Skandal In Belle Terre
Hamilton war aufgeregt wie ein junger Hund. „Es ist doch toll, dass sie wieder da ist, finden Sie nicht?”
Wirklich? Was würde ihre Rückkehr für Folgen haben? Was für Ängste würde sie auslösen? Was würde diese eine Nacht anrichten in dem Leben der satten Bürger dieser selbstgefälligen Stadt? Wer würde am meisten darunter leiden oder davon profitieren, die Einwohner von Belle Terre oder Maria Elena Delacroix? Jericho war wütend auf sich selbst, weil er in der Vergangenheit so viel versäumt hatte, und gleichzeitig nervös. Was würde die Zukunft bringen?
„Sind Sie deshalb hergekommen, Hamilton?” fuhr er den Deputy an. „Um zu klatschen?”
Court Hamilton sah ihn überrascht an, denn einen solchen Ton war er von dem besonnenen Sheriff nicht gewohnt. „Nein, Sir, ich wollte Sie hier oben ablösen. Ich dachte, Sie wollten vielleicht noch mit jemandem sprechen, bevor der letzte Tanz angekündigt wird.”
Jericho blickte auf seine Uhr. Es war fast Mitternacht. Die Party würde bald vorbei sein. „Vielen Dank, Court”, sagte er in freundlicherem Ton. Seine grauen Augen blickten ernst. „Ja, es gibt jemanden, mit dem ich reden möchte.”
Er wandte sich um und lief die Treppe hinunter. Er war grö
ßer als alle Anwesenden und sah sich jetzt suchend um. Sein schwarzes Haar glänzte in dem funkelnden Licht der Lüster, sein muskulöser Körper war angespannt.
Im Gegensatz zu Maria Delacroix gehörte er zur etablierten Gesellschaft von Belle Terre. Er stammte aus einer der wohlhabendsten und einflussreichsten Familien der Stadt, hatte eine exzellente Ausbildung durchlaufen und verkörperte den Charme des Südens. Da er außerdem noch ausgesprochen gut aussah, hätte er der Star der Gesellscha ft sein können. Aber er hielt sich immer abseits und wollte mit der künstlichen Welt der Oberschicht nichts zu tun haben. Selbst gegen einen Flirt schien er immun zu sein.
Da er geradezu unverschämt gut aussah, hatten schon viele Frauen versucht, ihn zu erobern, doch ohne Erfolg. Er blieb für sie ein Rätsel, wenn auch eine ständige Herausforderung. Und der kühle Blick seiner grauen Augen, den er jetzt über die Menge schweifen ließ, ließ selbst die hartnäckigsten seiner Verehrerinnen den Mut verlieren.
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass das Fest friedlich zu Ende gehen würde, ging er auf die Menschenmenge zu, die sich bereitwillig vor ihm teilte. Er strahlte eine natürliche Autorität aus, der sich keiner entziehen konnte. Sein Smoking saß vorzüglich und betonte die breiten Schultern und schmalen Hüften noch mehr als die Khakiuniform, die er im Dienst trug.
Jericho nickte dem einen oder anderen freundlich zu, während er durch die Halle ging. Vor einer leicht angelehnten Balkontür blieb er stehen. Dass das Orchester gerade die letzten Takte eines Cole-Porter-Songs spielte, den er besonders liebte, fiel ihm kaum auf.
Mitten in die plötzliche Stille hinein sagte er mit leiser Stimme: „Guten Abend, Maria Elena.”
2. KAPITEL
„Ist das wirklich Sheriff Rivers?” Maria stand auf einem kleinen Balkon und hatte ihm den Rücken zugewandt. Ihre Hände schlössen sich bei seinen Worten fester um das Geländer.
Das war aber auch das Einzige, was ihre Anspannung verriet.
„Oh, pardon. Guten Abend wollte ich sagen.”
Der Mond warf sein blasses Licht auf die glatte Meeresoberfläche hinter ihr, und der sanfte Nachtwind blies ihr die schwarzen Locken ins Gesicht. Sie sah aus wie eine Traumgestalt.
Jericho zog die Tür hinter sich zu und trat auf Maria Elena zu.
Jetzt nahm er ihr Parfüm wahr. Als er dicht neben ihr stand und sie beide auf das Meer hinausblickten, streifte sie mit der Wange fast seine Schulter.
Sie legte leicht den Kopf zur Seite und sagte leise: „Wir haben uns lange nicht gesehen, Jericho.”
„Ja”, sagte er nur. Die Musik hatte aufgehört, lediglich das rhythmische Rauschen der Wellen war zu hören.
Der silberne Lichtschein auf dem dunklen Meer erhellte die Nacht. Jericho musste daran denken, wie oft er den Mond und das Meer von seiner eigenen Terrasse aus beobacht et hatte und dabei an das Mädchen hatte denken müssen, das jetzt zu dieser aufregenden Frau herangewachsen war. Er wartete. Er spürte, dass sie ihn nachdenklich betrachtete, und rührte sich nicht. Sie musste den ersten Schritt tun.
Palmwedel rieben sich an einer Wand, und die Takelage der auf den Strand hochgezogenen Segelboote schlug leise gegen die Masten. In der Ferne war das dumpfe
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