Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
von einer plötzlichen meeresfeuchten Böe gepackt, als wolle die Natur die Nerven des Piloten auf die Probe stellen. Aber der Pilot zuckte mit keiner Wimper und Sekunden später prallten die Laufwerksräder auf den Boden und das Flugzeug hüpfte und holperte über die Landebahn, genau zwischen den beiden Lichterketten. Er war froh über die Leuchten. Die Mangrove n – undurchdringliche buschartige Bäume, die in kleinen Tümpeln mit brackigem Wasser zu treiben schiene n – wuchsen fast bis an den Rand der Landebahn. Nur ein paar Meter Abweichung zu einer Seite würden reichen, um das gesamte Laufwerk zu ruinieren. Sie würden sogar ausreichen, um das ganze Flugzeug in einen Schrotthaufen zu verwandeln.
Der Pilot drückte auf ein paar Schalter und drehte an den Schaltknöpfen. Der Motor verstummte; der zweiflügelige Propeller wurde langsamer und kam zum Stillstand. Wieder blickte der Pilot aus dem Fenster. Vor einem der Gebäude parkte ein Jeep und daneben stand der Mann, der als einzelner roter Punkt auf dem Bildschirm erschienen war. Der Pilot wandte sich an seine Passagiere.
»Er steht dort drüben.«
Carlo nickte. Er war ungefähr 3 0 Jahre alt und hatte schwarzes lockiges Haar. Unrasiert, wie er war, zeigten sich auf seinen Wangen Bartstoppeln in der Farbe von Zigarettenasche. Er drehte sich zu dem anderen Passagier um: »Marc? Bist du bereit?«
Der Mann, der Marc genannt wurde, hätte Carlos jüngerer Bruder sein können. Er war noch keine 25 und wirkte sehr verängstigt, obwohl er es nicht zeigen wollte. Im Widerschein der grünen Instrumentenbeleuchtung glitzerten Schweißperlen auf seinem Gesicht. Er griff hinter sich und nahm eine 10-Millimeter-Pistole, eine Glock Automatic, heraus. Nachdem er überprüft hatte, ob sie geladen war, schob er sie an der Rückseite seiner Hose in den Gürtel und verbarg sie unter dem weiten Hemd.
»Ich bin bereit«, sagte er.
»Er ist allein. Wir sind zu zweit«, versuchte Carlo Marc zu beruhigen. Vielleicht wollte er auch nur sich selbst beruhigen. »Er kann nichts gegen uns ausrichten.«
»Okay, gehen wir.«
Carlo wandte sich an den Piloten. »Halten Sie die Maschine startbereit«, befahl er. »Wenn wir wieder zurückkommen, gebe ich Ihnen ein Zeichen.« Er hob die Hand hoch und formte mit Zeigefinger und Daumen ein O. »Das ist das Zeichen, dass wir unsere Sache erfolgreich durchgezogen haben. Dann starten Sie den Motor. Wir wollen keine Sekunde länger als nötig hierbleiben.«
Sie stiegen aus dem Flugzeug. Die Landebahn war mit einer dünnen Kieselschicht bedeckt, die unter ihren Kampfstiefeln knirschte, als sie zur Ladeklappe an der Seite der Maschine gingen. Die Luft hing drückend und schwül unter dem schweren Nachthimmel. Die Insel schien den Atem anzuhalten. Carlo griff nach oben und öffnete den Laderaum. Im hinteren Teil des Flugzeugs stand ein schwarzer Behälter, ungefähr zwei Meter lang und einen Meter breit. Es kostete die beiden Männer einige Anstrengung, den Behälter herauszuheben und auf den Boden zu stellen.
Der jüngere Mann sah auf. Von den Lichtern der Landebahn geblendet, konnte er nur sehr undeutlich die Gestalt wahrnehmen, die still wie eine Statue neben dem Jeep auf sie wartete. Seit der Landung des Flugzeugs hatte sich der Mann nicht von der Stelle gerührt. »Warum kommt er nicht herüber?«, fragte Marc.
Carlo spuckte nur aus und gab keine Antwort.
Der Behälter hatte zwei Tragegriffe, einen an jeder Längsseite. Die beiden Männer trugen ihn gemeinsam. Dennoch war er so schwer, dass sie nur unsicher und in gekrümmter Haltung gehen konnten. Es dauerte lange, bis sie den Jeep erreichten. Aber schließlich war es geschafft. Erleichtert stellten sie den Behälter ab.
Carlo richtete sich auf und rieb seine Hände an den Hosenbeinen seiner Jeans. »Guten Abend, General«, grüßte er. Er sprach Englisch. Man hörte jedoch, dass dies nicht seine Muttersprache war. Es war auch nicht die Muttersprache des Generals. Aber es war die einzige Sprache, in der sie sich verständigen konnten.
»Guten Abend.« Der General machte sich nicht die Mühe, die Männer mit ihren Namen anzureden, die, wie er wusste, ohnehin falsch waren. »Gab es Probleme beim Flug?«
»Überhaupt keine, General.«
»Die Lieferung?«, fragte der Mann und warf einen Blick auf die Kiste.
»Ein Kilogramm waffenfähiges Uran. Genug für eine Bombe, mit der man eine ganze Stadt auslöschen könnte. Wäre ziemlich interessant zu erfahren, auf welche Stadt Sie’s
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