Skelett
Transaktionen kannte ich mich nicht aus und habe deswegen seine Unterlagen nur unsortiert wieder zurückgestellt.« Sein zuvor genervt klingender Ton hatte sich geändert. Höflich fragte er: »Gibt es denn etwas Neues wegen des Einbruchs?«
»Leider nicht. Aber vielen Dank für Ihre Zusammenarbeit.«
Tweed unterbrach die Verbindung, obwohl Smythe noch weiterredete, und reichte Paula seufzend das Handy.
Sie sah ihn fragend an. »Und?«
»Wie alle anderen Orte, an denen wir bisher waren, wurde auch Smythe’ Büro nach den Unterlagen von X durchsucht.«
»Interessant, aber deshalb wissen wir immer noch nicht, wer dieses brutale Ungeheuer X ist.«
»Das nicht, aber eines ist sicher: Es konzentriert sich alles auf Gantia und Abbey Grange.«
Abdul, der kaum Schlaf benötigte, hielt auf der Brücke gerade Wache. Der Frachter befand sich nun ein gutes Stück westlich der Insel Ouessant. Abdul sah auf die Uhr. Es war wichtig, dass sie ihr Ziel erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichten.
Er gab dem Rudergänger Befehl, den Kurs zu ändern. Bald war das Schiff in nordwestlicher Richtung unterwegs. Abdul ging auf die andere Seite der Brücke und blickte nach unten auf die Gruppe von Arabern, die untätig an Deck herumlungerte. Er rief ihnen ein paar Anweisungen zu.
Sie sollten sich in ihre Schlafsäcke legen und ausruhen, denn sobald sie ihren Zielhafen - den nur Abdul kannte - erreichten, ging es ans Beladen des Frachters. Und für diese gefährliche Arbeit benötigte Abdul eine frische, ausgeruhte Mannschaft.
Er überprüfte erneut seine Seekarten und kontrollierte die Geschwindigkeit des Schiffes und die Entfernung, die sie noch zurückzulegen hatten. Wenn alles glatt ging, würden sie gegen 22 Uhr im Schutz der Dunkelheit einlaufen. Der Frachter hatte nun seinen endgültigen Kurs aufgenommen und würde bald an Land’s End vorbei in den Kanal von Bristol und dann entlang der Nordküste von Devon fahren.
24
»Unser Pennerlord ist immer noch da«, sagte Paula, als sie in die Park Crescent einbogen. »Ich glaube, ich hole ihm aus dem Imbissladen etwas zu essen. Und dazu bekommt er noch eine Thermoskanne mit heißem Tee von mir.«
»Nein«, sagte Tweed. »Lassen Sie das lieber Monica machen. Sie kann sich draußen bewegen, ohne aufzufallen.«
Auf dem Weg zurück aus der City hatte es heftig geregnet, aber jetzt tröpfelte es nur noch schwach. Auf den Straßen waren kaum Fußgänger unterwegs. Tweed hatte es eilig, aus dem Auto zu steigen. Er wartete nicht erst, bis Paula den Motor abgeschaltet hatte, sondern rannte an dem verdutzten George vorbei ins Haus und dann die Treppe hinauf ins Büro. Paula und Butler, die ihm kaum hinterherkamen, fragten sich, woher Tweed auf einmal so fit war.
»Wie ich sehe, sind alle da«, stellte Tweed fest, nachdem er seinen Mantel ausgezogen und über einen Stuhl geworfen hatte. »Ohne meine ausdrückliche Erlaubnis verlässt keiner den Raum. Verstanden? Harry, Pete, Sie kümmern sich darum, dass unsere beiden Landrover aufgetankt und einsatzbereit sind. Uns steht heute noch eine holprige Landpartie bevor.«
»Unsere Fahrzeuge sind alle bestens in Schuss«, sagte Newman. »Ich habe mich heute bereits persönlich davon überzeugt. Aber wieso ausgerechnet die Landrover?«
»Sie passen wohl nicht auf«, erwiderte Tweed barsch.
»Eben weil sie die perfekten Geländefahrzeuge sind.«
»Und wo soll es hingehen?« Newman ließ nicht locker.
»Ins West Country. Aber jetzt muss ich erst einmal ein dringendes Telefonat erledigen. Eigentlich sogar zwei.«
Tweed war so in das Gespräch vertieft, dass er nicht mitbekam, wie Paula sich kurz mit Monica absprach, die auf der anderen Leitung immer noch Chief Superintendent Buchanan zu vertrösten suchte. Zum fünften Mal wiederholte sie geduldig: »Tweed ist im Moment nicht zu sprechen. Er telefoniert gerade. Und nein, ich weiß nicht, wie weit die Ermittlungen fortgeschritten sind.«
Paula war gegangen, nachdem sie eine kurze Notiz hinterlassen hatte: »Bin im Feinkostladen, um unserem Lord was zu essen zu besorgen.«
Tweed wählte die Nummer, die er vom Briefkopf in Smythe’ Büro abgelesen und sich gemerkt hatte.
»Im Moment geht es nicht«, fertigte Smythe ihn ab, nachdem Tweed sich gemeldet hatte. »Ich bin gerade mit einer schwierigen Transaktion beschäftigt. Rufen Sie morgen wieder an, wenn es unbedingt sein muss.«
»Einen Augenblick, Smythe. Ich muss Ihnen etwas mitteilen. Ihr Partner Kenwood ist höchstwahrscheinlich
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