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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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zwar des Königs von England.‹ Haben Sie die Geschichte denn ganz vergessen, Wintermarch?«
    Der Revolver blitzte wieder auf, zwar gehalten von zitternden Händen, doch direkt auf die Königin gerichtet. Instinktiv stellten sich Mary und James beide zwischen die Monarchin und den Attentäter, doch sie winkte sie fort. »Keine Angst. Die Zeit des Grafen ist abgelaufen. Schon lange konspiriert er gegen Unsere Autorität und beklagt sich über eineweibliche Regentschaft. Über den Niedergang des Königreichs und des Imperiums. Doch sein Plan ist widersinnig. Nicht durchführbar. Er wird nichts erreichen, kein Zeichen setzen.«
    »Tatsächlich nicht?«, kreischte Wintermarch und hob den Arm, um zu schießen. »Ich beweise Ihnen das Gegenteil, Sie   –«
    Ein scharfes Zischen.
    Ein beängstigendes dumpfes Geräusch.
    Das Gesicht des Grafen verkrampfte sich, einen Moment später stürzte er vornüber und sein Körper sackte zusammen. Die Laterne schwankte etwas, blieb aber aufrecht stehen und die kleine Flamme brannte weiter.
    Mary und James starrten die Königin an, dann fuhren sie zu Wintermarchs Körper herum. Er lag ausgestreckt da. Ein langer Stab steckte wie eine Fahnenstange in seinem Rücken. Ein Pfeil, stellte Mary fest, doch es dauerte, bis ihre benebelten Sinne begriffen, was ihre Augen sahen. Hinter ihr stieß die Königin einen kurzen Seufzer aus   – die einzige Regung, die sie während des gesamten kurzen, seltsamen Vorfalls gezeigt hatte.
    Und jetzt hörte Mary Stiefelschritte durch den Kanal auf sie zukommen. Der Bogenschütze, der Wintermarch getötet hatte. Er kniete sich neben den Leichnam und betrachtete sein Werk. Blickte zur Königin auf und salutierte. »Der Schuss hat das Herz durchbohrt, Ma’am.«
    »Ausgezeichnete Treffsicherheit, Mathers.«
    »Danke, Ma’am. Entschuldigen Sie den Lärm.« Der Bogenschütze verneigte sich tief und gab drei schrille Pfiffe durch den Tunnel ab. Als Antwort kam ebenfalls ein Pfiff, dann das Stampfen von Schritten. Wie lange, fragte sich Mary, war die Armee schon in Bereitschaft gewesen?
    Königin Victoria seufzte erneut. Diesmal merkte Mary ihr eine gewisse Erschöpfung an. »Ein schlimmes Ende für einen hochmütigen und törichten Mann.«
    James war immer noch sprachlos. Schließlich sagte Mary: »Ja, Ma’am.« Doch alle möglichen Fragen stürmten auf sie ein. Woher hatte die Königin von Wintermarchs verräterischen Plänen gewusst? Wo befand sich Honoria Dalrymple jetzt? Und was hatte Ihre Majestät dazu bewogen, höchstpersönlich nach unten zu kommen? Bei all ihren klugen Reden über den Fortbestand der königlichen Linie hatte sie ihr Leben riskiert, um dem Verrückten gegenüberzutreten. Wenn sie umgekommen wäre, hätte die Tragödie den Lauf der Geschichte verändert.
    »Wir werden Uns zu einem geeigneteren Zeitpunkt Ihnen beiden gegenüber dankbar erweisen«, sagte Königin Victoria. »Jetzt jedoch, Miss Quinn   …«
    »Ja, Euer Majestät?«
    »Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie Uns beim Erklimmen dieser doch ziemlich unzulänglichen Leiter behilflich sein könnten. Wir sind nicht mehr die Jüngste.«

Einunddreißig
    Auf dem Weg nach St. John’s Wood
    M ary hätte nicht verstörter sein können, wenn die Königin sie mit dem Kopf nach unten gehalten und ordentlich durchgeschüttelt hätte. Als sie durch die relative Stille von Mayfair in nördliche Richtung ging, konnten ihre Gedanken sich einfach nicht vom überraschenden Auftreten der Monarchin in der Kanalisation lösen. Ihre Majestät hatte sich eigentlich nicht wie eine unerschrockene Monarchin und Mutter von acht Kindern benommen, sondern eher wie ein Mitglied der Agentur! Selbst ihr Umgang mit Wintermarch   – ihre klug gewählten Worte, die ihn aufhielten, bis der Bogenschütze Stellung bezogen hatte   – war erstaunlich. Ganz zu schweigen davon, mit welcher Geschwindigkeit sie die Armee befehligt hatte und mit welcher Weitsicht sie Wintermarchs Attentatsversuch vorausgeahnt hatte.
    Mary war versucht gewesen, alle Etikette über Bord zu werfen und die Königin mit Fragen zu bombardieren. Doch sie war gar nicht dazu gekommen. Ihre Majestät hatte schnell zu ihrer Familie und ihrenDienern in den übervollen Kensington Palast zurückkehren und sie beruhigen wollen. Sie erwartete, dass das Entfernen der Kisten mit Nitrocellulose zügig gehen würde und sie die Nacht schon wieder im Buckingham-Palast verbringen könnten. Und so musste Mary ohne genauere Auskünfte zur Akademie

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