Skelett
reden.«
»Das will ich Ihnen sagen«, verkündete Gallagher triumphierend. »Ich meine den Herrn Innenminister.«
»Soweit ich weiß, untersteht der immer noch dem Premierminister. Ist doch so, oder? Und der Premier steht nun einmal voll und ganz hinter mir und meinen Leuten. Das dürfen Sie im Innenministerium von mir aus gern weitergeben. Dort drüben ist die Tür.«
Gallagher öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, überlegte es sich dann aber doch anders und schlich wie ein geprügelter Hund aus dem Büro.
»Dem haben Sie es aber gezeigt«, meinte Paula. Sie stand auf und schlüpfte wieder in ihren Mantel. »Als Sie den Premierminister erwähnten, ist Gallagher das Herz in die Hose gerutscht.«
Im ersten Licht des anbrechenden Morgens stiegen sie in Tweeds Wagen, wo Butler sich mit der schussbereiten Walther in der Hand auf der Rückbank versteckte.
»Millie ist noch da«, berichtete Paula, als Tweed die Park Crescent entlangfuhr.
»Millie?«, fragte Tweed.
»Spitzname von Ken Millington, unserem heruntergekommenen Millionär. Er passt auf, ob uns jemand hinterherfährt.«
»Stimmt. Es kann gut sein, dass dieser bescheuerte Gallagher uns von einem seiner Clowns verfolgen lässt«, brummte Tweed.
»Apropos Gallagher«, sagte Paula. »Ist der denn nicht auch verdächtig? Schließlich ist er diesem Buchmacher doch zwanzigtausend Pfund schuldig. Da kämen ihm die verschwundenen vierhundert Millionen doch gut zupass.«
»Die vierhundert Millionen sind nicht mehr verschwunden«, klärte Tweed sie auf. »Sie sind längst wieder in Gantias Finanzreserven gelandet. Das geht aus den Unterlagen hervor, die Sie im Ivy Cottage entdeckt haben. Erinnern Sie sich an die Referenznummer auf der Fotokopie der elektronischen Quittung? Sie findet sich auch in den Schriftstücken, die in Christine Bartons Wohnung versteckt waren. Und das ist wiederum der Beweis dafür, dass die Summe auf eines von Gantias Konten eingezahlt wurde.«
»Wissen Sie denn jetzt auch schon, wer der Mörder ist?«
»Nein, weil ich noch nicht weiß, um wessen Referenznummer es sich genau handelt …«
»Man könnte also sagen, wir tappen immer noch im Dunkeln.«
»Ja, wir tappen im Dunkeln, und mit jeder Minute, die verstreicht, kommt die Oran näher an ihr Ziel heran. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
Drago Volkanian, der ihnen höchstpersönlich die Tür öffnete, trug einen teuren grauen Maßanzug, der so geschnitten war, dass er seinen mächtigen Bauch ziemlich gut kaschierte. Der riesige Armenier lächelte Paula und Tweed freundlich an und bat sie ins Haus. Von der asiatisch aussehenden jungen Dame, die ihnen bei ihrem letzten Besuch die Tür geöffnet hatte, war diesmal nichts zu sehen.
»Morgenstund hat Gold im Mund, Mr Tweed«, sagte Volkanian mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme.
»Ich schätze Menschen, die zeitig auf den Beinen sind. Sie regieren die Welt, während die anderen noch schlafen. Dürfte ich Ihnen vielleicht ein kleines Frühstück anbieten?«
Er führte sie zu einem Tisch in der Ecke, auf dem Teller und Tassen aus teurem Rosenthal-Porzellan standen, und ging dann zu einer Kaffeemaschine, unter der eine frisch gebrühte Kanne mit köstlich duftendem Kaffee stand.
»Hier sind Brötchen und Orangenmarmelade«, sagte er, während er seinen Gästen eingoss. »Bitte greifen Sie zu.«
Paula ließ sich das nicht zweimal sagen und biss in eines der frischen Brötchen. Es schmeckte köstlich.
»Nun, wie kann ich Ihnen helfen, Mr Tweed?«, fragte Volkanian. »Ich muss Ihnen gestehen: Sie sind wirklich ein Mann nach meinem Geschmack - immer im Dienst für das Wohl der Allgemeinheit. Die Zeitungen sind ja alle voll mit Schlagzeilen über diesen grässlichen Fall, in dem Sie ermitteln.«
Tweed ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Er verzehrte in aller Ruhe ein Marmeladenbrötchen und trank seinen Kaffee. Dann sah er seinen Gastgeber durchdringend an.
»Ich habe Ihnen diese Frage zwar schon einmal gestellt, aber ich möchte es dennoch noch einmal wissen: Wie viele Personen haben einen Schlüssel zu Ihrer Waffenfabrik?«
»Larry, Lucinda, Michael und Aubrey Greystoke. Die arme Lee hatte ebenfalls einen Schlüssel. Sie fehlt mir sehr.«
»Wieso Greystoke?«, fragte Tweed verwundert. »Er ist doch Ihr Finanzexperte, wenn ich mich nicht irre.«
»Das ist er in der Tat. Es mag Ihnen seltsam erscheinen, dass Aubrey Mitglied unseres erlauchten Zirkels ist, aber ich habe vor einiger Zeit sehr kostspielige Umbauten in
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