Skelett
Er ist ein schlauer Fuchs.«
»Wissen Sie, welcher Religion er angehört?«, fragte Marler.
»Er ist Katholik, geht aber so gut wie nie in die Kirche, nur hin und wieder zur Beichte. Wir glauben übrigens, dass er sich momentan in England aufhält.«
»Würde er einen Priester töten, wenn das Geld stimmt?«
»Bestimmt nicht!«, entgegnete Loriot wie aus der Pistole geschossen. »Nicht für alles Geld der Welt.«
»Vielen Dank. Das wär’s auch schon. Wir haben es eilig.«
»Passen Sie auf sich auf, Marler.«
Nachdem Marler aufgelegt hatte, sagte Newman: »Wozu alle diese Fragen?«
Marler achtete nicht auf ihn, sondern schlüpfte wortlos in seinen Mantel und ging zur Tür.
Im Vorbeigehen sagte er zu Tweed: »Ich muss noch was erledigen. Ich treffe Sie dann in der Haltebucht bei Wyle.«
Draußen im Regen eilte Marler zu seiner Harley-Davidson, die er in einer Seitenstraße abgestellt hatte. Er hatte es eilig, zu einem Kostümverleih zu kommen, der gleich in der Nähe lag und sich rühmte, jedes erdenkliche Theaterkostüm bereitstellen zu können. Eine Plastiktüte in der einen, ein Bündel mit Zwanzigpfundscheinen in der anderen Hand, betrat Marler den Laden.
Er erklärte dem Besitzer sein Anliegen und fragte, ob er die gewünschten Sachen gleich anprobieren könne. Zwei Minuten später brachte der Mann ihm das Gesuchte. Marler zog seinen Regenmantel aus und schlüpfte in das Kleidungsstück. Es passte wie angegossen.
Hastig warf er die geforderte Summe auf den Ladentisch und stopfte seine Neuerwerbung in die mitgebrachte Plastiktüte. Gleich darauf war er schon wieder aus dem Laden, schob die Tüte in die Packtasche des Motorrads und brauste zurück in die Park Crescent.
Dort angekommen, stellte er das Motorrad wieder in der Seitenstraße ab. Er kritzelte eine kurze Notiz für Harry Butler auf einen Zettel, den er unter den Scheibenwischer des ersten Landrovers klemmte, bevor ersich hinter das Steuer des zweiten Geländewagens schwang.
Tweed hatte gerade seine Tasse Tee ausgetrunken, als Butler ins Büro gerannt kam und überaus aufgeregt - was eigentlich ungewöhnlich für ihn war - einen Zettel schwenkte. Er blieb vor Tweeds Schreibtisch stehen.
»Marler ist in einem der Landrover weggefahren. Immerhin war er so freundlich, uns diese Notiz zu hinterlassen.«
Tweed nahm den Zettel, den Butler ihm auf den Schreibtisch gelegt hatte. Die Schrift war kaum zu lesen, so eilig hatte es Marler offensichtlich gehabt: »Nichts für ungut, Harry. Ich gehe einem Hinweis nach. Marler.«
»Er schreibt nicht einmal, was das für ein Hinweis ist«, sagte Butler ziemlich aufgebracht. »Und jetzt haben wir nur noch einen Landrover, um nach Wylye zu kommen …«
»Jetzt beruhigen Sie sich doch«, sagte Tweed gelassen. Er konnte sich schnell auf veränderte Situationen einstellen. »Harry, Sie fahren. Für Newman und Nield ist hinten noch jede Menge Platz. Und die Waffen, die in dem zweiten Wagen sind, dürften doch ebenfalls ausreichen, oder? Gut. Wenn Sie an Stonehenge vorbeifahren, werden sich alle Ihre Mitfahrer unter ein Segeltuch ducken. Sind Sie abfahrbereit? Gut, dann fahren Sie jetzt los.«
Als der Rest der Mannschaft das Büro verlassen hatte, wandte Monica sich an Tweed und sah ihn fragend an.
»Mir ist aufgefallen, dass Sie, kurz bevor Marler weg ist, Paulas Handy an sich genommen haben. Aber was nützt Ihnen Ihr Team, wenn es viele Meilen von Ihnen entfernt in Wylye ist? Ich habe mir das mal auf der Karte angesehen.«
»Man kann nie wissen«, sagte Tweed und schlüpfte in seinen Mantel. »Noch eins. Es ist zwar eher unwahrscheinlich, aber falls Charmian noch einmal anruft und mich sprechen will, dann sagen Sie ihm, dass ich schon lange weg bin.«
»Viel Glück«, wünschte ihm Monica mit einem leichten Zittern in der Stimme.
Tweeds Gedanken überschlugen sich, als er aus London hinaus auf die M3 fuhr. Die Rushhour war vorbei, und der Verkehr floss ruhig dahin. Es war bereits dunkel. Ob Paula noch am Leben war? Tweed bemühte sich, die anstürmenden Emotionen zurückzudrängen, weil sie ihn am logischen Denken zu hindern drohten. Vor vielen Jahren war er einmal in Stonehenge gewesen. Dank seinem fotografischen Gedächtnis konnte er sich nach kurzem Überlegen noch in allen Einzelheiten an die berühmte kreisförmige Megalithen-Anlage erinnern. Man nahm an, dass diese Steinblöcke vor tausenden von Jahren ein Kultplatz für heidnische Gottheiten gewesen waren.
Manche der senkrecht
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