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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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befinden, das war ihm klar. Nur mit großem Glück würde er lebend davonkommen.
     
    Paula wusste, dass Tweed bald zu ihr kommen würde, und machte sich große Sorgen um ihn. Sie sog die kalte Luft tief ein und bemühte sich, ihre Angst zu unterdrücken. Am wichtigsten war jetzt, dass sie zum richtigen Zeitpunkt aktiv wurde. Sie streckte das rechte Bein so weit von sich, wie es ging, wobei sich ihr der Strick, mit dem sie an den Steinblock gefesselt war, tief ins Fleisch schnitt. Sie zählte leise vor sich hin und überlegte, wie viele Schritte Tweed wohl brauchen würde, bis er bei ihr war.
    Charmian stand reglos an seinen riesigen Steinblock gelehnt und hielt die Glock mit beiden Händen im Anschlag. Auch er überlegte sichtlich, an welcher Stelle Tweed wohl auftauchen würde. Die Stille, die über Stonehenge lag, war nun fast unerträglich.
    Als Paula mit dem rechten Fuß einen kleinen Felsbrocken erreichte, der vor ihr im braunen Gras lag, holte sie noch einmal tief Luft. Dann geschah alles so schnell, als wäre es zuvor hundertmal eingeübt worden. Paula versetzte dem Felsbrocken einen Tritt, sodass er gegen einen anderen, größeren Felsblock knallte. Das Geräusch ließ Charmian für den Bruchteil einer Sekunde herumwirbeln - genau in dem Augenblick, in dem Tweed, der sich durch das Gestrüpp zwischen den Felsblöcken herangerobbt hatte, aufstand und mit seiner Walther auf den Franzosen zielte. Im selben Moment zog der »Priester« ein Armalite-Gewehr unter seiner schwarzen Soutane hervor, zielte und drückte sofort ab, als er das Gesicht des Killers im Fadenkreuz hatte. Eine Millisekunde bevor Charmian seine Glock abfeuern konnte, traf Tweeds Geschoss ihn im Unterleib, während das Projektil aus Marlers Gewehr dem Franzosen den Nasenrücken durchschlug, um dann am Hinterkopf wieder auszutreten. Blut, Knochensplitter und Hirnmasse spritzten auf den Steinblock hinter ihm. Während Charmian zusammensackte, riss sich Marler den breitkrempigen Hut vom Kopf und rannte auf Paula zu, die vor lauter Erleichterung in Tränen ausbrach.
     
    Auch Tweed eilte, so schnell er konnte, zu Paula, aber Marler war als Erster bei ihr. Mit einem Taschenmesser durchtrennte er die Seile, mit denen sie an den Steinblock gefesselt war und griff ihr unter die Arme, weil sie nicht in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten. Dann nahm er ihr den Knebel aus dem Mund.
    »Großer Gott!«, stammelte sie. »Ich hatte solche Angst um Sie … Beinahe hätte ich den Verstand verloren.«
    »Hauptsache, Ihnen ist nichts passiert«, sagte Marler mit ungewohnt belegter Stimme. »Möchten Sie einen Schluck Wasser?«
    »O ja, bitte«, sagte sie heiser.
    Marler schraubte die Flasche auf, die er aus seiner Tasche geholt hatte, und gab sie Paula.
    »Vielen Dank«, sagte sie, nachdem sie einen großen Schluck genommen hatte. »Ich bin vor Durst fast umgekommen.«
    Gestützt von Marler, dehnte und streckte sie vorsichtig die Beine, bis sie spürte, dass diese sie jetzt wieder problemlos tragen würden. Während sie zwischen Tweed und Marler ein paar tastende Schritte machte, redete sie auf die beiden ein.
    »Irgendwie kam mir Ihr Gang bekannt vor, Marler, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass Sie es wirklich sind.«
    »Wozu eigentlich diese merkwürdige Verkleidung?«, fragte Tweed und bemühte sich, die Stimmung wieder etwas aufzulockern.
    »Ich habe doch mit Paris telefoniert, und da hat mir Loriot erzählt, dass Charmian niemals auf einen Priester schießen würde. Darauf habe ich spekuliert, und es hat ja auch geklappt. Jetzt sollten wir hier aber lieber aufräumen und alle Spuren beseitigen.«
    »Und wie wollen Sie das anstellen?«, sagte Tweed.
    »Kommen Sie, Paula«, sagte Marler. Er zog ein großes weißes Tuch aus seinem Mantel und reichte es ihr. »Meinen Sie, Sie könnten den Steinblock von dieser Schweinerei säubern?«
    Marler war ein guter Psychologe. Paula, die sich langsam von ihrem Schock wieder erholte, musste dringend mit etwas beschäftigt werden, und sei es auch noch so makaber. Sie würdigte den Leichnam des Franzosen nur eines kurzen Blickes, als sie vorsichtig über ihn hinwegstieg, um dann mit dem Tuch das Blut und die Gehirnmasse von dem Stein zu wischen. Ihr war vollauf bewusst, dass dieser Mann, ohne mit der Wimper zu zucken, erst Tweed und dann sie getötet hätte.
    Während sie beschäftigt war, führte Marler Tweed zu einem viereckigen Loch im Boden, das ein Stück außerhalb des Steinkreises mit einem massiven

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