Skandal In Belle Terre
nicht an die Zukunft denken”, sagte er leise und richtete sich zu seiner vollen Höhe auf, als die Türklingel ging.
Sein Smoking saß perfekt, und Maria und er bildeten ein hinrei
ßendes Paar, als er jetzt mit ihr zur Tür ging, um die ersten Gäste zu empfangen.
Der Erste war Daniel Corbett, der Dirigent des Symphonieorchesters, ein Mann mit einer leisen, aber sehr bestimmten Stimme und lachenden Augen. Er dankte für die Einladung und ging dann gleich zu Letitia hinüber.
Maria sah ihm angstvoll hinterher. „Hoffentlich macht er sie jetzt nicht fertig, weil sie den Beginn des Konzerts verzögert hat.”
Jericho musste lachen. „Um Himmels willen, nein. Daniel doch nicht. Er ist ganz verrückt nach meiner Großmutter.”
„Verrückt nach deiner Großmutter?”
„Ja. Er ist sogar wahnsinnig neidisch auf mich, weil er sie gern zur Großmutter hätte.”
„Auch wenn sie sein Konzert verzögert hat?”
„Ja, gerade deshalb. Er nimmt zwar seine Musik sehr ernst, aber er bildet sich nichts darauf ein, und er hasst Typen wie Harvey.”
Maria schüttelte lächelnd den Kopf. Ob alle, die sich zur Elite von Belle Terre zählten, wohl eine kleine Macke hatten?
Maria begrüßte die nächsten Gäste, darunter auch die Brüder von Adams Cade. Merkwürdig, wie unterschiedlich sie alle waren. Lincoln, der Zweitälteste, war groß, ruhig und pragmatisch, soweit Maria sich erinnerte. Dann kam Jackson, lebhaft und rothaarig und nie einem Flirt abgeneigt. Und der Letzte war Jeffie, blond mit dunkelblauen Augen, sanft und von allen Brüdern verwöhnt.
„Haben sie keine Freundinnen?” fragte sie Jericho erstaunt.
„Es gibt schon Frauen in ihrem Leben, aber momentan haben Adams’ Brüder zu viel zu tun. Lincoln baut gerade seine Tierarztpraxis auf, Jackson hat eine Pferdezucht, und Jefferson interessiert sic h für vieles. Er ist unter anderem ein ausgezeichneter Maler.”
„Jefferson Cade, natürlich! Er hat das tolle Porträt von Eden gemalt. Ich konnte die Signatur nicht lesen.”
Wieder klingelte es, und die Räume füllten sich zusehends.
Man unterhielt sich lebha ft, und immer wieder war fröhliches Gelächter zu hören. Als der letzte Gast gekommen war, mischten sich auch Maria und Jericho unter ihre Gäste. Letitia hielt Hof im Frühstückssalon. Leah stand mit einigen Freundespaaren zusammen. Manche erinnerte Maria noch von früher, mit anderen hatte Jericho sie bekannt gemacht.
Eden und Adams saßen in einer ruhigen Ecke, Eden wirkte etwas erschöpft, aber zufrieden.
Tom Sims, als Kellner gekleidet, reichte ein Tablett mit gefüllten Champagner-und Weingläsern herum.
„Tom!” rief Maria aus, „was tun Sie denn hier?”
„Die Doppelschichten im Park und Ihr Job als Chauffeur bei den Rivers-Damen, das alles füllt Sie noch nicht aus?” fragte Jericho. „Oder hat man Sie zum Dienst gezwungen?”
„Nein, das mache ich freiwillig. Mrs. Cade und Miss Delacroix sind so gut zu Joey gewesen, da wollte ich mich erkenntlich zeigen.”
„Und wo ist Joey jetzt?”
„Er ist im Hotel bei Merrie, dem jungen Hausmädchen aus Argentinien, Miss Delacroix. Er liebt ihre Erzählungen über die Gauchos.”
„Sagen Sie ihm, dass ich ihn noch im Park besuche, bevor ich fahre.” Maria hatte ihre Stimme erhoben, um sich verständlich zu machen. „Ich habe noch ein Malbuch für ihn.”
Eine Frau drängte sich vorbei und stieß dabei gegen Toms Arm. Dank seiner schnellen Reaktion fielen die Gläser nicht um, aber Wein spritzte auf seinen Ärmel. Doch Tom achtete nicht darauf, sondern starrte Maria nur an. „Dann stimmen die Gerüchte also? Sie verlassen die Stadt?”
„Ja, ich bin hier fertig.” Maria wies auf das Haus. „Und mit diesem Projekt auch. Es wird Zeit, dass ich etwas anderes mache.”
„Aber ich dachte …” Tom sah unsicher zwischen Jericho und Maria hin und her. „Warum denn? Ich dachte, dass Sie glücklich sind. Dass Sie sich endlich sicher und zu Hause fühlen. Was geschieht denn dann mit diesem Haus?”
Jericho umschloss Toms Arm mit einem harten Griff. „Das geht zu weit. Was Maria Elena vorhat, geht Sie nichts an.”
Tom sah so verwirrt aus, dass Maria sich einmischte. „Ich habe nichts dagegen zu erklären, warum ich gehe und was mit dem Haus passieren wird.”
„Wirklich nicht?” Jericho hielt Tom immer noch in eisernem Griff.
„Nein.” Jericho nahm die Hand weg, und obwohl Maria nicht wusste, warum Tom so sehr daran interessiert war, gab sie die Erklärung ab, auf
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