Skandal In Belle Terre
Pause und schenkte sich ein wenig Wein nach. „Dann tauchten Sie wieder auf. Vier Stunden später hat er Sie hier in sein Haus gebracht und hoffentlich auch mit Ihnen geschlafen.” Sie lachte leise, als sie sah, wie Maria errötete. „Entschuldigen Sie, dass ich so direkt bin, aber das ist die einzige Erklärung dafür, dass er plötzlich wie verwandelt ist. Leider hatte ich so schwer mit meiner Arthritis zu tun, dass ich damals nicht selbst bei der Museumseröffnung dabei sein konnte. Wie gern hätte ich Sie gesehen, schließlich hatte ich lange ge nug auf Ihre Rückkehr gewartet.”
„Sie haben auf meine Rückkehr gewartet?”
„Aber selbstverständlich! Jericho ist ganz offensichtlich monogam. Für ihn kamen immer nur Sie infrage.” Leah griff wieder nach ihrem Glas.
„Und das macht Ihnen nichts aus?” fragte Maria zögernd.
„Was? Weil Sie eine Delacroix sind?” Leah lachte schallend.
„Hat der Junge Ihnen denn nichts von mir erzählt?”
„Dass Sie sich nichts daraus machen, wessen Vater wann und wie sein Vermögen machte? Oder wessen Großvater irgendwann Bürgermeister war? Oder wessen Urgroßvater eventuell irgend ein wichtiges Dokument mit unterzeichnet hat?” Maria lächelte, dann kicherte sie leise, bis sie sich nicht mehr halten konnte vor Lachen. Zum einen, weil diese zierliche Dame den großen attraktiven Mann als Jungen bezeichnete, zum anderen, weil sie sich Jerichos Leben mit diesen beiden ungewöhnlichen Frauen gut vorstellen konnte. „Oh, doch”, sagte sie schließlich, „er hat mir von Ihnen erzählt.”
„Gut”, sagte Leah nur, „dann verstehen wir einander ja und können Freundinnen sein. Allerdings nur, solange Sie ihm nicht wehtun.”
„Wenn ich ihm Schmerz zufüge”, sagte Maria ruhig, „dann nur, um ihn vor Schlimmerem zu bewahren.”
Leah betrachtete sie prüfend über den Rand ihres Weinglases hinweg. In ihren Augen stand Wachsamkeit, aber auch eine große Liebe zu dem Sohn. Schließlich nickte sie kurz. „Das kann ich akzeptieren.”
„Hallo, ihr beiden!” rief Jericho von der Treppe herunter. „Ist das ein Gespräch nur unter Frauen, oder kann ich dazukommen?”
Maria blickte Leah an, die zustimmend lächelte, und rief dann: „Natürlich kannst du dich zu uns setzen. Ich bedanke mich gerade bei deiner Mutter für das wunderschöne Kleid.”
„Und ich wollte Maria Elena eben sagen, dass die Farbe fantastisch zu ihren Augen passt.” Leah lachte leise. „Willst du nicht herunterkommen und deiner Mutter ein Glas von deinem Wein einschenken?”
„Wein?” Jericho kam schnell die metallenen Stufen herunter.
„Und wer fährt?”
Leah hielt ihm die Wange zum KUSS hin und rutschte dann etwas zur Seite, damit er sich zwischen sie und Maria setzen konnte. „Tom fährt, wie immer.”
„Also, Mutter”, sagte Jericho und betonte jedes Wort, während er Marias Hand nahm, „was hältst du denn nun von meiner Frau?”
Leah zuckte mit keiner Wimper, und Marias Verdacht, dass sie längst über alles Bescheid wusste, bestätigte sich.
„Was ich von ihr halte?” Leah griff über den Tisch und strich über Marias andere Hand, „ich glaube, auch für deine Großmutter und mich war es Liebe auf den ersten Blick.”
„Dann bist du nicht überrascht?”
„Du bist nun mal ein Mann, der nur eine Frau lieben kann.
Manche Männer begegnen dieser einen Frau, wenn sie erwachsen sind und die Zeit reif ist. Du hast die Liebe deines Lebens zu früh getroffen und musstest erst noch erwachsen werden.”
„Aber ich bin schon lange erwachsen, Mutter.”
„Ja, aber erst jetzt ist die richtige Zeit gekommen.”
„Fast”, warf Maria ein.
„Ja”, gab Leah zu, „fast.”
Maria und Jericho sahen Leah erstaunt an. Was wusste diese bemerkenswerte Frau denn sonst noch von ihrem Leben? Aber Leah hob nur ihr Glas und prostete den beiden schweigend zu.
Maria raffte einen Stapel Papiere zusammen und warf sie auf die glühenden Kohlen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu, wie die Blätter nacheinander Feuer fingen.
„Sinnlos, absolut sinnlos”, murmelte sie.
„Was machst du da?” Jericho stand in der Tür und sah mit gerunzelter Stirn auf sie herunter. Er hatte den Abend im Büro verbracht, weil nach seinem Urlaub viel aufzuarbeiten war.
„Sind das nicht die Aufzeichnungen der letzten Wochen? Warum tust du das, Maria?”
„Warum nicht?” Ihre Stimme klang verbittert. „Es bringt doch nichts. Unsere ganzen Bemühungen der letzten Wochen
Weitere Kostenlose Bücher