie gehörte zur Oberschicht   – Honoria selbst war ja sogar Hofdame. Daran änderte auch ihre Verbindung zu dem anrüchigen Ralph Beaulieu-Buckworth nichts. Warum sollte ihr Vater   – ein pensionierter General, wie Mary wusste, und dem Hörensagen nach ein sehr angesehener Herr   – der Königin etwas antun wollen?
    Wenn Anne und Felicity ihr die Hintergrundinformation gegeben hätten, die sie verlangt hatte, würde sie jetzt nicht so im Dunkeln tappen, wäre es womöglich gar nicht so weit gekommen. Ein ungewöhnlicher Patzer, ein gravierender noch dazu   – wenn auch nicht der erste bei diesem Auftrag.
    Sie konnte immer noch nicht sehen, worauf Wintermarchs Blick gerichtet war, doch die zwei Männer kamen bedrohlich näher. Sie musste weiter. Mit drei vorsichtigen, schleichenden Schritten erreichte sie die halbhohe Mauer. Doch der schwierigste Teil lag noch vor ihr: in den erhöht liegenden Raum zu klettern.Sie riskierte einen Blick in die Richtung der Männer   – und fast sofort bellte die Stimme: »Wer da?«
    Sie verhielt sich mucksmäuschenstill. Senkte die Augenlider, behielt jedoch die Lichtquelle im Blick.
    »Ein Ratte wahrscheinlich«, sagte James. Sein Ton war einigermaßen beiläufig, doch Mary konnte die darunterliegende Anspannung heraushören. »Was sollte es denn sonst sein?«
    »Tja, interessante Frage. Gehen Sie weiter.«
    Eine lange Pause. Eine Drohung mit der Pistole.
    James ging weiter, wenn auch langsamer. Sein stummes Widerstreben war in der Stille praktisch zu hören   – für Mary zumindest. »Wo gehen wir hin?«
    Keine Erwiderung, da die Antwort zu offensichtlich war.
    Sie waren vielleicht fünfundzwanzig Meter entfernt. Sie musste sich entscheiden: hierbleiben und in der Falle sitzen oder es riskieren, gesehen zu werden. Sie griff nach dem Sims, fand in den bröckelnden Ziegelsteinen Halt für ihren Fuß und fing an, sich hochzuziehen.
    »Stehen bleiben! Keine Bewegung!«
    Sie überhörte den Befehl. Einen Moment später zog sie sich trotz ihrer brennenden Schulter, zwar nicht besonders elegant, aber mit Erfolg auf den Sims. Geschafft. Sie musste nur noch die Leiter hinaufsteigen und durch den Geheimgang. Bestimmt war die Armee inzwischen eingetroffen. Und sicher würden sie ihr glauben.
    »Da ist nichts, Sie alter Narr.« Das war James’ Stimme.
    »In dem Fall wird es Ihrem Verbündeten auch nichts ausmachen, wenn ich Ihnen eine Kugel in den dämlichen Kopf jage.«
    Mary erstarrte.
    »Genau. Ein sinnloser Bluff«, sagte James. Doch seinen kühnen

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