Skandal In Belle Terre
die sie und Jericho sich vor einigen Tag geeinigt hatten. „Ich habe die Zeit hier in Belle Terre wirklich sehr genossen, aber im Grunde lebe und arbeite ich an der Westküste, Tom. Und es wird Zeit, dass ich dahin wieder zurückkehre.”
Sie sah kurz zu Boden, wie um sich zu samme ln. Dann blickte sie ihn wieder an. „Lady’s Hall war ein wichtiges Projekt für mich. Ich wollte das alte Haus vor dem Verfall retten, hatte aber nie vor, hier auch zu leben. Wir haben uns heute alle hier versammelt, weil das Haus seiner eigentlichen Bestimmung übergeben werden soll. Es soll den Eltern eine Unterkunft geben, die eine Zeit lang in Belle Terre bleiben müssen, weil ihre Kinder im Krankenhaus sind. Es gehört also offiziell zum Krankenhaus.”
Wieder sah sie kurz zu Boden. „Und was das Sich-sicher-Fühlen betrifft …”, ihre Stimme wurde leiser, „… wer fühlt sich schon sicher in dieser Welt? Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit.”
Tom sah sie beinahe verzweifelt an. Seine Hand zitterte, die Gläser klirrten leise. Er wollte etwas sagen, schwieg dann aber.
Schließlich stieß er hervor: „Sie werden Joey fehlen. Und mir auch.” Dann wandte er sich abrupt um und verschwand in der Menge.
Jericho sah ihm hinterher. „Was soll man denn davon halten?”
fragte er verwundert.
„Ja, es war sehr seltsam.” Maria stellte ihr Glas ab. Ihr war plötzlich schwindelig, und ihr war übel vom Wein.
„Verdammt merkwürdig”, sagte Jericho langsam. „Mich wundert so manches bei dem Mann. Er arbeitet für drei, obgleich sein Gehalt doch ordentlich angehoben wurde. Wann schläft er überhaupt?”
„Vielleicht hat Joey einen ganz bestimmten Weihnachtswunsch. Selbst wenn es etwas sehr Teures ist, wird Tom versuchen, ihm den Wunsch zu erfüllen.”
„Ja, vielleicht. Doch Joey kann man nichts vormachen. Er weiß bestimmt, dass sie nicht viel Geld haben.”
„Aber er ist doch erst fünf, Jericho. In dem Alter glaubt man noch an den Weihnachtsmann.” Sie griff Halt suchend nach der nächsten Stuhllehne und setzte sich. Der Schweiß trat ihr auf die Stirn, und sie tupfte ihn unauffällig mit ihrem Taschentuch ab.
„Kann sein.” Maria hatte eine rationale Erklärung für Toms merkwürdiges Verhalten gefunden, aber dennoch war Jericho nicht ganz überzeugt. Ein Gefühl, das ihn oft nicht getrogen hatte, sagte ihm, dass da irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging.
Er sah sich schnell um und war erleichtert, als er einige von Simons Männern bemerkte, die sich unter die Gäste gemischt hatten. Maria wirkte abwesend, und er legte ihr leicht die Hand auf den Arm. „Langweilst du dich schon mit mir?”
Sie fuhr zusammen, und er sah sie besorgt an. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?”
Sie lächelte etwas zu strahlend. „Nein, nein, ich betrachte nur unsere Gäste.”
„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dann gern mal nach Mutter und Grandmere sehen. Um sicher zu sein, dass Daniel mich nicht bei ihr ausgestochen hat.” Und er würde schnell ein Telefongespräch führen, denn ihm war gerade etwas eingefallen.
„Kein Problem, geh nur.” Sie strich ihm leicht über die Hand.
„Eden und Yancey sind gerade da drüben an der Bar. Ich würde gern mit ihnen sprechen.”
Er folgte ihrem Blick. Dahinten stand Yancey, sein guter alter Freund, in Motorradstiefeln zu einem schwarzen Anzug. Unter dem Anzug trug er eine feuerrote Weste, die Haare hatte er mit einem farblich passenden Band zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen. „Yancey Hamilton, der Rebell vom Scheitel bis zur Sohle. Er sah sicher toll aus auf seiner Harley.”
Aber diesem Rebellen konnte er vollkommen vertrauen. Als spürte Yancey seinen Blick, sah er ihn an und nickte kaum wahrnehmbar. Beruhigt küsste Jericho Maria auf die Wange. „Ich bin gleich wieder zurück.”
Maria wartete, bis Jericho außer Sichtweite war, und ging dann durch eine Seitentür in Richtung Küche. Sie hörte nicht mehr das Klirren von zerberstendem Glas und dass Yancey nach Adams rief.
Die Angestellten in der Küche hatten gut zu tun und bemerkten nicht, dass Maria auf die Veranda ging. Die leichte Brise vom Fluss tat ihr gut. Sie lehnte sich gegen die Balustrade, und allmählich ging die Übelkeit vorbei. Ihr Magen fühlte sich wieder normal an, nur die Schwäche steckte ihr noch in den Gliedern.
Sie hatte das Gefühl, als könnten ihre Beine sie nicht mehr tragen. Sie umklammerte das Geländer. Stimmengewirr und Lachen drang aus den festlich
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