Skelett
selbst übertroffen.«
Tweed warf einen Blick auf die Zeitung, die auf der dritten Seite aufgeschlagen war. Bereits die Überschrift sprang dick und fett und effekthascherisch ins Auge.
DARTMOOR-KILLER FORDERT VIERTES OPFER
Polizei steht vor einem Rätsel
Nach den beiden übel zugerichteten Leichen im Dartmoor wurde nun auf einem Hausboot in Wensford, in der Nähe der M3, eine dritte Leiche aufgefunden … Die Gefahr wächst auch in London … Nummer vier ist die in ihrer Wohnung in Fulham aufgetauchte Leiche einer Wirtschaftsprüferin … Die Polizei tappt völlig im Dunkeln und hat deshalb den Fall an Mr Tweed, den stellvertretenden Direktor des SIS, übergeben. Gleichzeitig wird die Bevölkerung dringend aufgefordert, Türen und Fenster zu verschließen und nach Einbruch der Dunkelheit keine Fremden mehr ins Haus zu lassen. Jeder könnte der Nächste sein!
»Dieser Franklin gehört eingesperrt!«, schäumte Tweed.
»Das ist doch reine Panikmache. Außerdem hat er die Reihenfolge der Leichenfunde durcheinander gebracht. Die in Fulham war die dritte Leiche.«
»Das hat er bestimmt mit Absicht gemacht«, sagte Newman. »So liest sich die Geschichte besser. Auf diese Weise kann er ganz London in Angst und Schrecken versetzen. Drew weiß, wie er die Fakten verdrehen muss, um einen Artikel noch reißerischer zu machen.«
»Wo steckt eigentlich Paula?«, fragte Tweed, dem plötzlich auffiel, dass er seine Assistentin nun schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen hatte.
»Sie ist in den Imbissladen gegangen, um unserem Lord etwas zu essen zu besorgen«, erklärte ihm Monica. »Ich konnte ja nicht weg, weil ich Buchanan in Schach halten musste. Der wollte unbedingt mit Ihnen reden, weil …«
»Wie lange ist das her?«, fragte Tweed und stand auf.
»Schon eine ganze Weile«, sagte Monica, die sich auf einmal selbst Sorgen machte. »Bestimmt schon eine Viertelstunde. Vielleicht auch länger.«
»Macht euch sofort auf die Suche nach ihr!«, rief Tweed mit wachsender Nervosität. »Alle! Sofort raus mit euch! Ich bleibe hier am Telefon.«
25
Paula hatte das Gebäude verlassen und war auf dem Weg zum Imbissladen in der Baker Street. Zuvor hatte sie sich prüfend auf der Straße umgesehen, aber nur die reglose Gestalt des Stadtstreichers gesehen, der in einem Hauseingang Zuflucht vor dem Regen gesucht hatte.
Als sie um die Ecke bog, rutschte ihr der Riemen ihrer Umhängetasche über die Schulter. Sie blieb nicht stehen, sondern schob im Gehen den Riemen wieder nach oben und hielt ihn gerade fest, als sich zu ihrer Linken eine schmale Sackgasse öffnete.
Dann geschah alles so schnell, dass sie keine Zeit mehr zum Reagieren hatte. Eine Hand packte sie am linken Arm und zerrte sie von der Park Crescent in die kleine Seitenstraße. Dabei glitt ihr die Umhängetasche von der Schulter und fiel zu Boden. Paula roch Chloroform und drehte den Kopf zur Seite, aber es war vergebens. Jemand presste ihr ein Tuch auf Mund und Nase, und sie spürte, wie ihr schwindelig wurde. Dann hatte sie das Gefühl, als ob ihr eine Plane über den Kopf gezogen würde. Etwas Hartes traf sie an der Schläfe, und obwohl sie sich alle Mühe gab, sich aus der Plane zu befreien, schaffte sie es nicht.
Mehrfach wurde ein Seil um das Segeltuch geschlungen, bis Paulas Arme und Beine eng am Körper lagen. Dann wurde die zu einem Bündel verschnürte Paula hochgehoben und auf den Rücksitz eines Wagens geworfen. Sie spürte, wie sich jemand auf sie legte.
Unter dem Segeltuch tasteten sich Hände an ihren Beinen hinauf, sodass Paula schon Angst hatte, vergewaltigt zu werden. Dann aber merkte sie, dass man ihr lediglich Handschellen aus Plastik anlegen wollte. Anschließend wurde sie über den Rand des Rücksitzes in den Zwischenraum zum vorderen Sitz gerollt. Dort blieb sie liegen und rührte sich nicht, um ihre Entführer glauben zu lassen, dass das Chloroform ihr tatsächlich das Bewusstsein geraubt hatte. Auf einmal befingerte jemand ihr Gesicht. Man riss ihren Mund auf und steckte einen Knebel hinein, der danach mit Klebeband fest verschlossen wurde.
Schließlich wurde eine Steppdecke auf sie geworfen, wahrscheinlich um sie darunter zu verstecken, falls jemand in den Wagen sah. Sie hörte, wie die Wagentür zugeschlagen wurde. Gleich darauf wurde der Motor angelassen, und das Fahrzeug setzte sich in Bewegung. Paula glaubte, dass es in Richtung Baker Street losfuhr. Statt vergebens mit ihren Fesseln zu kämpfen, legte sie den Kopf auf die
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