Skandal In Belle Terre
weiß, Sie haben Wichtigeres zu tun, als für mich den Wachhund zu spielen.”
„Auf Wiedersehen, Ma’am.” Der Deputy salutierte kurz, stieg wieder ein und fuhr davon.
Maria schloss die Tür auf und betrat das Haus. Was sollte sie bloß mit Mrs. Rivers machen? Sollte sie in den Wintergarten gehen, sich vorstellen und sich für das Abendkleid bedanken? Oder sollte sie Leah Rivers lieber in Ruhe lassen?
Zu ihrer Überraschung saß Joey im Wohnzimmer vor dem Fernsehapparat und sah sich einen Zeichentrickfilm an. Ohne den Blick vom Fernsehschir m zu nehmen, richtete er aus, was ihm aufgetragen worden war.
„Und sie hat gesagt, dass ich in den Wintergarten kommen soll?” fragte Maria, die nicht sicher war, ob der Junge die Botschaft auch richtig wiedergegeben hatte.
Joey nickte heftig. „Ja, Ma’am. Ich musste es sogar zwei Mal wiederholen.”
„Danke, Joey.” Maria strich ihm zärtlich über den blonden Schöpf. „Kann ich dir denn noch etwas bringen? Möchtest du irgendetwas?”
„Nein, Ma’am. Mrs. Rivers hat mir schon Kekse und Saft gebracht. Und mein Dad ist draußen und passt auf, falls ich noch was brauche. Ich habe auch mein Vogelbuch mitgebracht, denn da draußen sind Vögel, die auch in meinem Buch sind. Mein Dad wird mir zu Hause sagen, wie sie heißen.”
„Du komrnst ja prima allein zurecht, Joey.”
„Ich gebe mir Mühe”, sagte der Kleine ernst und presste das Buch an seine Brust. „Damit mein Dad nicht so viel arbeiten muss.”
Die Worte des Jungen gingen Maria nicht aus dem Kopf, während sie sich kurz im Badezimmer frisch machte. Die Liebe, die aus den Worten des kleinen Joey sprach, rührte sie tief.
Sie stieg gerade die Stufen zum Wintergarten hinunter, als eine helle Stimme rief: „Hallo, Maria Elena, herzlich willkommen in Belle Terre!”
Leah Rivers hatte sich in den letzten achtzehn Jahren nicht wesentlich verändert. Sie war nicht sehr groß, ihr Haar war immer noch dunkel, wies aber jetzt die ersten silbernen Strähnen auf. Sie war immer noch sehr schlank und wirkte gut durchtrainiert. Lediglich ihre Knie und ihre Fingerknöchel, die geschwollen wirkten, zeigten ihr Alter.
„Kommen Sie, bitte.” Leah saß im Pool, lehnte sich lächelnd zurück und winkte Maria fröhlich zu. „Oder bleiben Sie lieber draußen, dann können wir uns bei einem Glas Wein kennen lernen.” Sie glitt in das Wasser und schwamm einmal quer durch das Becken. Während sie die Leiter hinaufstieg, warf sie das nasse Haar zurück. „Es wird wirklich Zeit, dass wir mal zusammensitzen, finden Sie nicht?”
Maria setzte sich an den Tisch, auf dem ein Weinkühler stand.
„Ja.”
Leah Rivers schien das warme Wasser sehr gut getan zu haben. Ihre Bewegungen waren fließend, als sie sich mit einem gro
ßen flauschigen Handtuch abtrocknete. Dann zog sie sich einen warmen Bademantel über und setzte sich zu Maria an den Tisch.
Sie schenkte ein und reichte Maria ein Glas, wobei sie sie aufmerksam musterte. „So, meine Liebe, und nun sagen Sie mir mal, wie es Ihnen wirklich geht.”
Was meint sie damit? dachte Maria.
Leah beantwortete die Frage gleich selbst. „Jericho hat uns gesagt, dass es Ihnen gut geht. Aber ich weiß, dass es sehr anstrengend sein kann, wenn man von einem Mann mit übertriebenem Beschützerinstinkt keine Sekunde allein gelassen wird.
Sie müssen sich einfach immer sagen, dass er Sie liebt, wie er sie fast sein ganzes Leben geliebt hat. Nur dann lässt sich so was ertragen.” Sie lächelte, als sie Marias verblüfften Blick auffing.
„Sie hatten keine Ahnung, dass ich von Jerichos Liebe zu Ihnen weiß?”
Maria schüttelte ungläubig den Kopf und sagte schließlich:
„Hat er es Ihnen gesagt?”
„Natürlich nicht. Zumindest nicht mit Worten. Aber ich kenne meinen Sohn sehr gut. Und selbst wenn nicht, sein Verhalten in der letzten Zeit war mehr als auffällig.” Sie machte eine Faust und spreizte dann den Daumen ab. „Erstens, Sie waren das einzige Mädchen in seinem Leben. Selbst im College hatte er keine Freundin. Nicht, dass er es nicht versucht hätte, aber er wurde nicht glücklich dabei. Später, während seiner Karriere als Profi-Footballspieler und dann hier in Belle Terre hat er mehr oder weniger wie ein Mönch gelebt.”
Leah nahm einen Schluck Wein und lächelte. „Nicht, dass es ihm an Gelegenheiten gemangelt hätte. Er hatte viele gute Freundinnen, aber eben nie eine richtige Beziehung. Und so ging das achtzehn Jahre lang.” Sie machte eine kurze
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