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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Klienten in der New-Economy-Krise richtig Federn lassen mussten. Dabei hat er sie immer davor gewarnt, dass die Seifenblase irgendwann einmal platzen würde. Aber das hat nichts genützt, sie haben wie die Verrückten in hochspekulative Aktien investiert.«
    »Was hätte er denn zu einer Investition von vierhundert Millionen gesagt?«
    »Mein Gott!« Smythe schlug die Hände zusammen. »Das wäre selbst für ihn eine ernste Sache gewesen.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Ich kann mich noch erinnern, dass Woody - so haben wir Kenwood immer genannt - mir einmal bei einem Bier anvertraut hat, er habe große Angst, dass sich sein größter Klient wegen seiner Verluste das Leben nehmen könnte.«
    »Wenn er Klient gesagt hat, meinte er dann eher einen Mann damit als eine Frau?«
    »Nicht unbedingt. Woody hat von seinen Klienten immer nur ganz allgemein gesprochen und ist nie damit herausgerückt, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelte. Woody hatte übrigens ein Händchen für Frauen. Wenn eine Frau ihr Geld bei uns anlegen wollte, haben wir sie immer zu ihm geschickt.«
    »Sie haben für die Steuerbehörde doch bestimmt Unterlagen über ihre Klienten«, sagte Tweed.
    Smythe’ Kaffee war inzwischen kalt geworden. Er stellte die Tasse wieder ab, ging zur Tischseite, wo Paula saß, öffnete dort eine Schublade und entnahm ihr ein kleines, in Leder gebundenes Buch.
    »Die Einzelheiten sind alle hier drin verzeichnet, aber das ist absolut vertraulich«, sagte er und schwenkte das Buch.
    »Wir werden uns das Buch ausborgen müssen, Mr Smythe. Schließlich untersuchen wir mehrere Mordfälle.«
    »Haben Sie denn einen Durchsuchungsbefehl?«, fragte Smythe grinsend. Er schien der festen Überzeugung zu sein, damit einen Punkt für sich verbuchen zu können.
    »Nein, haben wir nicht«, sagte Tweed.
    »Dann dürfen Sie Ihre Nase auch nicht in die Angelegenheiten unserer - jetzt meiner - Klienten stecken.«
    Er ließ das Buch wieder in die Schublade gleiten, schob sie zu und kam dann zu Tweed zurück.
    Tweed warf Paula einen vielsagenden Blick zu. Sie begriff sofort und nickte kaum merklich. Tweed schlenkerte mit dem Arm und fegte dabei die noch fast volle Tasse mit kaltem Kaffee vom Tisch. Die Tasse zerbrach in mehrere Stücke, und die dunkle Flüssigkeit ergoss sich über die Papiere, die am Boden lagen.
    »Tut mir furchtbar Leid«, sagte Tweed und fing an, die Scherben einzusammeln und auf die Untertasse zu legen. Smythe ging ebenfalls in die Hocke und half ihm dabei.
    Während die beiden auf allen vieren über den Boden krabbelten, zog Paula leise die Schublade auf. Sie nahm das Buch heraus und steckte es heimlich in ihre Umhängetasche. Zu diesem Trick hatten sie und Tweed bereits früher hin und wieder gegriffen, wenn sie dringend ein Beweisstück benötigt hatten. Als die Männer sich erhoben, schaute Paula demonstrativ auf ihre Uhr. Smythe warf ihr einen bösen Blick zu.
    »Ich hole erst mal einen Putzlappen, um den Kaffee aufzuwischen«, schimpfte er.
    »Es tut mir wirklich sehr Leid«, sagte Tweed noch einmal. »Aber ich glaube, wir müssen jetzt wirklich gehen.«
    »Der Meinung bin ich schon lange«, sagte Smythe gereizt. »Meinetwegen hätten Sie überhaupt nicht erst herkommen müssen.«
     
    »Mit etwas Glück haben wir jetzt den Schlüssel zu allem in der Hand«, sagte Paula aufgeregt, als sie zu ihrem Wagen zurückkehrten.
    »Wenn wir diesem Buch entnehmen können, wer vierhundert Millionen in ein Unternehmen am Neuen Markt investiert hat, das beim Platzen der Dotcom-Seifenblase Pleite ging, könnten Sie Recht haben«, sagte Tweed. Als sie vor dem Wagen standen, fügte er hinzu: »Aber es ist noch lange nicht gesagt, dass wir diese Information auch tatsächlich darin finden.«

23
    Paula bot an, den Wagen zu steuern, damit Tweed sofort einen Blick in das Buch werfen konnte. Als sie sich auf den Fahrersitz setzte, meldete sich Harry Butler von der Rückbank zu Wort.
    »Alles in Ordnung. Keiner hat sich am Wagen zu schaffen gemacht.«
    »Kennen Sie sich hier in der Gegend aus, Harry?«, fragte Tweed.
    »Selbstverständlich. Mein Lieblingspub ist gleich da vorn um die Ecke. Wieso?«
    »Weil Sie später dieses Buch zu der Adresse hier zurückbringen werden. Geben Sie es einfach ab, ignorieren Sie alle Fragen, und sehen Sie zu, dass Sie wieder fortkommen.«
    Paula fuhr los und verließ die City in westlicher Richtung auf einer anderen Strecke. Tweed hatte bereits Latexhandschuhe übergestreift, ehe

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